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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 1/2.1980
Seite: 164
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-01-02/0170
besonderen Ausdruck bei der Umstellung der Müllheimer Rebberge auf Pfropfreben
in Verbindung mit der Flurbereinigung. Als langjähriger ehrenamtlicher
Vorstand der Rebenaufbaugenossenschaft und der Teilnehmergemeinschaft konnte
Hermann Germann mit Erfolg darauf hinwirken, daß dabei die Belange des
Naturschutzes und der Ökologie gewahrt und nicht einseitig und rigoros den
wirtschaftlichen Interessen geopfert wurden.

In der dritten Generation kam es zu einer Häufung der tragischen Ereignisse.
Der zweite Weltkrieg brachte viel Unglück über das Haus Germann. Die Familie
Hans G. verlor 1942 den ältesten ihrer beiden Söhne. Der einzige Sohn der
Familie Hermann G. ist gegen Kriegsende auch gefallen. Dabei standen beide
Väter selbst noch jahrelang draußen an der Front. Doppelt schwere Zeiten
daheim für die beiden Ehefrauen, die in Vertretung ihrer Männer den Betrieb
aufrecht erhielten.

Nach diesem schmerzlichen Aderlaß konzentrierten sich alle Hoffnungen auf
Günter, den letzten Sohn der Familie Hans G. (geb. 11.3. 1928, gest. 14. 3. 1972).
Nach dem Abitur absolvierte er eine Banklehre und ein fachwissenschaftliches'
und praktisches Vollstudium in Geisenheim, das zu mehrjähriger Mitarbeit in
einem befreundeten Weingut in Maikammer überleitete. Bei beruflichen Aufenthalten
in der französischen Schweiz und in Spanisch-Marokko vervollkommnete
er seine kaufmännischen und Fremdsprachenkenntnisse. Diese umfassende Ausbildung
qualifizierte ihn im besonderen Maße für den zukunftsweisenden weiteren
Ausbau des Weinguts und der Weinkellerei. So trug er in der guten Tradition
von Vater und Onkel entscheidend zur fortschrittlichen Weiterentwicklung und
Modernisierung des Familienbetriebs bei. Zumal nach dem Tod seines Vaters
Hans Germann im Jahr 1969 waren alle Hoffnungen verstärkt auf ihn gerichtet
. Umso furchtbarer war der Schicksalsschlag für seine junge Frau Christa,
für seine Kinder, für seine Mutter, für die ganze Familie, als er am 14. März
1972 erst 44jährig plötzlich an einem Herzinfarkt verstarb. Ein lähmender
Schicksalsschlag auch für den Betrieb. Zwar mühte sich der greise Onkel noch
einige Zeit mit Hilfe der bewährten Mitarbeiter, das Schiff auf Kurs zu halten,
bis zu Beginn des Jahres 1976 der Betrieb ganz auf Frau Christa Germann
überging, die ihn heute mit Tatkraft, Umsicht und neuen Ideen über die Jahrhundertschwelle
führt.

Blickt man nun zurück, so wird man sagen müssen, daß in drei Generationen
den Männern der Familie das große Glück beschieden war, immer tüchtige
Frauen an ihrer Seite zu haben, die sich in allen Lebenslagen bewährten und
sich selbst in den schlimmsten Zeiten durch Standfestigkeit auszeichneten.

Doch wie wäre es möglich gewesen, dies alles zu bewirken und dies alles
zu bestehen ohne die Treue und den Fleiß so vieler, meist langjähriger Mitarbeiter
! Sie alle haben in Vergangenheit und Gegenwart dazu beigetragen,
den Betrieb aufzubauen und zu erhalten, jeder an seinem Platz in täglicher Pflichterfüllung
im Keller, auf dem Hof, in den Reben, am Steuer und im Büro, dessen
Lehrlinge inoft lautstarker, aber väterlich-strenger Ausbildung so viel fürs
Leben und für ihren späteren Beruf mitbekommen haben, daß sie es — soweit
ich sehe — in der Regel zu erfolgreichen Unternehmern und selbständigen Kaufleuten
oder gar zum Genossenschaftsboß gebracht haben.

Möge es der Frau am Steuer beschieden sein, das Schiff auch weiterhin mit
fester Hand durch den schweren Seegang des verschärften Wettbewerbs und durch
die steifer werdende Brise der europäischen Weinwirtschaft wie auch über die
Untiefen wechselnder modischer Geschmacksrichtungen immer auf glücklichem
Kurs zu halten nach dem bewährten Familienkompaß der Solidität und der
Qualität, unterstützt von ihrer bewährten Mannschaft! In diesem Sinne glückhafte
Fahrt in die Zukunft!

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