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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 1/2.1980
Seite: 191
(PDF, 39 MB)
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zenjahr war 1900 (115 hl pro ha!), am wenigsten gab es 1910, nämlich einen halben
hl pro ha. Daß die Erträge der einzelnen Gemeinden dabei variieren, versteht
sich von selbst, doch halten sich solche Differenzen durchaus in Grenzen. Was die
Fixierung des Weinpreises angeht, so ist dieser von den verschiedensten Faktoren
mitabhängig. Neben der Quantität ist es in erster Linie begreiflicherweise dessen
Qualität, daneben spielen Lage und Rebsorte ebenfalls eine nicht zu unterschätzende
Rolle (letztere war allerdings bei vorwiegendem Gutedelanbau nicht unbedingt
von großem Ausschlag). Daß die kleinen Rebbauern infolge mangelnder Keller
und erhöhten raschen Kapitalbedarfs frühzeitig verkaufen müssen, ist wiederum
von Nachteil für die Betroffenen. Ein fester Preis läßt sich für den Mostverkauf
im allgemeinen noch nicht fixieren. Mitunter hat man das gerade im Markgräfler-
land dahinaus realisiert, als man für den Most bzw. die Trauben oder Maische eine
bestimmte Teilzahlung sofort bot und den Rest bezahlte, wenn ein Durchschnittspreis
des Jahrganges festgesetzt wurde. Absatzschwierigkeiten auch seitens der
Händler dürfen in diesem Zusammenhang nicht unterschätzt werden. „Die Badi-
sche Landwirtschaftskammer hat im Jahre 1906 eine sogenannte Preisorientierungseinrichtung
geschaffen ... Im Interesse eines geregelten Weinabsatzes sind
periodische Angaben über verkäufliche Vorräte an Wein und über dessen Preise
erschienen" — Bürgermeisterämter und Konsumvereine ließen solche Angaben öffentlich
anschlagen. Der erstmals 1872 stattfindende Müllheimer Weinmarkt leistete
hier eine nicht zu unterschätzende, wenn auch mitunter vag verbleibende Hilfestellung
. Jahrgang, Sorte und Menge mußten aufgeführt werden. Proben (in der
Regel zwei Dreiviertelliterflaschen) und Anschrift des Verkäufers wurden ebenfalls
vorgeschrieben. Die bis zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht verkauften Weine
konnten versteigert werden. Fischer zitiert in diesem Zusammenhang eine Pressenotiz
, die wir hier charakteristischerweise gerne wiedergeben: „Wenn in der Ankündigung
gesagt wird, sämtliche Weine sind garantiert naturrein, ohne jeglichen
Zusatz, so entspricht dies . . . ganz dem Grundzug der Markgräfler Weine. Die
Markgräfler Winzer waren immer stolz auf ihre echten, gesunden und alten Weine.
Und dann waren die Rebbauern oder die Händler ganz besonders noch darauf
stolz, eben diese alten Weine bei festlichen Veranstaltungen aufzutischen" (aus
den „Markgräfler Nachrichten vom 14. Februar 1906": "Es hat eine Weinversteigerung
stattgefunden, bei der u. a. 1802er, 1822er, 1865er, 1870er, 1900er angeboten
worden sind . . . ":

1908 war in Schliengen vom dortigen Ortsgeistlichen Pfarrer Müller die erste
Winzergenossenschaft im Markgräflerland begründet worden (ihr Ahnherr war ja
kein Geringerer als der Pfarrer Hansjakob in seinen Hagnauer Bodenseejahren!).
Müller hatte ein Rebstück gehört, von dessen Erträgnissen Meßwein auch an andere
Pfarreien geliefert wurde. Durch Zukauf war dieser Bestand vergrößert worden
, ein eigener Keller wurde gebaut „und ca. 400 Ohm Faßraum und sonstige
Gerätschaften angeschafft. [Müller] kam in finanzielle Bedrängnis, so daß die
Pfarrer der Nebenorte mit Geld beisteuerten; schließlich verkaufte er die Kellerei
an den Winzerverein, den er selbst gründete . . . Erst die Nachkriegszeit brachte
neue Gründungen: so im Jahre 1922 in Auggen und 1923 in Müllheim (einschl.
Feldberg), Zunzingen, Britzingen . . .". In erster Linie sind es während der Nachkriegsjahre
(nach dem Ersten Weltkrieg) die Absatzsorgen, die den Markgräfler
Rebbauern bedrohen. Ausgesprochene Mißjahre hat es in dieser Zeit nicht gegeben.
„Der Weinbauer sitzt auf seinem Wein fest, und wenn sich ihm Verkaufsgelegenheit
bietet, so löst er nicht den Betrag, der ihm die Betriebsunkosten deckt." Hier
geht es demnach um die Rentabilitätsberechnung, u. a. um Düngung, Errichten der
Rebpfähle, natürliche Umlegung, d. h. Erneuerung der Rebpflanzen mindestens
innerhalb eines Zeitraumes von 25 Jahren, ferner um Ergänzen ausgefallener Rebstöcke
, dann um die sogenannten Vorfälle, d. h. die Erde vom unteren Ende an
das obere Ende schaffen, schließlich um die eigentliche Weinlese, um das Heim-

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