Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 3/4.1980
Seite: 242
(PDF, 32 MB)
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normaler Fenster. Soll der Rhythmus des Fachwerks nicht gestört werden, ist es
oft besser, das ganze Gefache uneingeteilt in seiner eigenwilligen Form zu verglasen
(15). In dem abgebildeten Zustand während des Umbaues ist die neue Holzlaube
(Balkon), die den alten Dachvorspruch aufnimmt und ausnutzt, noch nicht
ausgeführt. Der Dachüberstand reicht unverändert bis über den alten Scheunentorbogen
, der jetzt den neuen Hauseingang mit zentralem Treppenhaus bildet (16).

Der häufig anzutreffende historische Bestand ist die alemannische Hofform mit
einem kleinen Wohnhausteil, bisher eingeschossig genutzt, ganz oder teilweise unterkellert
, vielleicht noch ein Zimmerchen im Speicher ausgebaut und dazu dann
unter dem gleichen, durchlaufenden Dach ein großer ökonomieteil mit Stallung
und Scheune (17). Der Speicherbereich zeigt in Wohnhaus und Scheune vor dem
Umbau die gleichen Merkmale: Der Binder vor dem massiven Giebel mit darunter
angesetztem Zugbalken (Bundbalken) und Strebe, hier als Variante der sonst
üblichen Ausführung (18). Nach dem Um- und Ausbau wird deutlich, daß die
Dachkonstruktion nicht verändert wurde: Binder, Zugbalken, Strebe und alle weiteren
alten Holzteile der überlieferten Konstruktion sind frei im Raum sichtbar
geblieben (19). Ein geräumiges großes Wohnhaus mit beruflichen Arbeitsräumen,
Platz für Hobbies ist nach Umnutzung und Ausbau für eine junge Familie entstanden
. Uberputztes Fachwerk wurde freigelegt, das Dach mit naturroten Ziegeln
neu gedeckt (für Biberschwanzdoppeldeckung war die alte Konstruktion zu
schwach), auf dem Foto fehlen noch die inzwischen eingehängten Fensterläden (20).

Eine Scheune kann auch für öffentliche Einrichtungen, wie hier für eine Poststelle
, umgebaut werden. Im Bereich des ehemaligen Stalles ist die Post untergebracht
, der große Torbogen daneben ist als künftiger Hauseingang in Form
einer offenen Remise gedacht mit der Treppe zum Wohngeschoß, der kleine Torbogen
bleibt Hofeinfahrt für den landwirtschaftlichen Bereich (21). Noch wohnt
der junge Posthalter mit im elterlichen Wohnhaus. In der zweiten Bauphase wird
über der Poststelle die Wohnung des Posthalters entstehen, die vertrauten Außenformen
der Scheune können erhalten bleiben (22).

Bei der barocken Hofanlage von 1706, die durch Einspruch des Denkmalamtes
vor dem drohenden Abriß und Opferung für den Straßenbau gerettet werden
konnte, wurde das Fachwerk-Wohnhaus bereits umgebaut und mit Unterstützung
des Denkmalamtes restauriert (23). Die umfangreichen Ökonomiegebäude wurden
von allerlei Schopfanbauten befreit, so daß nun die ehemalige Scheune dieses fränkischen
Hoftyps wieder frei steht und die Möglichkeiten für die Umnutzung zu
beruflichen Zwecken des neuen Besitzers, eines Designers, bietet (24). Hier werden
Arbeits- und Ausstellungsräume, Werkstatt und Büro entstehen (25). Der Hof ist
durch den Abriß überflüssiger und entstellender Schopfanbauten frei geworden als
intimer Lebensbereich für die Familie (26), (27). Ein Raum an der Stelle der ehemaligen
Mistgrube wird zur Raumwirkung des Hofes einen wichtigen Akzent
setzen (28). Die neuen Fenster- und Türöffnungen und -Einteilungen entsprechen
dem Bedürfnis der neuen inneren Nutzung und stören in ihrer Unregelmäßigkeit
keineswegs den altvertrauten Charakter der Scheune (29). Es ist durchaus möglich
, mit ästhetischen Maßstäben unserer Zeit an den Umbau von Gebäuden vergangener
Zeiten heranzugehen (30). Wenn ein sicheres Gefühl für die richtigen
Materialien und das handwerklich Machbare für die Proportionen eines alten Gebäudes
und Maßstab und Bedeutung innerhalb des Dorf-Ensembles in die Lösung
der Probleme eingebracht werden, die mit dem Umbau alter Scheunen anstehen,
dann wird das alte Dorf sich erneuern lassen und auch für die Zukunft lebendig
bleiben (31).

Die Abbildungen sind aus den Dörfern: Bamlach, Blansingen, Efringen-Kirchen,
Egringen, Holzen, Liel, Mappach, Tannenkirch und Wollbach.

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