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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 3/4.1980
Seite: 224
(PDF, 32 MB)
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keit des Dorfes stören, die es als Ausdruck der ursprünglichen bäuerlichen Lebens-
cinheit besitzt. Daß es auf dem besten Wege ist, sie vollständig zu verlieren, zeigt
nur, daß auch diese Lebenseinheit verloren ist. Nur aus ihr sind die Besonderheiten
der dörflichen Siedlungsform erklärbar, nur aus diesem Zusammenhang wird die
Bedeutung verständlich, die über den rein denkmalpflegerischen Gesichtspunkt hinaus
die dörfliche Siedlungsform für uns hat.

Die Dorfanlagen haben ihren Ursprung in der Besonderheit der klimatischen
und topographischen Voraussetzungen für die Landwirtschaft, die an zwei extremen
Beispielen verdeutlich werden können (s. Abb. 2).

In den tieferen Lagen des Markgräflerlandes, auf fruchtbaren Böden mit mildem
Klima und flachen Hängen, haben sich Haufendörfer herausgebildet. Ihre Größe
ist beschränkt durch die Tragfähigkeit der Gemarkungsfläche und die Entfernung
zu den Feldern. Die Bebauung ist dicht, um nicht zu viel Ackerland zu verbrauchen.
Sie wird in Realteilungsgebieten stets dichter und verschachtelter, weil nicht nur
Ackerflur, sondern auch die Hofanlagen aufgeteilt wurden.

Der häufig vorkommende Dreiseithof löst sich dabei zwangsläufig in unregelmäßige
Formen auf. Der Grundtyp des Einhaushofes durchsetzt in stets kleineren
Ausführungen die Dorfanlagen. Jeder Hof bleibt aber dem Naturraum als Wirtschaftsfläche
und dem Straßenraum als Arbeits- und Verkehrsfläche zugeordnet.
Ihren baulich prägnantesten Ausdruck finden die Haufendörfer in den naturräumlich
besonders begünstigten Weinbaugebieten.

Das Kulturland ist hier noch kostbarer, der Hof des Weinbauern kann kleiner
sein als beim reinen Ackerbaubetrieb, und die bewirtschaftete Fläche reicht für
mehr Menschen zum Unterhalt aus. Die Haufendörfer der Weinbaugebiete sind
deshalb in der Regel größer, dichter und kleinteiliger bebaut, sie wirken geschlossener
und lebhafter.

Ein unverwechselbares Gepräge bekommen die Dörfer durch Zufälligkeiten der
Grundrißbildung, die an die besondere topographische Lage gebunden sind. Besonders
formbildend im Markgräflerland sind die häufig gewählten geschützten Lagen
in Quellmulden kleiner Bäche am Hangfuß oder in halber Höhe (Holzen, Feuerbach
, Riedlingen, Zunzingen, Britzingen [s. Abb. 3]).

Die Höhensiedlung ist in ganz anderer Weise der Natur und der vorherrschenden
Grünlandbewirtschaftung angepaßt. Der traditionelle Einhaushof birgt alle
Bewohner und alle täglichen Arbeiten unter seinem mächtigen Dach.

Er steht für sich allein, auch wo er in den charakteristischen kleinen Gruppen
auftritt, die die große notwendige Wirtschaftsfläche ohne allzu weite Wege gerade
noch ermöglicht. Die Hausgruppen schließen sich nur selten zu einer festen Siedlungseinheit
, sie erscheinen als Teilstücke der umgebenden Landschaft. Sie schließen
sich nicht zum Straßenraum, der Weg verbindet nur den einen Hof samt seinem
Land mit dem anderen. Ihr bevorzugter Standort sind die weiten Hochtäler und
Hochebenen im Schwarzwald (s. Abb. 2).

Zwischen der Streusiedlung dieser Art und dem Haufendorf gibt es Ubergangsformen
, die gemischten bäuerlichen Betriebsformen und besonderen topographischen
Gegebenheiten folgen. Der innere Zusammenhang von Naturraum, bäuerlicher
Wirtschaftsweise und Siedlungsform bewirkt die harmonische Erscheinung
der Dörfer, ohne daß eine bewußte gestalterische Leistung dahinter steckt.

3. Die dörfliche Bauweise

Mehr noch als die Siedlung selber zeigt das bäuerliche Haus die harmonische
Einheit, die aus der engen Bindung an natürliche Gegebenheiten und die bäuerliche
Wirtschaftsform entspringen (s. Abb. 4). Die Verwendung vorhandener Naturmaterialien
mit ihren örtlichen Besonderheiten wie Steine, Ziegel, Holz und die oft
kunstvolle, aber immer ungekünstelte Verarbeitung durch die ortsansässigen Hand-

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