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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 3/4.1980
Seite: 359
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-03-04/0155
Weinkellers Name, der im 14. Jh. für Grenzach urkundlich genannt ist, ist
ähnlich zu erklären. Er könnte allerdings auch „Aufseher über den Weinkeller"
bedeuten.

Die Weinberufsnamen

Damit sind wir bei den Berufsnamen. Die weinwirtschaftlichen Berufe gehörten
, wie gesagt, zu den angesehensten Berufen der Zunftzeiten. Kein Wunder,
daß sie auch zahlreich auf den Universitäten vertreten waren, wo wir fast
jedem dieser BN auch eine, oder mehrere, latinisierte Formen finden. Clamator(is)
— 1419 in E — bedeutet soviel wie Weinrufer23), Cellarius, Keller und Kellermann
ist der Verwalter der Einkünfte (großer Grundbesitzer). Wir finden den
FN 1284 in Kandern, im 14. Jh. in Fahrnau, später in Schliengen, Steinen,
Vogtei Rötteln und in Wyhlen. Zahlreich kommt er auf allen Universitäten vor.
Oenanäer ist bisher erst einmal — 1552 ein Pfarrer in BS — nachgewiesen. Er
ist die Ubersetzung von „Weinmann" (s. dies.). Der schlichte Name Vinea macht
gerade wegen seiner Kürze Schwierigkeiten bei der Deutung. Auf deutsch bedeutet
das Wort „Weinrebe", Rebstock", auch „Rebgelände". Als FN tritt er
1388 in Heidelberg aus der Diöcese Lüttich auf, etwas später erscheint dort
auch die Form Vineamonte, was auf den ON Wynbergen hinweisen könnte.
Aber 1549 und 1576 taucht die erste Form wieder in Mar aus Fritzlar auf.
Vindimiator(is) kommt 1505 in Köln vor, von diesem Wort abgeleitet ist
Wimmer, der Mann, der die Ernte im Rebberg besorgt. Die Form ist im baiu-
warischen Dialektgebiet entstanden und zuhause (in Wien nach 1427 zahlreich).
In BS taucht er erst 1578 auf aus Pfarrkirchen in Bayern, Vineator(is), Vinitor sind
Formen, die übersetzt Weingärtner bedeuten. Sie begegnen 1440 ff. in Wien, E,
dann Hei und BS 1515 ff. Nach 1560 haben wir ihn in der eingedeutschten
Form Winzer in unserem Stetten, wo der Name heute noch lebt. Vinysen (in Hei
1406 aus Würzburg) wird in der namenkundlichen Literatur auf mhd vintuse
( = Schröpfkopf) zurückgeführt. Wir hätten also einen BN des Baders vor uns,
und entsprechende Belege weisen das in Einzelfällen nach. Vor allem bei dem
sehr verbreiteten Findeisen dürfte die Ableitung zutreffen. Wir halten es aber
auch für möglich, daß die Form Vinysen der Name eines Schmiedes ist, der
die eisernen Werkzeuge für die Arbeit im Rebberg herstellt. Die Spezialisierung
der Schmiede im MA ist so außerordentlich weit gegangen, daß man sich das
heute kaum mehr vorstellen kann. Deshalb ist diese Deutung nicht abwegig,
wenn auch nicht erwiesen.

Wieder sehr verbreitet ist der Name des Winbrenner, Weinbrenner, 1418 in
Konstanz, 1424 ff. in BS, 1460 in FR. Der Name benennt einen Beruf, der seit
dem 8. Jh. zuerst Weinbrand für medizinische Zwecke hergestellt hat. Der Weinbrenner
als Hersteller von Trinkbranntwein ist für das deutsche Sprachgebiet
wirtschaftsgeschichtlich erst seit 1361 in Frankfurt a'M. bekannt. Weinbeer ist
der Verkäufer getrockneter Weinheeren (Rosinen), 1368 in Iglau/Mähren belegt,
1561 in Wit und erst 1593 in BS vorkommend. Den Essigverkäufer bezeichnet
der FN Weinessig (1625 in BS), der einfache Name Essig kommt in BS schon
früher vor. Der bekannteste Berufsname der Weinwirtschaft ist der Wingarter,
Wingartner, Weingärtner und ähnliche Formen. 1400 erscheint in Hei, 1418 ff.
in Konstanz, 1462 in FR und danach auf allen Universitäten. Dasselbe ist der
Wyngartman, Weyngartman 1423 in Wien, aber schon 1291 im schwäb. Kreis
Weinsberg. Und dort, im Schwäbischen, ist ja der Wingerter noch heute zuhause.
Der Weinkauff, 1417 in Hei, später in E, Wit u. a. ist der Weinhändler. Wenn
er 1465 in Erfurt Winkoyff heißt, dann dürfte er aus dem Elsaß oder vom
Kaiserstuhl stammen. In Wit studiert 1566 Blasius Weinkauff Badensis, wahr-

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