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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 1/2.1980
Seite: 168
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-01-02/0174
Herstellung von Trotten, Fässern usw. angewiesen. Zum Aufbinden der Reben
und zum Umbinden von Fässern, Bottichen, Bücki und anderem Gerät wurden
Weiden benötigt und Weidenkulturen angelegt, deren Reste man heute noch z. E.
in Seitentälern der Vorbergzone zwischen Müllheim und Sulzburg sehen kann.

Uber die frühen Rebsorten ist auch aus Frankreich und dem Elsaß nicht viel
bekannt. Von Neuanlagen, die Karl d. Gr. bei Ingelheim veranlaßt hat, wird
berichtet, daß dazu Reben aus Spanien, Italien, Burgund, der Champagne und
aus Lothringen geliefert worden seien. Über die Akklimatisierung freilich ist nichts
zu vernehmen. Nach Dreyer war die älteste bekannte Rebe des Elsaß die „alba
uva Rheni", Olwer auf elsässisch. Im Markgräflerland als Älbele oder Elbling
bekannt. Auch der Heunisch" 5a) bezeichnet diese Sorte als altheimisch. Näheres
über die Art von Reben und Weinen im Elsaß erfahren wir vor dem 12. Jh. nicht,
außer der Farbe rot oder weiß. Der Weiße überwog bei weitem. Im 12. Jh.
unterschied man zunächst nur nach „vinum communis", gutem, besserem und
edelem win". Er wurde vor allem als Gewürzwein getrunken, denn damit
konnte man Mängel überdecken. In den Klöstern war der leichte Olwer mit
Honig bevorzugt.

Mit welchen frühen Rebsorten haben wir es in unserer Nachbarschaft sonst
zu tun?

Uber die Entwicklung lokal geeigneter Weingewächse sagt etwa Anton Hauch
1882 6): „Rebsorten, erzogen in gewissen Klimaten, in gewissen Lagen, bei gewisser
Bodenbeschaffenheit und Luftfeuchtigkeit, in unähnliche Verhältnisse verpflanzt
, (kommen) entweder garnicht fort, oder sie verändern ihre Eigenschaften,
indem sie sich dem neuen Standorte anpassen. Durch die Cultur erlangt eine
bestimmte Rebsorte gewisse Eigenschaften und behält dieselben unter fortwährend
gleicher Pflege, Bodenbeschaffenheit und Düngung auch bei." Joseph Dreyer, der
elsässische Weinbauhistoriker5), hält es für wenig wahrscheinlich, daß die
Kulturrebe direkt aus dem Narbonnais in den Norden gebracht worden sei.
„Dagegen ist es sicher, daß die Narbonnenser und Gallier die wilde Rebe kannten,
aber nur die ersteren wußten sie zu pflanzen und zu pflegen". Vermutlich ist unter
pflanzen (planter) auch das Vermehren zu verstehen. Ausdrücklich „de cette epoque"
nennt Dreyer auch die schon genannten Rebsorten, die bis in unsere Tage gebaut
worden seien: Den Rheinelben (Rheni alba uva), den Heunisch, der von anderen
Autoren bezüglich der Herkunft nach Ungarn gewiesen wird, und den Olwer.
Nach Dreyer versicherte auch Louis Levadoux, der Riesling sei rheinischen
Ursprungs, ohne daß er die Gegend genau angebe (also ob er im Elsaß oder im
Rheinland gezogen worden sei). Weiter stellt J. Dornfeld 7) 1869 fest: „Der
Elbling ist die verbreitetste Traubengattung nicht nur in Württemberg, sondern in
ganz Europa" (von den Pyrenäen bis nach Ungarn), und weiter: „Der Rießling
(weiße, auch kleine R.) ist die edelste bis jetzt in Deutschland bekannte Traubengattung
, er stammt aus den Rheingegenden, wo er schon seit Jahrhunderten gepflanzt
wird." J. M. Kohler8) nennt in seinem Büchlein über den Weinbau in
der Schweiz u. a. folgende Rebsorten als altheimisch: für Neuchätel und Waadt
„den Gutedel, auch Elsasser genannt" (= Fendant und Chasselas), in der nördlichen
und östlichen Schweiz den Elben (Elbling) und für das Wallis den Johannisberger
= Riesling. H. Diriet9) behandelt in „Reben und Wein" gleichfalls den
schweizerischen Weinbau und gibt für das Wallis die Bezeichnung Rhin (oder
Sylvaner) und Petit Rhin für den dortigen Riesling. Für den Jura führt er u. a.
den Pai'en an (auf deutsch „Heide") oder Savagnin jaune du Jura. Außerdem
ist von Interesse der Name einer Tessiner Rebe, die lt. Kohler, mit „Tribiano"
weiß und rot (= Gutedel) angegeben wird. Und weiter nach Kohler sei der
rauhe weiße Elsasser die überall im Jura gebaute Gutedelsorte. Der weiße Elben
in der nördlichen Schweiz, bisher (1869) bis zum Zürichsee vorherrschend, sei
stark im Rückgang begriffen.

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