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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 3/4.1980
Seite: 241
(PDF, 32 MB)
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Lasten auf die Außenwände ab (3). Der große Innenraum ist frei für Ein- und
Umbauten. Soweit noch Pfosten und Balkenlagen von ehemaligen Speicherebenen
existieren, sind diese unabhängig vom Dachstuhl und können beliebig entfernt
werden (4).

In vielen Fällen der Umnutzung alter Ökonomiegebäude ist die Landwirtschaft
vom Hof noch nicht ganz verschwunden. Die Sonderkulturen Wein- und Obstbau
werden im Markgräflerland als Neben- und Zuerwerbslandwirtschaft weiterbestehen
, aber hierfür wird der größte Teil der alten Scheunen nicht mehr gebraucht.
Überall dort stellt sich die Frage: Wie kann nicht mehr genutzte Bausubstanz umgenutzt
werden? Grundsätzlich sollten dabei Heizungen möglichst nicht in alte
Wein- und Vorratskeller verlegt werden. Meist bietet sich hierfür ein Raum im
ehemaligen Stallbereich an. Die charakteristischen alten Scheunentorbögen lassen
eine Fülle von Varianten sehr individueller Eingangslösungen zu.

Die typischen, das Dorfbild prägenden großen Vordächer der Scheunen werden
meistens durch die über die Außenmauer herausragenden Bundbalken und die dazwischen
liegenden Stichbalken gebildet, welche die Fußpfette für die aufgeschobenen
Sparren tragen (5). Bei einer neuen Nutzung des Scheunenraumes, wie hier
als Atelier eines Malers, konnten alle Öffnungen unverändert beibehalten werden.
Der große Dachüberstand gibt den willkommenen Sonnen- und Wetterschutz für
die alte Bogenöffnung (6).

Auf engem Grundstück ist es besonders interessant, die bestehende Bausubstanz
so geschickt umzubauen, daß eine neue Nutzung möglich wird. Denn ein Abriß
und alternativer Neubau würde bei engen Grenzverhältnissen im alten Dorf unter
Einhaltung der Abstandsregeln nach Landesbauordnung keine Bebauung mehr zulassen
(7). Hier wird aus Scheune, Stall und Schopf ein Wohnhaus entstehen, bei
dem der charakteristische Scheunentorbogen als Öffnung erhalten bleibt. Das nach
innen zurückversetzte Garagentor läßt eine Art Arkade neu entstehen, die gleichzeitig
den geschützten Zugang in die neue Diele ermöglicht (8).

Wenn die Gebäude auch fast das ganze Grundstück ausfüllen: Eine Umnutzung
ehemals landwirtschaftlich bedingter Gebäudeteile ist mit Phantasie fast immer
möglich. Hier wurde zur Mauer des Nachbarn hin ein kleiner Lichthof geschaffen,
er reicht für die Belichtung und Belüftung von Küche, Eßdiele und Duschbad (9).
Für die verbliebene Nebenerwerbslandwirtschaft bleibt der Scheunenteil mit dem
Tor erhalten. Das Bild vor dem Umbau zeigt ein in allen Dörfern anzutreffendes
Beispiel: Scheune — Stall — Wohnhaus unter einem Dach; von der Landwirtschaft
ist nur noch etwas Weinbau übrig geblieben — aber der wird weiter betrieben (10).
Der größte Teil der Ökonomie ist zur Wohnung für die junge Generation geworden
, der erhaltene Scheunenteil reicht für die Nebenerwerbslandwirtschaft aus.
Eine nicht besonders geschichts- und denkmalsträchtige Gebäudevorlage wie hier
kann durchaus zur unregelmäßig gestalteten neuen Lochfassade ohne historische
Fensterläden führen: Wichtig ist die Wahrung des Maßstabs und die Beschränkung
auf die ortsüblichen Materialien (11). Nebenan war das Grundstück groß genug,
um nach dem Abriß alter Gebäude einen sogenannten Bungalow mit allen notwendigen
Grenz- und Fensterabständen hinzustellen. Jedoch auch der alte Brunnen
davor täuscht nicht darüber hinweg: Diese Entwicklung, sollte sie Schule machen,
wäre das Ende des alten Dorfes (12).

Wird ein großes Ökonomiegebäude in Anlehnung an ein bestehendes Wohnhaus
für Wohnzwecke umgebaut, ist es naheliegend, den Scheunentorbogen als neuen
Hauseingang mit gemeinsamem Treppenhaus für alle Wohnungen zu benutzen
(13). Die zentrale Heizungsanlage für das ganze Anwesen liegt zweckmäßig im
ehemaligen Stallbereich, damit die alten Gewölbekeller unter dem Wohnhaus nicht
angetastet zu werden brauchen und ihr Raumklima behalten. Der neue Wohnbereich
wird bis unter das Dach ausgenutzt (14). Fensterlose Fachwerkgiebel von
Scheunen sind von ihrer Gefacheinteilung oft nicht prädestiniert zur Aufnahme

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