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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 3/4.1980
Seite: 353
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-03-04/0149
daß es sich nicht um einen individuellen Namen handelt, sondern um einen vom
Vater oder dessen Beruf abgeleiteten. Diese frühen lateinischen Bezeichnungen der
alten Hauptberufe — Bäcker, Metzger, Schmiede, Schuhmacher u. a. — sind meist
keine Ubersetzungen, sondern entstammen der lateinischen Urkundensprache des
12., 13. Jh. Anders ist nicht zu erklären, daß ihre Übernahme in die Volkssprache
als Pfister schon in mittelhochdeutscher Zeit, also fast gleichzeitig, erfolgt ist. Die
vor allem oberdeutschen Formen Pfister, Pfistermeister sind in Oberschwaben seit
1275 nachgewiesen. Belege aus Basel und Konstanz sind uns für 1412 und 1418 ff.
bekannt.

Andererseits galt es in der Zeit der deutschen Renaissance und des Humanismus
für die Angehörigen der Schichten, die sich als Bildungsträger verstanden, sich
einen Namen in einer der Sprachen der Antike zuzulegen, meistens in einer
lateinischen, seltener in der griechischen Form. Vorzugsweise wählte man einfache
Übersetzungen des deutschen Namens. Mit dieser Methode konnte man unter
anderem die Bedeutung von Namen verdecken (oder sie umdeuten), die Spottnamen
waren oder auf Herkunft aus sozial wenig geachteten Schichten und
Berufen hinwiesen. Im frühen Mittelalter waren ja die Handarbeit und damit
auch viele Handwerksberufe verachtet. Erst die Mönchsorden haben mit ihrer
Forderung „ora et labora", bete und arbeite, diese Einstellung zum Arbeitsleben
allmählich verändert. Die lutherisch-reformatorische Auffassung vom sittlichen
Wert der Arbeit hat dann zum Begriff des „Arbeitsethos" 13) geführt. So finden
wir mit der Gründung der deutschen Universitäten seit Mitte Ende des 14. Jh.
alle Berufsnamen gerade auch in lateinischen Formen in den Studentenlisten
unserer Universitäten. Z. T. gilt das auch für unsere Namen der Brot- und
Wein-Berufe.

Selbst studierenden Namensträgern war damals die Herkunft ihres Namens
aus Pistor nicht immer bewußt, denn wir finden bei den Matrikeleinträgen auch
den „Pfisterus". Kurz dargestellt, wird aus

Beck, Becker ~* Pistor -* Pfister ~* Pfisterus und aus
Schuhmacher ~* Sutor — Sutter ■* Seuter ~* Seuterus

Sauter Suterus
— Süterlin ~~ Seuterlin.
Den Brotbeck finden wir 1350 in Efringen, Haltingen, Tüllingen. 1405 ist
einer Vogt in Binzen und 1430 noch einer Vogt in Auggen. Der Brodtmann (Wit
1594) ist eher der Brotverkäufer, der mit einem fahrbaren Verkaufsstand unterwegs
war. Der Bexbrot (Becksbrot) betont wohl mit seinem Namen (Wit 1584)
das Brot vom Fachmann im Gegensatz zum hausgemachten. Von diesem letzteren
ist vielleicht der Name Baurbeck (E 1496) abgeleitet. Wahrscheinlicher ist jedoch
die Herkunft von einem ON. Auf solche Zweifelsfälle gehen wir in einem
besonderen Abschnitt noch ein. Brödlin und Brödler (mhd brotelaere) sind bei
uns altbekannt, in Weisweil 1293, in Böllen 1294 nachgewiesen.

Namen nach dem Erzeugnis

Vesenbeck (auch mit F) kann ein Bäcker sein, der vor allem Mehl vom Dinkel
verarbeitet (Je 1567). Geht dieser Name jedoch auf Einwanderer aus Holland
zurück, ist eine andere Ableitung zugrunde zu legen, die später erörtert wird.
Der Kligebecker (E 1481) wird gern ein Mehl verwendet haben, das die Kleie
enthält, also eine Art Schrot- oder Vollkornbrot ergibt. Wie der Newbeck
(E 1484) und der Altbeck zu ihren Namen gekommen sind, kann man sich für
kleinere Orte unschwer vorstellen.

Einer der ältesten Bäckernamen ist Rockenbrot, auch Rucken-, Ruggen-brot.
Sie kommen seit dem 13. Jh. vor und sind weitverbreitet entsprechend dem damaligen
vorwiegenden Roggenanbau. Wir finden den FN 1235 in Binzen, 1441
in Rottweil, in FR begegnet er 1552 aus Ebnet. Sauerbeck, mhd sürbeke, ist der

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