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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 1/2.1980
Seite: 182
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-01-02/0188
mit reblausresistenten Pfropfreben angepflanzt. Ein leistungsfähiges Wegenetz
wurde angelegt, dessen Hauptwege befestigt sind. Schließlich wurden moderne
wasserbauliche Maßnahmen getroffen, damit nicht jeder Gewitterregen wertvolle
Erde in die Tiefe reißt.

Verschwunden sind allerdings die idyllischen Winkel mit Hecken und vereinzelten
Obstbäumen, auch die Mauern und Treppchen. Friedrich Konrad Stork
heute (1979) zu diesem Einwand: Man mag es bedauern, vor allem bei unserem
derzeit geschärften Sinn für die Belange des Natur- und Umweltschutzes. Die
Entscheidung müßte aber heute wieder genauso fallen wie vor dreißig Jahren,
denn hier ging es um das Überleben einer seit Jahrhunderten ortsansässigen Bevölkerung
in ihrem traditionellen Winzerberuf. Das ist auch ein Wert, den es zu
schützen gilt.

Am 30. April 1960 fand als Abschluß der über zehnjährigen opfervollen Arbeiten
das erste Batzenbergfest statt, sozusagen als Richtfest. Es war ein großes
Volksfest, das drei Tage dauerte. Im Mittelpunkt stand das Festzelt auf der
Höhe des Batzenberges; dort traf man sich zum Tanz und zum Umtrunk. Die
örtlichen Vereine taten ihr Bestes zur Unterhaltung: die Musik- und Gesangvereine
der sechs Orte um den Batzenberg, Turnvereine und ein Radsportverein.
Trachtengruppen traten auf in der Breisgauer und der Markgräfler Tracht. Daß
es am Batzenberg zweierlei Trachten gibt, hat seinen Grund in der unterschiedlichen
historischen Tradition. Schallstadt und Wolfenweiler sind ehemals markgräflich
-badische Dörfer und als solche seit dem 16. Jahrhundert protestantisch.
Norsingen, Scherzingen, Kirchhofen und Pfaffenweiler gehörten verschiedenen
Herrschaften an, die alle im vorderösterreichischen Staatsverband standen. Sie
waren katholisch.

Dieser historischen Trennung gedachte man beim großen Festzug über den
Batzenberg-Höhenweg, mit dem die Vollendung des großen Gemeinschaftswerkes
gefeiert und der Batzenberg-Höhenweg zum Teilstück der Badischen
Weinstraße erklärt wurde: An der historischen Grenze zwischen der Markgrafschaft
Baden-Durlach und dem vorderösterreichischen Breisgau (der Gemarkungsgrenze
Schallstadt-Scherzingen-Pfaffenweiler) am Dreieckbannstein hielt der Zug,
ebenso am„Schtrittschtai" (Streitstein) an der Gemarkungsgrenze Norsingen-Kirchhofen
. Ein willkommener Anlaß, um des Zusammenstehens von heute zu gedenken
. Denn in früheren Jahrhunderten hatte man sich voneinander abgegrenzt.

Es war ein origineller Festzug, der sich da über den Batzenberg bewegte: Entweder
ritten die Teilnehmer, oder sie fuhren. Festreiter eröffneten den Zug, die
Ehrengäste folgten in Kutschen, unter ihnen Landwirtschaftsminister Leibfried
von Stuttgart, der südbadische Regierungspräsident Anton Dichtel, der Präsident
des Badischen Weinbauverbandes Hubert Freiherr von Neveu, sowie Landrat
Oswald. Die Bundestagsabgeordneten Dr. Hermann Kopf (CDU) und Dr. Erich
Mende, damals noch bei der FDP, und die Landtagsabgeordneten Alfred Löffler
(CDU) und Friedrich Vortisch (FDP) waren Gäste. „Auf Fahrzeugen aller Art"
konnte sich jedermann anschließen — das ging vom Pferdewagen über den
Traktor bis zum geschmückten Pkw.

Das Batzenbergfest ist inzwischen Tradition geworden. Es hat seither fünfzehnmal
stattgefunden, immer im Frühjahr um den ersten Mai. Nur in den Jahren
1973 und 1975 mußte es ausfallen, weil ein schlechtes Weinjahr vorausgegangen
war. Das vierzehnte Weinfest 1976 war ein besonderer Höhepunkt: Ein Weinlehrpfad
, eine Schutzhütte und ein Brunnen konnten der Öffentlichkeit übergeben
werden. Der Batzenberg — heute wie ehedem Ort harter Arbeit der
Winzer — bekam Freizeitwert. Außerdem wurde ein Denkmal eingeweiht. Es
erhebt sich über einer gemauerten Aussichtskanzel und stellt eine gigantische
Pfropfrebe dar zum Zeichen des Sieges über die Reblaus. Das ganze Denkmal
besteht aus dem gelben Kalkstein der benachbarten Vorberge. Eine Orientierungs-

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