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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 1/2.1980
Seite: 156
(PDF, 39 MB)
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lichte er unter Einsatz seines Vermögens das Postulat unseres Grundgesetzes,
das Eigentum verpflichtet. Er war ein Feind der Völlerei, des Alkoholmißbrauchs
und des Nichtstuns. Er ruderte in vielem gegen den Strom und trug den
Kopf über den Wolken seiner Zeit. — Doch, schon als Kind von anfälliger Gesundheit
, hielten in späteren Jahren seine körperlichen und seelischen Kräfte
dem unbändigen Arbeitseifer nicht länger stand, so daß sein Alter nicht ohne
Tragik war. — Daß wir mit zahlreichen Exponaten an diesen großen Sohn
unserer Stadt erinnern können, verdanken wir vor allem seinem Enkel, Herrn
Botschafter Herbert Blankenborn, der, ebenso wie es schon sein Vater Oberst
Erich Blankenborn getan hat, unsere Museumsarbeit immer wieder großzügig
fördert mit zahlreichen wertvollen Leihgaben. Darunter befinden sich als besondere
Kostbarkeiten 2 Bände der lückenlosen Originalbriefe, die Adolph
Blankenborn im Alter von 12 bis 37 Jahren an seine Eltern geschrieben hat.
Auch den interessanten fachlichen Briefwechsel Blankenborns aus den Jahren
1872 bis 1880 mit Dr. Friedrich Hecker, dem ehemaligen Rechtsanwalt aus
Mannheim, dem Freiheitskämpfer, der nach dem Scheitern der 48er Revolution
nach Amerika geflohen war, können wir ausstellen. Hecker, der sich auf seiner
Farm in Illinois ebenfalls wissenschaftlich und praktisch sehr erfolgreich mit
Weinbau und Rebenzüchtung befaßte, stand in diesen Jahren in fruchtbarem
Gedankenaustausch besonders über die Phyloxera, die Reblaus, die den europäischen
Weinbau zunehmend gefährdete.

In diesem Zusammenhang läßt nun aufhorchen, was Hecker am 28. 10. 1874
an Blankenborn schrieb:

„Man wird in Europa keine andere Wahl haben, als die amerikanischen
kraftvollen, den Verwüstungen des Insekts Widerstand leistenden Rebsorten
einzuführen."

Hecker hat also schon vor 105 Jahren vorausgesagt, daß der konventionelle
Vertilgungskampf der europäischen Winzer, Regierungen und Parlamente gegen
die Reblaus letzten Endes hoffnungslos und ein Faß ohne Boden sei! Vielmehr
hat er schon damals empfohlen, den europäischen Weinbau unter Zuhilfenahme
reblausresistenter amerikanischer Reben zu betreiben, also gewissermaßen nicht
mehr gegen die Reblaus, sondern mit der Reblaus. Erst in diesem Jahrhundert
und systematisch erst nach dem zweiten Weltkrieg, also dreiviertel Jahrhundert
später, ging man im Markgräflerland dazu über (in anderen Gebieten geschah
dies noch später), die gesamten Rebberge nach und nach umzustellen auf Pfropfreben
, bestehend aus Amerikanerunterholz und aufgepfropften europäischen
Edelreben, und damit den Weinbau im Verbund mit gleichzeitiger Flurbereinigung
auf eine wirtschaftlich gesunde Basis zu stellen. — Das wissenschaftliche
Vermächtnis beider Freunde hat damit schließlich doch reiche Frucht getragen.
Ein Beispiel späten Lorbeers!

2. Ein weiterer Sdowerpunkt unseres Museums sind die beiden Räume, deren Ausstattung
wir überwiegend dem Ingenieur Kurt 'Werner Beidek (15. 1. 1892 bis
29. 11. 1957) und seiner Ehefrau Lisbeth, geb. Scheffelt (5. 2. 1892 bis 21. 3.
1976), verdanken. Beide Eheleute errichteten 1953 in notarieller Urkunde eine
Zustiftung zum sogenannten Hospitalfonds, im Gedenken an ihren einzigen, im
Krieg gefallenen Sohn Dieter und den im 1. Weltkrieg gefallenen Bruder und
Schwager Richard Beidek. Der Hospitalfonds geht auf das Jahr 1824 und den
Altvogt Nikolaus Blankenborn zurück, der mit einer Stiftung von 200 Gulden
eine Welle tätiger Nächstenliebe auslöste. In der Folge bis zum Jahr 1843 machten
viele andere Familien Zustiftungen, so die Fark, die Krafft, die Väsin, die
Engler, die Scholer, die Willin, die Koger, die Heidenreich, die Wechsler, die
Blankenborn, nicht zu vergessen mehrere jüdische Mitbürger und schließlich 15
Zünfte, so daß auf dem Platz der ehemaligen Zehntscheuer ein Zunfthospital
gebaut und — gut Ding wollte damals noch Weile haben — 1847 fertiggestellt

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