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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 3/4.1980
Seite: 329
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-03-04/0125
ziehende Erklärung jedoch unhaltbar, wie der Autor des ersten etymologischen
Wörterbuches der französischen Sprache selbst mit Nachdruck bemerkt.

Werfen wir nun einen Blick auf verschiedene romanische Formen aus der c i p -
p u s - Familie:

Rumän. cep ,Schößling', ,Astknorren', ,Zapfen'; ital. ceppo ,Klotz', ceppa
,Wurzelstock'; comasc. cep ,Fels'; friaul. tsep ,Stamm', ,Geschlecht'; piem. sepa
,Gestrüpp'; frz. cep, sep ,Rebstock', ,Pfughaupt'; herault. sepo ,Weide'
(Baum); afrz. cepel ,Rebschößling', ,Holzstück', ,Baumstamm', Holzfessel',
,Gefängnis', ,Falle'; frz. cepeau ,Prägestock'; frz. cepe ,Löcherpilz' (gase, allgemein
für ,Pilz'); frz. cepee ,Busch von Schößlingen aus einem gemeinsamen
Wurzelstock'; prov., kat. cep, span., port. cepo ,Klotz'; kat. cep, span., port.,
galiz. cepa ,Wurzelstock', ,Rebstock', ,Rebe'; span. cepellon ,Busch von Schößlingen
', cepejön ,unterer Knorren an einem abgehauenen Ast'; galiz., port.
cepeira ,Rebstock, der über der Wurzel gestutzt worden ist'; galiz. cepal
, Weinberg', cepar ,die Reben beschneiden' u. v. a.
Die weite Verbreitung dieser Wortsippe über das Gesamtterritorium der Roma-
nia — von Rumänien bis Portugal — schließt eine keltische Wurzel, wie sie von
Vortisch in zurückhaltender Weise vorgeschlagen wird, von vornherein aus. Es besteht
allenfalls die Möglichkeit, daß die zitierten keltischen Formen (altirisch, gä-
lisch ceap, kymrisch kyf, bretonisch kef) zusammen mit lat. c i p p u s auf eine
gemeinsame indogermanische Wurzel zurückgehen, wobei bret. kef und das gleichbedeutende
rep möglicherweise spätere Entlehnungen aus dem Galloromanischen
bzw. Germanischen darstellen.

Wie man an den zahlreichen Bedeutungen erkennen kann, stellt die in den Idiomen
der Romania mehrfach belegte Bedeutung ,Rebstock', .Rebe' nur einen Stein
im semantischen Mosaik dieser Wortfamilie dar. Die Grundbedeutungen des lateinischen
Etymons waren allgemein genug, eine facettenreiche bedeutungsmäßige
Ausfächerung im Romanischen zu ermöglichen. Da die Bedeutung ,Rebstock', ,Rebe'
gerade im Iberoromanischen vielfach und schon früh (Anfang 13. Jahrhundert)3
nachzuweisen ist (vgl. vor allem die zahlreichen winzersprachlichen Ausdrücke im
Galizischen), muß lat. c i p p u s zumindest in spätlateinischer Zeit bereits als
Terminus der Weinbausprache geläufig gewesen sein. Auch das im 13. Jahrhundert
nachweisbare Diminutiv von frz. cep — cepel — hatte schon die Bedeutung ,Rebschößling
', woraus man schließen kann, daß bereits das Altromanische den Fachterminus
gekannt hat.

Dem Verfasser des Artikels ist ein Irrtum unterlaufen, wenn er feststellt, daß
c i p p u s „in allen romanischen Sprachen in der Form cibola. cipolla und Varianten
, und ebenso im Deutschen als Zwiebel1" erscheine (S. 175) und hieraus die
Schlußfolgerung zieht: „Die Grundbedeutung dieser beiden Wortstämme ,cip* und
.cep' scheint, trotz gemeinsamer Ableitung von lat. eippus (. . .) verschieden zu sein
(...)" (S. 176). Den genannten Zwiebelbezeichnungen liegen die beiden Etyma
cepa und *c e p u 11 a .Zwiebel' zugrunde6, und das Französische hat mit oignon
sowohl den Akkusativ des lateinischen u n i o .Zwiebel', als mit cive Schnittlauch
' (vgl. afrz. cive ,Zwiebel') auch das parallele lateinische cepa fortgesetzt.

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die zur Diskussion stehenden elsäs-
sischen Winzerausdrücke samt dem französischen cep auf das lateinische eippus
zurückgehen, das wahrscheinlich schon in spätlateinisch-altromanischer Zeit u. a.
die Bedeutung ,Rebstock', .Rebe', ,Rebschößling' angenommen (ausgehend von der
Grundbedeutung ,Pfahl', .Pflock') und in einigen Weinanbaugebieten der Gallo-
und Iberoromania bewahrt hat. Es kann auch nicht von vornherein ausgeschlossen
werden, daß das rumänische cep ,Schößling' zumindest in älterer Zeit oder regional
als ,Rebschößling' geläufig war und somit den westromanischen Formen stützend
zur Seite steht. Denn gerade in den Randzonen der Romania (siehe das romani-
sierte Elsaß) lebt das archaische lateinische Wortgut erfahrungsgemäß am ehesten

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