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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 3/4.1980
Seite: 240
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-03-04/0034
des liegenden Stuhls außen ab: Am Giebel ist ablesbar, wieviel Stühle überein-
anderstehen.

Im Gegensatz zum alten Wohnhausdach, das auf einer geschlossenen Dachbalkenlage
aufgerichtet wurde und bei dem jeder Sparren mit Zapfen und Versatz in
einen Balken der Dachbalkenlage einläuft, hatten die Zimmerleute vergangener
Jahrhunderte kunstvoll diese geschlossene Balkenlage für die Scheunen überspielt:
Nur die Bundbalken laufen als notwendige Zugbänder frei durch den großen
Raum. Zwischen den Bundbalken übernimmt dicht neben der Außenmauer ein
Wechselbalken die von außen her eingezapften Stichbalken, auf die dann die Sparren
und die Aufschieblinge wie beim Wohnhausdach auflaufen, ohne jedoch die
freie Nutzbarkeit des Innenbereichs zu behindern.

Soweit die Dächer noch die alte Deckung tragen, ist dies das einfache Biberschwanzdach
(Schindeldach). Diese Deckungsart ist mit ca. 65 kg/qm Dachfläche
auf die Dimensionierung der Hölzer und die Sparrenabstände abgestellt. Für
höhere Ansprüche an Dichtigkeit und Unterhaltung bei Umnutzungen kann die
erwünschte Biberschwanzdoppeldeckung mit ca. 85 kg/qm Dachfläche nicht immer
realisiert werden. In diesen Fällen können die Dächer auch mit neuen Falzziegeln
gedeckt werden, die dem Gewicht der alten einfachen Biberschwanzdeckung entsprechen
. Wenn neue Ziegel ohne Engobierung in naturrot verlegt werden, wird
sich mit der Zeit und mit der Patina das gewohnte lebendige Bild der Dächer einstellen
, wie das bei älteren naturroten Falzziegeldeckungen bereits festzustellen ist.

Je nach Bedeutung der Scheune als Einzelobjekt und im Ensemble kann der
Spielraum der äußeren Gestaltung vom behutsamen Aufnehmen der historischen
Öffnungen bis zu Neugestaltungen der Fassaden reichen unter der Voraussetzung,
daß Maßstab und Wahl der Materialien dem Charakter des Gebäudes gerecht
werden.

Zusammenfassung: Die Scheunen und Ökonomiegebäude als typische Elemente
des Dorfes — denn erst diese Gebäude lassen das Dorf ja überhaupt als Dorf erscheinen
— können mit ihren wesentlichen Gestaltungsmerkmalen neuen Nutzungen
zugeführt werden. Nicht nur Bruchsteinwände und Fachwerke als besonders
das Dorfbild prägende Faktoren sind dabei erhaltenswert, sondern in weitaus
stärkerem Maße noch die mächtigen Dächer. Nicht nur im Fachwerk, gerade in
den Dachstühlen der alten Scheunen hatte sich ein hoher Stand handwerklichen
Könnens der Zimmermannszunft entwickelt, der im heutigen „Nagelzeitalter"
unwiederbringlich verloren gegangen ist. Das Dach ist mit ein Bestandteil eines
baulichen Kulturdenkmals, es braucht bei den Scheunen des Markgräflerlandes
nicht museal konserviert zu werden, es läßt sich mit Geschick und Phantasie auch
in neue Nutzungen einfügen. Die nachfolgenden Beispiele belegen das.

Literatur:

Gruppe 67 - Kleinkems „Untersuchung der Möglichkeiten zur Umnutzung von Scheunen
im Markgräflerland"

Einige Anmerkungen zum historischen Bestand: Große massive Steinscheunen
zeugen von der einstigen Bedeutung der Landwirtschaft für unsere Dörfer. Die
Dachkonstruktion zeichnet sich nicht im Steingiebel ab, im Gegensatz zum Fachwerkgiebel
, sie ist konstruktiv unabhängig (1).

Der gegenüberliegende Giebel dieses Eindachhofes zeigt, daß schon vergangene
Generationen Scheunen umgebaut haben. Scheune und Wohnhaus sind hierbei als
Einheit erhalten (2).

Ein Blick ins Innere alter Scheunen führt uns das handwerkliche Können vergangener
Generationen der Zimmerleute vor Augen: Frei gespannte, mächtige
Holzkonstruktionen als sogenannte liegende Dachstühle führen alle Kräfte und

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