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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 3/4.1980
Seite: 239
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-03-04/0033
Sie muß durchaus kein Hindernis für die Umnutzung sein, denn hier kann auf
kleinen Grundstücksflächen durch Umbau und Ausnutzung der vorhandenen baulichen
Substanz oft eine hohe Grundstücksausnutzung erzielt werden, die sonst
nach alternativem Abriß und Neubau baurechtlich nicht möglich wäre. Vorschriften
über Grenz- und Fensterabstände der LBO können bei baugeschichtlich belegter
Substanz großzügig ausgelegt werden. Jedoch in einem Beispiel haben sich Schwierigkeiten
im engen Dorfbereich zwischen Denkmalschutz und Brandschutz ergeben.
Die generelle Lösung dieses Problems steht noch aus.

Die Konstruktion der Scheunen hat sich über Jahrhunderte hinweg bis zum
Ende des 19. Jahrhunderts nahezu unverändert gehalten. Überwiegend finden sich
heute im Markgräflerland Scheunen mit massivem Bruchstein-Mauerwerk. Häufig
sind die Umfassungswände auch in Mischbauweise anzutreffen: Bruchsteinmauerwerk
und Fachwände. Diese Materialkombinationen variieren je nach Gegebenheit
von der Bruchsteinmauer bis unter die Lagerschwelle des Daches und lediglich
Ausführung des Dachgiebels als Fachwerk bis hin zu ganzen Fachwerk-Längs- und
-Giebelwänden. Reine Fachwerkscheunen sind allerdings selten anzutreffen, da fast
immer der Stallbereich in die Scheune integriert wurde (Ökonomiegebäude) und die
Umfassungswände des Stallbereichs immer massiv ausgeführt wurden. Innere Unterteilungen
mit Wänden sind, abgesehen vom Stallbereich, selten anzutreffen und
dann sind sie, wie auch bei massiven Wohnhäusern, durchweg als Riegelwände ausgeführt
.

Das bemerkenswerte Gemeinsame aller Scheunen ist die Dachkonstruktion. Und
diese Gemeinsamkeit ist unabhängig davon, ob der Hof dem fränkischen oder dem
alemannischen Typus zuzurechnen ist. Über mehr als 300 Jahre lang wurden die
Dachstühle als freitragende Konstruktionen mit liegenden Stühlen ausgeführt, die
bei großen Spannweiten zwei- und sogar dreifach übereinander aufgerichtet wurden
. Die Wohnhäuser sind grundsätzlich nach dem gleichen Konstruktionsprinzip
aufgebaut, die Dachbühne war hier die Speicherebene für das Korn und ist vereinzelt
noch mit dem mäusesicheren Tonplattenbelag anzutreffen. Diese Merkmale
der Dächer, die Zeugnis ablegen von der Handwerkskunst des Zimmermanns, sind
in der ganzen Region des alemannischen Sprachraumes vorzufinden. Die heute noch
gut erhaltenen alten Dachstühle sind, wie das Fachwerk, aus Eichenholz hergestellt
und können noch viele Generationen überdauern.

Die Ableitung der gesamten Dachkräfte und Lasten aus der Speicherebene auf
die Außenwände macht diese alte Holzkonstruktion besonders günstig für Umbau
und Umnutzungen, denn der ganze Innenbereich ist unabhängig vom Dach
und kann in extremen Fällen völlig ausgehöhlt werden. Das bedeutet: Die alten
Scheunen können mit maximalem Freiraum für Grundrißlösungen jeder neuen
Nutzung angepaßt werden. Dabei sind die Varianten im Material der Außenwände
kein Hindernis, es muß hier nur entsprechend materialgerecht vorgegangen
werden. Im vorzüglich erhaltenen, unverputzten Bruchsteinmauerwerk (nahezu
Trockenmauerwerk) wird man Fensteröffnungen vorsichtiger einschneiden müssen
als in verputzte Bruchsteinwände, und bei Fachwerkwänden hat man natürlich die
Eigengesetzlichkeit dieses Riegelwerkes zu berücksichtigen. Vorhandene alte Öffnungen
lassen sich oft übernehmen, schöne Scheunentorbögen aus Sandstein geben
der Scheune überhaupt das Gesicht, unterscheiden sie vom benachbarten Wohnhaus
und werden immer in neue Nutzungen einbezogen werden können.

Interessant ist die Feststellung bei allen untersuchten Scheunen, daß bei Ausführung
des Giebels als massive Bruchsteinmauer der Dachstuhl konstruktiv vom
Giebel getrennt ist: Der erste Binder neben dem Giebel ist frei aufgerichtet und
nicht mit dem Mauerwerk verankert. Ganz anders bei Fachwerkgiebeln: Hier ist
stets der erste Binder in den Fachwerkgiebel integriert, die aussteifenden Kopfbänder
(Büge) fehlen jedoch, ihre Funktion wird durch das Riegelwerk übernommen
. Bei Scheunen mit Fachwerkgiebeln zeichnet sich die charakteristische Form

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