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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 1/2.1980
Seite: 176
(PDF, 39 MB)
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würden „gemeinsame Abstammung aus gleicher lateinischer Wurzel" vorziehen.
Aber in den Wörterbüchern dieser Sprachen ist auch „cep de vigne" belegt,
wobei unklar ist, ob es altheimisch oder Entlehnung in jüngerer Zeit aus dem
Französischen ist.

Die Grundbedeutung dieser beiden Wortstämme „cip" und „cep" scheint, trotz
gemeinsamer Ableitung von lat. cippus, bis hierher verschieden zu sein, wobei die
Ähnlichkeit der Deutung von „cep" mit der von „rebe" als Schlingschößling, auch
im übertragenen Sinn, auffällig ist. Dennoch muß eine gemeinsame sprachliche
Wurzel auch eine gemeinsame Bedeutung haben. Hier verweist nun Littre 24h) auf
verschiedene keltische Parallelformen von „cep". Die indogermanischen vergleichenden
Wörterbücher 2ä) lassen, mit Littre, diesen Zusammenhang erkennen. Sie
nennen das Altirische, im Gälischen „ceap", kymrisch „kyf", bretonisch „kef",
in der Grundbedeutung „Pfahl, spitze Säule, spitzer Stamm". (Erwähnt sei, daß
auch der Dictionnaire Breton-Francais von Roparz Hemon27) „kef" für das
heutige Bretonische nennt, die Bedeutung ist Pfahl, Stamm, Scheit). Daneben
taucht aber in der gleichen Bedeutung unser „rebe" mit dem Stamm „rep" als
Pfahl, Balken, Sparren auf. Hier haben wir also die gemeinsame Urbedeutung
von rep, cep, cip.

Während sich nun die Bedeutung von „rebe" schon in althochdeutscher Zeit
auf „Schlingschößling" für die wilden Reben spezialisiert hat, suchen wir vergebens
ähnlich alte Belege für „cep". Als älteste französische Belege nennen die
namhaftesten Wörterbücher Quellen aus dem 11., Anfang des 12. Jh. Das Wort
sei „judeo-francais". Vermutlich weil diese Quellen Schriftstücke von Groß- und
Fernhändlern jüdischer Herkunft sind. Der Ausdruck führt aber offenbar in die
Irre. Hier ist doch wohl beim Handel mit Rebschößlingen auch das Fachwort aus
der Winzersprache benützt worden. Angesichts der keltischen Verwandtschaft
des Wortes sind wir der — freilich unmaßgeblichen — Ansicht, daß cep aus dem
Gallisch-Keltischen kommt. Hier war es sehr früh mit der gleichen Bedeutung wie
„rebe" besetzt. Und weil es zunächst eben nur der ältesten Schicht der Volkssprache
zugehört, also der Sprache der Arbeitswelt, ist es erst ziemlich spät von
der Hochsprache, dem Französischen, wahrgenommen worden. Und weil die Ableitungen
des lat. cippus offenbar einer jüngeren Sprachschicht angehören, konnte
ein solches Wort in der Bedeutung von Zwiebel nicht französisch werden.

Bei diesem Stand der Überlegungen befragten wir DuCange25a). Er nennt
1) nach einer Quelle in mittelalterlichem Latein „ceppa" = vitis, vinea a Gallico
cep, stirps vineae, 2) „ceppagium" a Gallico cep, als stipes, caudex, cippus, und
3) „cippaticum" nach dem karolingischen Capitulare de villis Cap. 8 „cippaticos
etiam de vineis nostris ad opus nostrum mittere faciant nostri". Ausdrücklich gibt
er die französische Bedeutung als „ceps de vigne" an, als Wurzelschößlinge der
Rebe. Sehr zahlreich sind auch hier die Belege für die übertragenen Bedeutungen.
Schließlich wird hier Caesar erwähnt (De Bello Gallico, Buch 7, 67), der das
Wort „cippus" der Gallier nennt, wobei aber dunkel bleibe, was sie damit bezeichnet
haben 26).

Danach dürfen wir, wenn auch als Nicht-Romanisten mit aller gebotenen Zurückhaltung
, kurz folgendes Ergebnis dieses sprachlichen Exkurses in die Nachbarschaft
festhalten:

Wir nehmen an, cep sei in seiner Bedeutung von Rebe, Schößling aus dem
Gallisch-Keltischen übernommen. Es habe deshalb einer sehr alten Schicht
der Volkssprache im französischen Weinbaugebiet vor allem des Centre und
des Ostens angehört. An Wahrscheinlichkeit gewinne diese Annahme durch
die sprachgeschichtliche Ähnlichkeit zu unserem Befund für „rebe".

7. Alte alemannische Wörter
Sicher gibt es auch einige alte alemannische Ausdrücke aus dem Bereich des

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