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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 3/4.1980
Seite: 323
(PDF, 32 MB)
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wirtschaftlichen und gesellschaftlichen völlig neuen Situationen kamen ungeahnte
Schwierigkeiten für das ganze Leben unseres Sachsenvolkes, die jede Existenz
gefährdeten. Es entstanden Verhältnisse, die auf das 20. Jahrhundert übertragen,
vielfältige Ähnlichkeiten mit der Lage im Badischen um 1750 boten. Die Folge
war, daß sich ungezählte Sachsen veranlaßt sahen, ihre Heimat nach über 800
und 200 Jahren zu verlassen. Es setzte eine weitere Völkerwanderung in kleinen
Gruppen ein. Diesmal nicht von "West nach Ost, sondern von Ost nach West,
die noch nicht abgeschlossen ist. Es entstand dasselbe Emigrationsfieber wie 1750
auch nach 1950.

Am „Donauschwabenufer" in Ulm steht ein Gedenkstein mit folgender Inschrift
: „Von Ulm aus zogen deutsche Siedler im 18. Jahrhundert auf der Donau
nach dem Südosten Europas. Ihre Nachfahren kehrten, vom Schicksal nach dem
Zweiten Weltkrieg aus der Heimat vertrieben, in das Land der Väter zurück".

Diese Schilderungen wollen zu Familien- und Wanderungsforschungen anregen,
die bald erfolgen sollten, ehe die Quellen der Geschichte versiegen.

Heute leben in der Bundesrepublik Deutschland, in Österreich, in Ubersee
und in der ganzen Welt verstreut, Siebenbürger Sachsen, ohne zu wissen, wo
die Wiegen ihrer Vorfahren gestanden haben. Deswegen ist Familienforschung
besonders wichtig und reizvoll für uns Heutige im Interesse unserer Kinder
und Kindeskinder.

S chlu ßbetrachtungen

Der Kreislauf unserer Völkerwanderung hat sich geschlossen. Ursprünglich
wurden unsere Vorfahren „ad retinendam coronam" im 12. Jahrhundert als
Wehrbauern in den Karpathenbogen gerufen. Nach schwersten Verlusten in
unserer Heimat kamen Emigranten aus Baden im 18. Jahrhundert nach Siebenbürgen
, und jetzt findet die Rückwanderung und Familienzusammenführung statt.
Damals wurden wie heute Abschiedsandachten abgehalten. Das Abendmahl wurde
gereicht. Generale warben auf kaiserlichen Befehl zur Besiedlung Siebenbürgens
und 1944 mußte ein sächsischer General — kurz vor seinem Soldatentod im
Westen Siebenbürgens — die Evakuierung seiner Heimat anordnen. Deportationen
fanden 1763 und 1945 statt.

Wie sich die Lebensverhälnisse in der alten und neuen Heimat gestalten
werden, wissen wir nicht. In weiten Teilen Deutschlands, Österreichs und in
Ubersee sind viele Nachkommen der Siebenbürger Sachsen seßhaft geworden,
bauen sich eine neue Heimat auf und werden in ihrer neuen Umgebung aufgehen!
Damit ist die Aufgabe der Emigration und Remigration und der Sinn des Kreislaufes
unserer Geschichte erfüllt!

Allen Heutigen sollen diese Ausführungen das Interesse an der gemeinsamen
Abstammung und der Familienzusammengehörigkeit ins Gedächtnis bringen.

Literatur-Nachweis

Brotschi, R.: Korrespondenzblatt 1977, Heft 1, S. 32.

Groos: Korrespondenzblatt 1889, Heft 4, S. 40; Korrespondenzblatt 1889, Heft 5, S. 45.
Herter, B.: Forsch, z. Volks- und Landeskunde (Bukarest 1977, Bd. 20, Nr. 2, S. 96).
Gündisch, G.: Neuer Weg-Bukarest 1978, Nr. 8963.

lacob, H.: Das Markgräflerland 1936, Heft 4, S. 134; Jahrbuch der Sieb. Sachs. 1959,

S. 85; Jahrbuch der Sieb. Sachs. 1957, S. 57.
Klaster, L.: Arch. f. Siebb. Landeskunde 1951, 50. Bd., S. 90.
Krebs, M.: Markgräflerland 1932, Heft 2, S. 51.

Möckel, Ch.: Prog. d. ev. Gymnas. Mühlbach 1883 und 84; Die Durlacher u. Hanauer
Transmigranten i. Mühlbach 1884; Aus Mühlbachs Vergangenheit 1929, 3. Aufl.; Mein
Heimatland 1930, Heft 4, S. 103.

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