Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 3/4.1980
Seite: 326
(PDF, 32 MB)
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ben ..." in hymnischer Bewegung! Burte selber hat die Betonung und Dehnung der
ersten (Vor)Silbe beim Komponisten kritisiert, obwohl er das „Do wo . . ." maestoso
gesprochen hat.

Doch wie wechselt er in der dritten Strophe Klang und Rhythmus:

In dene Lüte steckt e Gmüet,
Ewenig waich am Cherne,
In schöne Liedere obsi zieht
E Haimweh zue de Stärne.

Still und innig — gleichsam auf einem „Rückpositiv" einer alten Orgel — erklingen
da „fiini Tön". Das ist kein Pessimismus und keine Nostalgie! Das sind echte
Töne des Markgräflers: „E wenig waich am Cherne!" Hier verrät er sich selber
unbewußt (oder vielleicht wider seinen Willen).

Es rauscht ein Wehr

oder wie es im Gedicht selber heißt:

E Wuehr bruuscht in der Nacht.

Da klingt ein gewaltiges Orgelwerk, wie eine Passacaglia mit 13 Variationen
(Versen) über das gleichbleibende Baß-Thema, zu dem die Oberstimmen ihre Gedanken
kontrapunktieren! Bilder von bunter Farbigkeit lösen einander ab: „Der
Wage gahrt und schlacht", dann „e Don, dä goht so Iiis un ring ins Ohr", dann
„Wohlig woge Gras un Laub" oder „Wie's in der Gumpe - n - abedoost, wie's
beutscht un geutscht un schlacht!" Das ist mehr als nur dichterische Klangmalerei.
Diese Klang-Bilder stehen einem lebenslang vor Augen und Ohren und Gemüt.

Hermann Burte hat sein Buch in die Kapitel „Berufung der Madlee", Volk,
Weib, Gott und Ich eingeteilt. Jedes soll wenigstens mit je einer Zeile gewürdigt
werden.

Da sind die geheimnisvoll romantischen „Zwei Sterne", ein Gedicht, das ich zum
schönsten und reinsten zähle, was ein Dichter je gesungen hat:

Zwee Stärne sin

Vom Himmel abegsunke

Un jede in

E diefe schwarze See,

Dort sehyne sie,

Zwee schöni fiechti Funke:

In Dynen Augen inn!

Mareimadlee!

Soll man, ja kann man dazu noch ein Wort sagen?

. . . Die blaichi Blondi gschwaiget bood:
Was d'Liebi isch? I förch, my Dod!
Drei Maidli gönge ohni Rueh
Dur Nacht un Nebel haimeszue.

Unerhört die Alliteration „Nacht un Nebel"

(Ich gebe jeweils auch den Kontext zu den einzelnen Zeilen.)

Uber Burtes Gott-Glauben ist viel geredet und noch mehr geschrieben worden.
Er ist von den einen zum Pantheisten, von anderen zum Sonnenanbeter gemacht
worden. Aber in der Zeit des kirchlichen Liberalismus und während des Kirchenkampfes
im Dritten Reich stand er auf der Seite der „Bekennenden Kirche"! Es
wechseln bei ihm Verse wie:

„Euse Glaube dasch der Mond am Himmel",
„d'Hoffnig isch e zaarde Regeboge",
„Aber d'Liebi, dasch die goldni Sunne"

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