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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 3/4.1980
Seite: 238
(PDF, 32 MB)
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erheblich. Die Gefahr besteht jedoch, daß die Schlichtheit des Dorfes verloren geht,
wenn es ausschließlich als bedeutsame Besonderheit behandelt und denkmalpflege-
risch konserviert wird.

Eine zu perfekte Planung mit Gestaltungsfestsetzungen im einzelnen kann zu
einer monotonen und sterilen neuen Einheitlichkeit führen. Die Gefahr liegt auch
in der Schnelligkeit des Veränderungsprozesses und in der Subventionierung, die
immer mehr zu verbindlichen Fördergrundsätzen tendiert. Die Erfahrung zeigt
aber, daß die Dorfentwicklungskonzepte nur Rahmenpläne und Leitbilder sein
können und daß der gegenseitige Erfahrungsaustausch und Lernprozeß zwischen
Dorfbewohner und Planer in vielen Gesprächen und individuellen Beratungen
wichtiger ist als jedes Papier.

Die Neugestaltung des Dorfes ist nur mit der Findung von neuen Inhalten möglich
. Die neuen Funktionen werden das Dorf neu prägen.

Aus der überkommenen Einheit von Inhalt und Form, von dörflichem Gemeinschaftsleben
und seinem Ausdruck in der Gesamtgestaltung, können neue Gestaltungsformen
nur gefunden oder die alten weiterentwickelt werden, wenn es gelingt,
für die neuen Dorfbewohner neue Formen der Gemeinschaft und Nachbarschaft zu
finden.

Die Vorherrschaft des frei stehenden Eigenheims und der perfekten Erschließungssysteme
(jeder muß mit dem Auto ins Haus fahren und um das Haus herumgehen
können) hat zu einem Siedlungsgrundmuster der endlosen, stereotypen
Addition geführt. Die Beschäftigung mit dem Dorf sollte helfen, dieses isolatorische
Leitbild aufzubrechen. Im Dorf und in den Städten könnten damit bessere Wohnformen
zumindest ansatzweise entwickelt werden (vgl. Abb. 11).

Statt Einzelhäuser — Hausgruppen, statt Abstandsbegrünung — Gärten und
Straßenräume, statt Isolation und Vereinsamung — neue Dorfgemeinschaft und
Nachbarschaft, statt immer neuem Landverbrauch — verdichtete, dörfliche Siedlungsformen
und Umnutzung der alten vorhandenen Substanz.

Das hier begonnene Umdenken sollte gefördert werden. Wer nicht mehr nur zur
Selbstdarstellung baut, wird schnell merken, daß er funktional und gestalterisch in
eine Gesamtheit eingebunden ist, die von Topographie und Klima bis zum Nachbarn
reicht und daß er auch in seinem Interesse darauf Rücksicht nehmen und sich
einordnen muß.

Das Dorf hat es uns jahrhundertelang vorgemacht.

Neues Leben in alten Scheunen

vor. Günter Schöning

Das Erscheinungsbild der Markgräfler Dörfer wird entscheidend durch mächtige
Scheunen geprägt. Am Beispiel des Dorfes Blansingen wird das besonders deutlich:
Zwei Drittel der bebauten Flächen im alten Dorfkern sind Ökonomiegebäude, und
nur ein Drittel der bebauten Flächen sind Wohngebäude. Auffallend in Blansingen
ist, daß diese Scheunen besonders häufig im Straßenbereich stehen und damit entscheidend
den öffentlichen Raum prägen.

Das wesentliche Ziel aller Bemühungen, die kulturgeschichtlichen Formen eines
Dorfes zu bewahren und für die heutige Zeit nutzbar zu machen, muß der Erhalt
der Lebensfähigkeit der alten Baustruktur sein. Hier stellt sich die Frage: Wie
können die wesentlichen Elemente von alten Ökonomiegebäuden, die nicht mehr
landwirtschaftlichen Zwecken dienen, veränderten Nutzungen zugeführt werden?
Lassen sich Scheunen umnutzen, umbauen, ohne das gewohnte Erscheinungsbild zu
zerstören? Hinzu kommt oft die Situation der räumlichen Enge im Dorfbereich:

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