Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 3/4.1980
Seite: 352
(PDF, 32 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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Schließlich ist noch auf einen formalen Umstand hinzuweisen, der bei der
historischen Namenkunde, gerade auch der Familiennamenkunde, von Bearbeitern
zu beachten ist. Die alten Schreibweisen sind willkürlich, sie haben mit dem
heutigen Begriff der Rechtschreibung nichts zu tun. Man hat geschrieben, was
man gehört hat oder glaubte zu hören. Manchmal erlauben Dialektformen deshalb
auch eine regionale Zuweisung für die Herkunft eines Namenträgers, öfters
freilich ergeben sich Verballhornungen oder Mehrdeutigkeiten für die Etymologie
bei der Erklärung der Entstehung der Namen. Bei Deutungsversuchen ist in
solchen Fällen äußerste Vorsicht geboten. Dazu werden einige Beispiele folgen.

Namen nach dem Begriffsfeld „Brot"

Die FN aus den Wortfeldern von Brot und Wein sind Berufsnamen im weitesten
Sinn. Sie können nach den Betriebsstätten, den besonderen Berufszweigen
und nach den Erzeugnissen *) gebildet werden. Natürlich gibt es auch aus jedem
Beruf Ubernamen tadelnden oder ehrenden Charakters, die hier in ein Begriffsfeld
einbezogen werden. Sie dürften, wie das für einige Berufsgruppen ausführlich
nachgewiesen ist10), z. T. als Freisprechungsnamen nach Beendigung der Lehre
verliehen worden und dem Mann für sein Leben, und danach auch seiner Familie,
erhalten geblieben sein.

Zu den nach den Betriebsstätten gebildeten FN gehören so bekannte, teilweise
geistesgeschichtlich berühmt gewordene Namen wie Backhaus (auch Backhuser,
1421 E, 1441 BS) und Bachofen, 1557 Je. Dieser Name kommt auch als Back-
ofius vor, eine primitiv latinisierte Form aus der Zeit, da es als vornehm galt,
den Namen in der Art der Humanisten umzubilden. In Lörrach und Stetten
seit alters geläufig ist der in diese Gruppe gehörige Name Ofenhüslin, der offenbar
nur in unserer engeren Landschaft anzutreffen ist. 1492 finden wir Leon-
hardus Ofenhüslin von Lörrach auf der Universität Basel, 1498 ist er als Vogt
von Lörrach genannt u). Zu einer Zeit, in der es viele Häuser ganz aus Holz,
Fachwerk- und z. T. noch mit Stroh gedeckte Häuser gab, erlaubte der gemeinsame
Feuerschutz keine Backöfen in oder an den Häusern. Die Gemeinden hatten
deshalb ein Backhäuschen zur allgemeinen Nutzung. Dessen Befeuerung, Betriebseinteilung
und Beaufsichtigung war zweifellos ein Dorfamt12). Manchmal mag
das auch ein gelernter Bäcker gewesen sein.

Namen nach dem Beruf

Als Namen nach dem Beruf finden wir die Backmeister, die, wie der Name
sagt, eine Anzahl Bäcker unter sich hatten, also etwa die Bäckerei an einem
herrschaftlichen oder kirchlichen Hofe geleitet haben (Je 1548, Hei, Gie). Dasselbe
bedeutet wohl Brotmeister. Mehrere Familien dieses Namens sind in den
Basler Urkunden des Domstifts und einiger Klöster in den Jahren 1241 ff. belegt.
Hier könnte es sich freilich auch um Ableitung vom Amte dessen handeln, der
die tägliche Armen- und Pilgerspeisung unter sich hatte. Ähnliches gilt vom
Castmeister (BS 1476), wobei offen bleiben muß, ob es sich um Ableitung vom
städtischen Getreidekasten oder Brotkasten, der nur in Notzeiten mit verbilligtem,
einfachem Brot eingerichtet wurde, handelt. Der Zweibrot (BS 1359) und der
Dreybrott (Wit 1569) erhielten ihre Namen von einer Abgabenverpflichtung.

Aber fahren wir mit den Namen nach dem Beruf fort. Von den gängigsten
Bäckernamen Beck, Becke (im 14. Jh. für Schlechtbach erwähnt) und Becker (1427
in Tumringen belegt) finden wir große Zahlen in den ältesten deutschen Universitätsmatrikeln
, ähnlich häufig wie im heutigen Namenbestand. Im 15. Jh. in
Erfurt z. B. 42 Becker und 178 Pistor und Pistorius, also die lateinische Form, wobei
die patronymische, genitivische weit überwiegt. Damit kommt zum Ausdruck,

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