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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 3/4.1980
Seite: 356
(PDF, 32 MB)
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in unserer Gegend als Pfarrer und Ärzte zahlreich vertreten. Brotkast ist ähnlich
wie Brothag der ÜN eines, der viel Brot ißt. Der Name (aus Miltenberg a/M.)
begegnet 1573 in FR16). Brotkorb sagt das gleiche, 1424 treffen wir ihn in BS,
1435 in Hei, Brodreich erst spät, 1669, in Gie. Brotschoch ist eine in BS seit 1503
mehrfach erwähnte Sippe von Müllern. Brotwolff ist erstmalig 1370 in Ulm
belegt, 1591 in Je, heute auch bei uns bekannt. In der Basler Matrikel erscheint
1460 Thomas Feyenbrödlin aus Landshut. Der erste Bestandteil des Wortes ist
derselbe wie in Feigemvinter und bedeutet etwa „verscheuchen, verbannen", in
unserem Zusammenhang also wohl vertilgen. Gossenbrot und Susenbrot haben
die gleiche Bedeutung wie das schon erwähnte Motzenbrot, wobei Susenbrot die
Verwandtschaft mit dem frz. Wort „sauce" anzeigt. Ein Gossembrot ist 1493
kaiserliche Rat in BS, Susenbrot begegnet 1511 in FR, 1521 in BS. In diesen
Bereich gehört auch der Weiciybrodt 1590 in Wit. Die ältesten Belege für Gutbrot
stammen aus dem Oberschwäbischen. In Hei ist 1520 ein Crispianus Heiszweck
von Ulm genannt, ein Haisbrot 1535 auch in FR. Diese UN kommen vom Brot-
und Weckenheischern, wobei offenbleiben muß, ob sie von alten, volkskundlich
bekannten Heischebräuchen herrühren oder vielleicht doch vom Erbetteln des
täglichen Essens durch die fahrenden Studenten im Mittelalter. Kleinbrötlin
kommt 1407 in Biengen vor und ebenfalls aus der Kaiserstuhlgegend ist Nie.
Kleinbrot 1431 in Hei. Henman Milchbrökin ist 1393 ein Kaufmann in BS.
Morgenbrot und Morgenmuoss sind (16. Jh.) Studenten in Tü und Hei. Nie.
Uffembrot heißt 1618 ein Walliser Student in FR, dieser UN ist einem gegeben
worden, dem das das wichtigste war, was auf dem Brot ist. Dieselbe Bedeutung
dürfte auch Zembrot haben (1518 Hei), Zekuch (1510 Wertheim) und Zubrot
(1551 ff. Mar, Je, Wit). Der UN Vorbrot (1582 Wit) hat noch keine Erklärung
gefunden, vielleicht ist damit das Brot genieint, das zum „Voressen" oder zur
Suppe gereicht wurde. Den Wegesserus, der 1546 in Hei genannt ist, müßte man
heute wohl Weckesser schreiben.

Nun gibt es noch eine Gruppe von FN, die mit dem täglichen Brot zu tun
haben, aber nicht von Liebhabereien oder gut und viel essen, sondern vom
geraden Gegenteil reden. Es sind Namen, die auf ein karges Leben derer hinweisen
, die diese Namen haben. Brosmer, Brösemli, 1418 ff in Konstanz in den
zwei untersten Steuergruppen, aber auch schon 1261 in ZH, Brotsorg 1420 in
Wien genannt, Hartranfft ist vor allem ostdeutsch, Cuntz Hertbrot war 1390
ein Karrer in Basel, man beachte den Beruf, Hertenranft war 1393 ein Rebmann
in BS, auch hier ist Pfenningbrot belegt (1404j. Sparbrot gab es 1365 in
Schorndorf und 1499 ff. in FR von Steinbach und Gengenbach. Sparernanft sind
im 15. Jh. in Bayern und Österreich zahlreich zu treffen. Der Pfarrer Jacob
Trockenbrot (Druckenbrot), nach 1554 in BS, stammt aus Konstanz, wo der FN
seit 1466 belegt ist.

Vorsicht vor Fehldeutungen

Anhand einiger Namenformen, die man auf den ersten Blick unseren Brot-
und Bäckernamen zuordnen möchte, sei aber noch deutlich gemacht, wie sehr
man sich vor Fehldeutungen hüten muß. Beckmann z. B. ist die niederdeutsche
Entsprechung von ob'dt. Bachmann, Bauerbeck ist (vgl. oben) von einem mitteldeutschen
Ort Bauerbeck abzuleiten, dessen zweiter Namensteil eben auch
dasselbe heißt wie Bach, Smalenbeklin (1517 in BS) kommt ebenfalls von einem
ON Schmalenbach her, Melbeck kommt vom ON Mehlbach, Melbach, wobei die
1. Silbe Mel = Schlamm ist, SMottet beck könnte auch mit dem nied'dt. beke =
Bach zusammengesetzt sein, der erste Wortteil könnte vom mhd. släte = Schilf
abgeleitet sein. Eine andere Deutung meint „Bäcker, der eine Spezialität mit
Schlottermilch bäckt", dann hätten wir doch einen Bäcker vor uns. Vesenbeck(er)

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