Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 1/2.1980
Seite: 163
(PDF, 39 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-01-02/0169
und im Weinhandel zugewachsen ist, das hat sich daheim im aufstrebenden
Betrieb des Vaters erfolgreich niedergeschlagen. Im Jahr 1913 nahm der Vater
seine beiden Söhne als Teilhaber in die Firma auf. Als der erste Weltkrieg ausbrach
, ruhte der gesamte Betrieb wieder allein auf den Schultern des Vaters,
weil beide Söhne bis Kriegsende an der Front standen. Unversehrt aus dem
Krieg zurückgekehrt, verknoteten die beiden Junioren die angeknüpften zarten
Bande, und zwar im gleichen Jahr 1920 zur Ehe: der Ältere mit Ada, geborenen
Hennenbruch (13. 1. 1895), der Zwillingsschwester eines Kriegskameraden aus
dem Ruhrgebiet, wo sein Regiment aufgelöst wurde — gewissermaßen also eine
verspätete Kriegsbeute —, der Jüngere mit der Tochter Paula, auch einer Kaufmannsfamilie
entstammend, und zwar der Orths aus Meßkirch.

Nun war's so weit, daß sich der Senior mehr und mehr aus dem Geschäft
zurückziehen und die Zügel seinen beiden Söhnen überlassen konnte, die in
harmonischer Zusammenarbeit das vom Vater in zäher Arbeit Geschaffene mehrten
: durch weiteren Neu- und Ausbau die Keller, durch Zuerwerb den Rebbestand
, durch verstärkte Reisetätigkeit und intensive Werbung den treuen
Kundenstamm in der Gastronomie und bei Privaten weit über die Grenzen
Badens hinaus.

Am 25. 1. 1927 verstarb der Firmengründer im Alter von 80 Jahren. 8 Jahre
später (22. 11. 1935) folgte ihm seine treue Lebensgefährtin im Tode. Das
50jährige Firmenjubiläum im Jahre 1929 konnte sie voll Stolz auf ihre beiden
Söhne noch mitfeiern.

Uberall legten die beiden Brüder selbst mit Hand an: bei den Rebarbeiten,
im Keller und beim Versand. Sie beschränkten sich aber nicht darauf, nur die
eigenen Pferde zu tränken. Stets haben sie auch am öffentlichen Leben aktiv
und fördernd teilgenommen. So Hermann lange Jahre als Gemeindeverordneter
im Bürgerausschuß bis zu dessen Auflösung 1933 und so Hans, der nach dem
Ende des 1000jährigen Reichs das Ehrenamt des Stadtrats versah, wobei ihm
dank seiner Sprachkenntnisse die verantwortungsvolle Funktion eines Dolmetschers
und Fürsprechers für die Stadt und ihre Bürger während der schweren
ersten Zeit der Besatzung oblag. Auch dem Ehrendienst in der Freiwilligen
Feuerwehr haben sich beide mit Eifer gewidmet. Diese vielfältigen Verdienste,
nicht zuletzt auch die des langjährigen Kommandanten und späteren Ehrenkommandanten
Hermann Germann beim Aufbau der Wehr dürfen in dieser
Stunde als Beispiele ebenso erwähnt werden wie auch ihre aktive Förderung
zahlreicher anderer ideeller Vereine und Organisationen, weniger um beide ins
lobende Licht zu rücken als vielmehr um zum Nacheifern anzuregen in unserer
heutigen Zeit, in der sich der einzelne zunehmend der Teilhabe am öffentlichen
Leben und an der Übernahme freiwilliger Pflichten im Dienste seiner Mitmenschen
verschließt.

Aber auch die Förderung des Weinbaus im Sinne des Qualitätsgedankens
haben sie sich frühzeitig eingesetzt, immer in engem Kontakt und fruchtbarem
Gedankenaustausch mit allen Abteilungen des Staatlichen Weinbauinstituts, mit
dem Badischen Weinbauverband, und den Regierungsstellen in Freiburg und
Stuttgart. Und dies alles stets in freundschaftlichem Wettbewerb mit anderen
oberbadischen Weingütern. So gehörten sie zu den ersten, die in ihrem Weingut
neben dem Gutedel auch andere Sorten anpflanzten und damit bewiesen, daß auf
den Böden der Markgrafschaft auch Ruländer, Silvaner, Weiße Burgunder usw.
Spitzenweine erbringen. Zusammen mit anderen führten sie als erste für Ausschankweine
die Literflasche ein, die nach und nach den Versand im Faß ablöste.
Neuzüchtungen wurden erprobt, neue Mittel im Kampf gegen tierische und pflanzliche
Schädlinge und zur Heilung von Mangelkrankheiten der Reben wurden
getestet und verbesserte technische Verfahren im Rebbau und in der Kellerwirtschaft
eingeführt. Diese ihre Pionierarbeit fand nach dem zweiten Weltkrieg

163


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-01-02/0169