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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 1/2.1980
Seite: 136
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-01-02/0142
Das Hochstift Basel war im 12. Jahrhundert an etwa 50 Orten im Breisgau
reich begütert. Der Bischof selbst hatte in bevorzugten Lagen seine Weingärten,
in Haltingen, Istein, Binzen und Schliengen, die er durch seine Eigenleute
in der Fron bewirtschaften ließ. Besonders intim war er mit seinem ansehnlichen
Haltinger Rebgut verbunden, wie ein Weistum aus dem 15. Jahrhundert berichtet:
. . . „Item sollen die Bannwarte von Haltingen ihrem Bischof [Dorfherrn] zu
Basel am Ende des Herbstes ein Hengeli trüblen, von den besten im Bann von
jedwedem gemeiniglich schniiden, dieselbe hengel sol an einer Stangen zu Basel
über die Rhynbrouck von zweyn bannwarten getragen werden. Und den hengelen
solent die anderen banwart noch gon in eines hern von Basel hof, da sol inen
der Buwmeister ir Abendbrot erbarlich bereit halten und sie danach in die bad-
stuben schicken und den badstuben trunk geben und für sie zahlen."

Doch schrumpften mit dem allgemeinen Rückgang des grundherrlichen Eingusses
des Bischofs auf der rechten Rheinseite mit der Zeit auch dessen Rebgärten
zu Istein, Binzen, Haltingen, Weil und Schliengen bis auf wenige Reststücke
zusammen. An die Stelle des Bischofs traten andere gewichtige Herren, vor allem
der Abt von St. Blasien. So blieb der Fürstbischof wohl noch de jure bis um
1800 der Oberherr zu Haltingen, doch der Markgraf als sein Vasall — Lehensträger
— handhabte in der Tat und souverän alle landesherrlichen Rechte und
genoß dort bevorzugt Steuer, Zins und den (Laien-) Zehnten, also auch den
Zehntwein: Der Röttier Hofküfer, der zu Haltingen neben dem Trottschopf
hauste, registrierte im Jahre 1718 an Einnahmen 220 Saum Zehntwein, außerdem
90 Saum Kelterwein, 21 Saum Steuerwein und je Jucherte Reben 8 Maß
Bannwein.

Daneben waren die Rebbauern den sog. Bodenzinswein schuldig, eine feststehende
, verbriefte jährliche Abgabe an den jeweiligen Grundherrn eines Rebstückes
, welche „ablösig" oder „unablösig und ewig" dem Grundstück anhaftete
und mit dem Erbe oder Verkauf mit übernommen wurde. Von einzelnen, bestimmt
ausgesteinten Rebstücken innerhalb des „Großen-Zehnt"-bereiches wurde nicht der
zehnte Teil, also das 10. Büggi gefordert, sondern der 3., 4., 5., 6. Teil-Wein,
je nach dem Anschlagswert des Zinsherrn. Solche Teilwein-Reben gab es allerorten
, vor allem aber an st. bläsischen Orten.

An herrschaftlichen Einnahmen vom Verkauf und Ausschenken des Weins
wurden das Ohmseid, das Umgelt, je Saum 4 ß und der Maßofennig, je Saum
8 Batzen bei der Röttier Burgvogtei verbucht. So standen in allen unseren Rebdörfern
die großen und daneben die kleinen Grundherren beim Herbsten und
Trotten an. Zuerst zapften die Zehntherren ihren Anteil weg in ihre „Le:t-
fässer": In Weil die Dompropstei neben St. Blasien; in Haltingen eben der Röttier
Hofküfer; in Binzen der Basler Bischof (9/16), der Konstanzer Bischof (4/16)
und der Markgraf (3/16); in Fischingen die Deutschherren zu Beuggen; in
Egringen der „Große Spital" zu Basel, in Kirchen und Eimeidingen das Basler
Chorherrenstift St. Peter; in Istein der Dompropst von Basel, der von seinem
Dinghof durch den bestellten Meier und seine 12 Huber u. a. 52 Mannwerk
(ca. 20 ha) Reben, zum Teil im Eigenbau bewirtschaften ließ und außer dem
Weinzehnten von jedem Huber noch 6 Saum roten oder 3 Saum weißen Wein
bezog; in Efrinsen, Kleinkems und Blansingen herbstete St. Blasien mit, in
Rheinweiler und Bamlach die Herren von Rotberg, in Bellingen die von Andlau,
in Schliengen und Mauchen der Basler Bischof, das Säckinger Damenstift und
die Johanniter; in Auggen das Basler Domstift.

In jedem der genannten Orte holten neben vorrangigen Zins- und Zehntherren
auch die Basler Klöster und Stifte ihren Tischwein regelmäßig ab. Kapitalherren
und andere reiche Basler Bürger sicherten als Gläubiger ihre Darlehen mit Rebgütern
als Pfand oder Eigen gegenüber ihren vielen Schuldnern ab. Im 18. Jahrhundert
besaßen Basler Herren im Weiler Rebberg noch 80 Jucherten, was aber von

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