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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 1/2.1980
Seite: 154
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-01-02/0160
bauinstituts in Forschung und Praxis gehört — wenn auch natürlich in weit größeren
Dimensionen —, das nahm Blankenhorn in seinem privaten önologischen
d. h. wein- und weinbaukundlichen Institut in Karlsruhe in Angriff, ganz auf
sich allein gestellt, und ganz aus eigenen Mitteln. Er hat sein Institut in den
Jahren 1872 bis 1875 ohne staatliche Finanzhilfe — die ihm abgelehnt wurde
— aufgebaut und betrieben. Kein anderes ähnliches Institut bestand damals in
Deutschland. Weinbau und Kellerwirtschaft standen damals, als Blankenhorn
mit seiner wissenschaftlichen Arbeit begann, in mancher Hinsicht auf einer
Stufe, die man am besten charakterisieren kann mit dem Satz Leonardo da Vincis
:

„Die an der Praxis ohne Wissenschaft Gefallen finden, sind wie die Schiffer
ohne Steuer und ohne Kompaß: Sie wissen nie, wohin die Fahrt geht."

Der erste Direktor des im Jahr 1921 gegründeten Badischen Weinbauinstituts,
Dr. Karl Müller, ein Berufener also, rühmte Wissen. Organisationstalent und
Pionierarbeit, die Blankenhorn für den deutschen und den europäischen Weinbau
geleistet hat, womit er seiner Zeit weit voraus, jedoch zu Lebzeiten ohne
die verdiente Anerkennung und Förderung gewesen sei, mit folgenden sachlich-
nüchternen Sätzen:

„Seine Verdienste bestehen in der klaren Erkenntnis, durch möglichst umfangreiche
Erforschung des Weinstocks und der Gärungsorganismen Weinbau
und Kellerwirtschaft auf eine höhere Stufe führen zu können; bestehen
in der Forschung über die Reblaus und in seinen Bestrebungen zur Unterdrückung
dieses für den Weinbau gefährlichsten und bedrohlichsten Insekts
; bestehen in der Zusammenstellung aller bisher erschienenen Literatur
über Weinbau und Kellerwirtschaft; bestehen in seiner führenden Teilnahme
bei der Schaffung der internationalen ampelographischen (d. h. Wein-
stock-Kunde) Kommission und in der Gründung des deutschen Weinbauvereins
im Jahr 1874 und anderer Interessenverbände."

So war vieles, was erst lange nach seinem Tod in Wissenschaft, Praxis und
Organisation zu Nutz und Frommen des Weinbaus und der Kellerwirtschaft
nicht nur bei uns, sondern weltweit reiche Frucht trug, schon damals in seinem
wissenschaftlichen Wirken, in seinem Gedankengebäude, aber auch in seinen
praktischen Versuchen enthalten: gewissermaßen vorprogrammiert wie die Ähre
im Keim des Saatkorns, wie der fruchttragende Baum im Kern der Schale.

Weil er es war, der so „Steuer und Kompaß für sichere Fahrt" schuf, sollte
endlich eine Fördermedaille geschaffen werden, die seinen Namen trägt. Es gibt
zwar eine „Müller-Thurgau-Medaille" der Geisenheimer, und es gibt eine „Bassermann
-Medaille" der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft. Aber es gibt immer
noch keine „Professor-Dr.-Adolph-Blankenhorn-Medaille", wie sie schon
vor Jahrzehnten von Otto Ernst Sutter und in der Folgezeit von vielen anderen
vorgeschlagen worden war. So möchte ich der Hoffnung Ausdruck geben, daß
unser Weinbauverband und unser staatliches Weinbauinstitut im Verein mit
der Stadt Müllheim als das wohl hierfür legitimierte Triumvirat recht bald eine
solche Medaille schaffen, um damit diesen großen Forscher und Pionier posthum
zu ehren und mit dieser Medaille, die ebenfalls dringliche Möglichkeit zu schaffen
, hervorragende Verdienste auf dem Gebiet der Weinforschung durch die
Verleihung dieser Medaille auszuzeichnen.

Auch in seiner sozialen Einstellung war Blankenhorn ein Vorläufer, seiner
Zeit und seinen Standesgenossen weit voraus. So schuf er zur Förderung des
geistigen und wirtschaftlichen Wohls seiner Mitarbeiter Statuten für einen Weinbauarbeiter
- und Arbeiterinnenverein. Seine Uneigennützigkeit, seine Leutseligkeit
und seine Opferbereitschaft waren ohne Grenzen. Schon damals verwirk-

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