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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 3/4.1980
Seite: 362
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zu tun. Aber es hat auch den Gassenwirt gegeben, der den Wein über die Gasse
verkauft hat. Ohne sehr frühe entsprechende Belege muß man die Deutung offen
lassen. Gundelwein ist ein Name, der ähnliche Beachtung verdient. Er ist 1544 ff.
in Hei und Wit nachgewiesen, Herkunftsort ist Donauwörth, also die Donauniederung
. Der Name wird zu den Männernamen auf -win gerechnet (s. diesen
Abschnitt am Schluß). Da die Gundelrebe zu den frühen Heilkräutern gehört,
wäre nachzuprüfen, ob diese Wortform nicht zu den Kräuternamen der Apotheken
am Ende des MA gehört hat und auch auf diesem Wege zu einem ÜN
werden konnte.

Ein Abstinenzler, jedenfalls einer, der mit dem Weintrinken schlechte Erfahrungen
gemacht hat, war Heinrich Halbschutz gen. Hassdenwin, 1458 ff. in Hauingen.
Ein Hassenwein ist zu jener Zeit auch in Landshut a. Lech genannt. Das Gegenteil
davon sagt der Name Hegwein (1586 in Je aus der Gegend von Ochsenfurt,
wo er schon 1463 vorkommt). Die Ableitung von einem Vornamen Haguwin
erscheint etwas gesucht, zumal am Main eines der ältesten deutschen Weinbaugebiete
ist. Zu unserem Wortfeld gehören auch die sehr alten und stark verbreiteten
Berufsnamen der Keller, Kellermann, Kellner, die im vorigen Kapitel
einzureihen gewesen wären. Aus Sachsen kommt Georg Kelterborn, der 1588 in
Wit und Mar studiert. Das Bild dieses Namens ist die Kelter als Born des Weines.

Der FN Clainsweindel, 1422 in Wien genannt, scheint einen anspruchsvollen
Weintrinker zu kennzeichnen, der kritisch die vielen „kleinen" Weine beurteilt.
Der älteste literarische Beleg für Kühlwein bzw. Kühlewein entstammt dem Jahr
1482 aus Wimpfen. Die Matrikeln von Ja und Mar nennen ihn erst für die
Jahre 1576 und 1627 und zwar aus Leipzig, 1697 ist er auch in Siena belegt.
In der Bildungsgeschichte unseres Landes ist er wohlbekannt als der Name von
Pfarrern und Kirchenräten. Unsere Belege für den FN Luterwin, Luterwynn
unterscheiden sich ausnahmslos von „Liutwin", das nhd. Leutwin lautet und ein
altdeutscher Männer-Vorname ist. Luterwin dagegen ist der Herrenwein, der
Name ist seit 1497 ff. in BS (aus dem Bernbiet und Freiburg i. Üechtland) vielfach
belegt. Mengwein, 1561 ff. aus Gotha, Ohrdruf und Umgebung, auch aus
Wit, ist — ebenso wie Wynmynger, Winmenger — mehrfach in den Matrikeln
von Je und Wit vertreten. Für Procwein liegt uns nur ein Beleg, 1608 in Jena,
vor. Eine Deutung ist damit noch nicht möglich. Regwin (Reckwin) tritt nur 1630
in Heidelberg auf. Wenn es sich nicht um eine Verschreibung oder um ein mißverstandenes
Richwin (ein Vorname) handelt, dann ist die Bedeutung der des
Brnswyn vergleichbar. Sawerwyn, 1406 auch in Hei vorkommend, ist ebenso
eindeutig wie Sauerzapf (1596 Je, 1549 Wü) oder Sauffer, den die Ortschronik
von Auggen im 16. Jh. nennt. Schiindwein (= Schlund wein) ist dasselbe, nur
etwas feiner, sozusagen akademisch ausgedrückt, er kommt 1509 in Hei vor.
Selbst Sdouchwin ist akademisch bezeugt, 1572 in Wit. Wenn solch ein Namensträger
den Wein gescheut haben sollte, ist dies aber noch lange nicht auch für
das Bier gesagt. Wieder ein Zecher-UN ist der Sdoüttenwein, ein Küfer 1532
in FR, und 1572 dort auch ein Student, aber der kam von Rottenburg a. N. Der
Swerwin (1513 in E) war von Kissingen, der Tischweindel war wieder ein
Österreicher (1408 Wien). Vielleicht hat er auch, wie der Clainsweindel, bessere
Sorten lieber getrunken. Daß auch der Jredwein (1569 in Wit) aus Sachsen kam,
nämlich aus Zwickau, unterstreicht einmal mehr die frühere Bedeutung des Weinbaues
dort. Daß sich die Form Weintritius als akademischer Name nicht schlecht
machen würde, erwähnten wir schon. Nicht nur die Hauinger haben einen
Hassdenwin hervorgebracht, die Haltinger hatten 1561 eine Margreth Tüffelwin.

Villwyn, Fullwins (= Füllwein) gab es 1441 in Rottweil und 1556 in BS;
Vollwynl517 in Hei aus Dürkheim in der Pfalz dürfte dasselbe sein. Weinaygel
(1425 an der Universität Wien) scheint aus dem Taubertal zu stammen. Andere
Belege kommen aus Weinsberg und vom Main. Da möchte man schon die alte

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