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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 1/2.1980
Seite: 167
(PDF, 39 MB)
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so groß wie ihre Häuser, dann ist auch unter Berücksichtigung einiger Übertreibung
eine andere Verwendung als für den Wein, mindestens zu jener Zeit, kaum
anzunehmen. Der Zusammenhang scheint durchaus gegeben.

Unbestritten ist, daß der Weinbau im Elsaß aus der Narbonnensis wesentliche
Förderung erfahren hat. Zahlreiche Funde von Arbeitsgerät, die den in der
Narbonnensis üblichen Formen griechischen UrsprungsJ) entsprechen, beweisen
das. Damit ist freilich über den Ort ihrer Herstellung noch nichts gesagt. Darüber
aber, woher die Reben stammen, die damals im Elsaß angebaut wurden, sind die
Meinungen geteilt. Meist wird für das links- wie rechtsrheinische Gebiet unterstellt
(so bei Berthold Sütterlin 2) für Baden): „Mit dem römischen Gutsbetrieb
wurde dem germanischen Boden die Kultur der Weinrebe geschenkt." Es ist aber
ganz ungewiß, ob nicht vorher schon die beiderseits des Rheins wohnenden
Kelten (linksrheinisch Gallier genannt) diese Kultur ebenso kannten wie die
weiter westlich und südlich wohnenden Gallier, die sie ja, wie oben dargelegt,
schon etwa 500 Jahre früher anzubauen begonnen hatten. Wir sehen hier schon,
da wir uns in die Frühzeit europäischer Geschichte zurückbegeben, daß wir vorgegebene
Meinungen nicht ungeprüft übernehmen dürfen. Es tun sich Fragen auf,
die — wie uns scheint — interessant genug sind, gestellt zu werden, auch wenn
sie nicht schlüssig zu beantworten sein sollten. Die Hauptfrage des sprachlichen
Dualismus — hie Wein/vinum, Weingarten, da Rebe, Rebberg usw. — im
Wortschatz, der sich um die Benennung einer wichtigen Kulturpflanze und ihre
Bewirtschaftung gebildet hat, kann durchaus in die frühe Zeit des Auftretens
dieser Pflanze zurückreichen.

2. Die frühen Verhältnisse
nördlich der Alpen, besonders im Elsaß

Wenn in der Literatur gesagt wird, daß sich der Weinbau im 8. bis 10. Jh.
nach Tirol, Steiermark, die Donauländer und Österreich bis Böhmen, in Baden,
Württemberg, Bayern, Franken, in der Wetterau, nach Mecklenburg, Pommern,
Ostpreußen und Dänemark verbreitet habe 3 4), so ist das eine summarische Feststellung
, daß jeweils das Bestehen des Weinbaues in der betreffenden Landschaft
erstmals aktenkundig wird. Im allgemeinen dürfte dies durch Klosterurkunden
geschehen. Aber wir dürfen auch Heiligenlegenden nicht außer acht lassen, so wie
z. B. vom Hl. Severin, dem ersten Passauer Bischof, nebenbei gesagt ist, daß er —
im 5. Jh. nach Chr. — seine Zelle „bei den Weinbergen" errichtet habe. Also
gab es sie vorher schon.

Auch die Lex Salica und die lex Burgundionum nennen den Weinbau schon
früh (beide um 500). Aber Orte erfahren wir auch für das Elsaß erst aus
Klosterurkunden. So sind hier um 800 herum 120 Dörfer mit Weinbau 5) genannt,
die Belege um 900 betreffen 170 Orte. Das sagt zunächst vor allem etwas über
die Urkundenlage aus, weniger über die tatsächlichen Verhältnisse. Denn seit
dem 7. Jh. ist auch schon die Rheinschiffahrt und der Weinhandel auf dieser
Wasserstraße bis nach Friesland bezeugt. Dieser Handel hat sich bald in die
Niederlande (Brügge und Gent) verlagert. Der friesische und danach der niederländische
Handel dienten vor allem dem Export nach England und dem Norden.

Neben der stets gerühmten Qualität der elsässischen Weine werden im 8. und
9. Jh. die von Deidesheim, Heppenheim, von Rüdesheim, Aßmannshausen, Nierstein
und Würzburg erwähnt.

Im späten Mittelalter, etwa um 1400, sind dann 430 elsässische Weinorte bekannt
. Dennoch darf man sich für jene Zeit keine einseitige Weinbaukultur vorstellen
. Wegen der notwendigen Düngung war für die Winzer immer eine gemischte
Wirtschaft mit Viehzucht Voraussetzung. Der Rebbau und die Weinverarbeitung
waren auch auf bestimmte Holzbestände für Rebstecken, Pfähle,

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