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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 3/4.1980
Seite: 317
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-03-04/0113
Die Heußer sind eben nicht theuer, denn in der Stadt kann man ein gebauetes
Hauß nebst einem schönen Hof und Garten vor 150 Gulden oder — nachdem
das Hauß ist — auch wohlfeiler, ja gar unter 100 Gulden haben. Will man
aber selbsten, es seye in oder außer der Stadt bauen, so hat die Stadt schöne
Waldungen, und giebt uns unsere Obrigkeit, nur daß wir den Fuhrlohn zahlen,
Holtz so viel wir nöthig haben, umsonst. An Steinen fehlet es auch nicht,
denn deren kann man gleich vor der Stadt haben und ohne große Mühe und
Unkosten, so viel man braucht, zusammen führen, und wenn einer 1000 Gulden
im Vermögen hat, so kann er sich damit schon in eine gute Wirtschaft setzen. An
gutem und schmackhaftem Wasser haben wir nie (keinen) Mangel = denn es
fließet bald hart an der Stadt ein reiner und heller Strom vorbey, auf welchem
die schönsten Mühlen gebauet sind. Ihr schreibet auch in eurem Brief, daß einem
die Türcken und Räuber in diesem Lande alles wegnehmen, was man habe. Aber
ihr könnet euch ja leicht einbilden, daß es zu Kriegszeiten auch hier nicht beßer
als in andern Ländern gehen könne. (Von) seit mehr als 40 Jahren hat aber
dieses Land gar keinen feindlichen Einfall erlitten und hat auch jetzo, Gott seye
Dank, guten Frieden, daß man ohne Gefahr nach Belieben hin und her reisen
kann; denn das Land ist niemahlen ohne Kayserl. militairische Soldaten und
Besatzungen, welche die Inwohner sowohl zu Fried- als Kriegszeiten beschützen,
und wenn auch, wofür [= wovor] Gott hüten wolle, vielleicht jemahlen ein
feindlicher Einfall geschehen solle, so hat das Land starke Städte und Vestungen,
wohin man sich und das Seinige reterieren kann, und besonders Mühlbach
zu einer derer besten Festungen (Carlsburg genandt) nicht mehr als zwey Stund
weit, welche nicht nur in solcher Noth, sondern zur übrigen Wirtschaft und
Verschleiß [= Verkauf] denen Mühlenbächer Inwohnern sehr bequemlich ist.

Hanß Jerg Sütterlin.

Daß vorstehende Nachricht von hiesigem Landte in der Wahrheit gegründet,
solches attestiere hiermit

Mich: Hutterus (?)
Königsrichter."

Diesem Brief legt Sütterlin ein Begleitschreiben bei, welches lautet:
„Lieber Schwager, auf dieser bricht dörft ihr euch gewiß verlassen. Wenn ihr
zu uns kommen wollt, so könnt ihr das Bedwerk mitbringen, auch eisen Häfen.
Lieber Schwager, wann ihr zu uns herein wollt, so ist es besser im Friehjahr; wir
meinen, daß ihr auch noch was könnt anbauen, Ihr habt mir auch geschrieben
von wegen der Reiß: Ihr müßt auf Ulm, darnach fahrt ihr auf dem Wasser
bis auf best (Pest), darnach müst ihr die bostwegen (Postwagen) nehmen bis auf
Deberzien, darnach auf Clausenburg, von dort auf Mühlbach. Das Gelt müst
ihr in den Wechsel legen in Freyburg. Bringt auch [die] Bibel mit euch. Weiders
weiß ich euch nichts zu schreiben, als wir lassen auch alle zu dhaunsen [= tausend
] mahlen grüßen.

Verbleibe dein gedreier schwager biß in doht

Hanß Jerg sütterlin, burger in Mihlbach".

Darunter drückt der Schreiber sein heimatliches Siegel. Es enthält eine Brezel,
die gekrönt und von einem Palmzweig flankiert ist. Über der Krone stehen rechts
und links die beiden Buchstaben H S, in der Mitte darüber das I. Auf den Umschlag
schreibt er die Anschrift:

„Dieser Brief zukomme meinem lieben Schwager Jacob Kaltenbach in Buckingen
abzugeben. Per Vienne ä Freyburg am Rein".

(Dieser Brief wurde von der Zensur beschlagnahmt und war den Behörden
gar nicht genehm.)

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