Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 3/4.1980
Seite: 214
(PDF, 32 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-03-04/0008
sagen: „Ich heize die Zentralheizung mit Holz, das ist billig. In den letzten 10
Jahren haben wir vielleicht vier- oder fünfmal die Heizungen in den anderen Räumen
(außer der Küche) aufgedreht." „Das Brot backen wir selber, das tun fast alle
noch" und ein anderer Landwirt gesteht: „Gut, der Hof ist eine halbe Million wert
und ich habe den Geschwistern nur 40 000 Mark Ablöse gezahlt. Aber das kann
man nicht so sehen. Ich muß ja die Landwirtschaft erhalten. Wenn ich den Hof
verkaufen würde, würde ich meinen Vater hintergehen." Hier ist noch etwas von
der traditionellen Einstellung geblieben. Offensichtlich spielt sich das meiste Leben
doch gemeinschaftlich in der Küche ab, ist ein Teil der Selbstversorgung übrig
geblieben und ist eine Orientierung erhalten, die den Boden für nicht verkäuflich
hält; man fühlt sich an die Landwirtschaft als Aufgabe gebunden. Die Veränderung
bäuerlichen Wohnens ist in vieler Hinsicht noch im Fluß; die veränderten
Arbeitsbedingungen und Lebensformen haben sich meist noch keine eigenständige
neue Wohnform geschaffen, auch die Lebensformen sind eine Mischung aus traditionellen
und neuen Elementen.

Aber die Landwirte zählen bereits zur Minderheit auf dem Dorf.

Über die schmerzhafte Entwicklung zur Anpassung der alten Haus- und Wohnformen
an die neue Zeit schrieb der Autor bereits 1971 in einer Abhandlung über
den Wohlstandstod des Dorfes :„Wenn auch die Arbeitsstätten für viele Dorfbewohner
heute in der Stadt liegen mögen, und die Verkehrsverbindungen nur mit
Bus und eigenem Pkw hergestellt werden können: Man hat Grund, Boden und
Haus ererbt und das Wohnen in der Stadt, gleich welcher Form, kommt viel teurer.
Aber man kann ja seinen ererbten Besitz ,sanieren' nach dem Vorbild der Stadt,
dem Einfamilienhaus mit Garten drumherum."

„In den bösesten Fällen wird der alte geschlossene Hof abgerissen und ein Neubau
, freistehend, mit bauordnungsgemäßen Grenz- und Fensterabständen zwischen
die geschlossene alte Bebauung gesetzt: Totale Bewußtseinsunterentwicklung bei
Bauherrn, Architekt und Baubehörde ist zu registrieren." „Zweite Art der Sanierung
': Das alte Wohnhaus wird umgebaut und aufgestockt mit ein oder zwei Vollgeschossen
mehr als vorher. Dann sind die Proportionen dahin, der Maßstab im
Straßenraum stimmt nicht mehr, im Innenhofraum auch nicht, beeinträchtigte Luft-
und Lichtverhältnisse im Innenhofbereich zwingen zum Abriß der Nebengebäude
und öffnen den einstmals intimen Privatbereich zum Nachbarn hin."

„Dritte Möglichkeit der ,Sanierung': Das alte Haus wird ein wenig modernisiert
mit neumodischem Bad, WC und Küche, ölzentralheizung ins Haus, die alten
Fenster werden herausgerissen, vergrößert und ungeteilt verglast. Die Maß- und
Raumverhältnisse bleiben vorerst erhalten. Doch wenn die Raumansprüche steigen,
reicht diese einfache, jedoch schon das ursprüngliche Milieu vernichtende Art der
,Sanierung' nicht aus, man greift zu Schritt 2 oder 1."

Und weiter wird zu dieser planlosen Dorf Veränderung ausgeführt: „Die ursprünglichen
Funktionen der Gebäude, die einen Hof bilden, sind zwar nur noch
in wenigen Fällen gegeben, aber die Abmessungen der Gebäude sind im historischen
Entwicklungsprozeß aufeinander abgestimmt, haben einen bestimmten harmonischen
Außenraum als Innenhof gebildet, in dem sich das private Leben einer
jeden Familie — und das waren früher in der Regel mindestens drei Generationen
— entwickeln konnte."

Text zu den Abbildung?». S. 215

Der Straßenbau hat schon manche dörfliche Idylle zerstört (Abb. 1): Geschichtsträchtige
Bauzverke werd?n abgerissen, ein Bach -jerschzvindet über mehrere hundert Meter in
einem Betontunnel, die neue Straße liegt auf ihrer ganzen Länge über dem alten Bachlauf
(Abb. 2).

214


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-03-04/0008