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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 1/2.1980
Seite: 166
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-01-02/0172
Den veredelten Weinbau und die Haltbarmachung des Traubensaftes als Wein
verdankt man bei uns nördlich der Alpen nach allgemeiner Meinung den Römern.
Im heutigen Südfrankreich, zur Römerzeit Gallia transalpina oder Gallia Nar-
bonnensis genannt, ist der Weinbau jedoch von der eingewanderten griechischen
Bevölkerung des Küstengebiets (um Marseille, Nizza, Antibes usw.) eingeführt
worden, und das war etwa 600 Jahre vor Christi Geburt. Lateinische Schriftsteller
wie Caesar, Plinius d. Jüngere und Ausonius rühmen schon die Qualität
des gallischen Weines. Die Kulturrebe stammt aus den Gebieten südlich des
Kaukasus oder dem Pontusgebiet am südöstlichen Ufer des Schwarzen Meeres.
Seine ins Griechische und Lateinische übernommene Bezeichnung stammt aus der
Pontischen Sprache. Von dort ist die Kulturrebe nach Süden in die Länder des
Mittleren und Vorderen Orients und, wie gesagt, nach Griechenland gebracht
worden. Die biblischen Nachrichten der Bücher Mose können die klimatische
Eignung des Landes Kanaan für die Weintraube nicht genug rühmen.

Da die Besiedlung des italienischen Südens, der Magna Graecia, und der
gallischen Südküste durch die Griechen fast zu gleicher Zeit erfolgt ist, dürfte auch
die Bekanntschaft der Römer und der Gallier mit dem Weinbau etwa gleich alt
sein, wobei hundert Jahre mehr oder weniger keine Rolle spielen. Für die
römische Wirtschaft hat offenbar der Weinhandel eine beträchtliche Bedeutung
gehabt. Dabei wurde der Weinwirtschaft im eigenen Land — das war früher nicht
anders als heute — Priorität eingeräumt, man war mehr am Export interessiert
als am Import. Denn es sind seit der Kaiserzeit Erlasse bekannt, die den Weinbau
in den außeritalischen Provinzen und Kolonien verhindern sollten. Andererseits
waren die römischen Truppen in neueroberten Gebieten daran interessiert,
mit einem billigen Wein versorgt zu werden, d. h. er mußte in größtmöglicher
Xähe erzeugt werden. Man stelle sich die Schwierigkeiten und Kosten für Weintransporte
nach Caesars Zeit von Südfrankreich etwa nach Straßburg vor. Deshalb
wurden die Truppen an solchem Weinbau für die eigene Verosrgung in den
Militärzonen von Rom nicht gehindert, im Gegenteil dies war ein Truppenprivileg
. Die Wirksamkeit der Anbauverbote für die Provinzen und Kolonien
angesichts solch zweierlei Rechts dürfte gewiß recht gering gewesen sein, es sei
denn, die Machthaber hätten die Pflanzungen gewaltsam vernichtet. Tatsächlich
ist dies für die Regierungszeit Domitians (81—96 n. Chr.) überliefert, als angeblich
die Hälfte der gallischen Rebberge vernichtet worden sein soll. Deshalb
ist die Aufhebung des Anbauverbots durch Kaiser Probus (276—282 n. Chr.)
nichts anderes als eine Bestätigung einer ohnedies eingetretenen und nicht aufzuhaltenden
Entwicklung, kurz die Legalisierung eines schon bestehenden Zustan-
des gewesen. Der beste Zeuge dafür ist Ausonius, der Erzieher des Kaisers Gratian,
der — um die Mitte des 4. Jh. nach Chr. — in seinem Gedicht „Mosella" über
das Moselland die rebengrünen Berge der Mosel rühmt, welche ihn an die Umgebung
seiner Heimat Bordeaux erinnerten. Er schildert sie als terrassiert bis zu
den Gipfeln und bis oben mit grünen Rebenranken bepflanzt. Es muß sich also
um schon sehr alte Anlagen gehandelt haben.

Wir haben bereits festgestellt, daß im südlichen Frankreich der Weinbau eine
Tradition hat, die in das 6. Jh. vor Chr. zurückreicht. Von den Galliern allgemein
ist bekannt, daß sie Meister in der Herstellung hölzerner Gefäße, von Bütten
und Fässern waren. Infolgedessen verschwinden zur Zeit Marc Aurels (160—180
n. Chr.) die römischen Amphoren als Transportmittel für den ins Elsaß eingeführten
südgallischen Wein. Natürlich kann auch die Verringerung der Importmengen
, als Folge der elsässischen Eigenerzeugung, im römerzeitlichen Bild der
Bodenfunde eine Rolle spielen. Ein Zusammenhang zwischen Weinbau und
Fertigkeit der Gallier im Herstellen hölzerner Gefäße wird, soweit wir sehen,
weder nachgewiesen noch ausdrücklich ins Auge gefaßt. Wenn Strabo (63 vor
bis 23 n. Chr.) aber mitteilt, die Gallier hätten es verstanden, Fässer zu bauen

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