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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 3/4.1980
Seite: 363
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-03-04/0159
Bedeutung „Gastwirt, der selbstgezogenen Wein ausschenkt", zugrunde legen.
Winbecher (1404 in Hei), Weinkraut (1404 in Wien), Weiswein (1629 in FR
aus Pfullendorf) bedürfen keiner Erklärung. Freilich dürften die Erfinder des
Spottworts „Kraut" (für den Deutschen) vermutlich das Weinkraut noch nicht
gekannt haben, sonst müßte ihnen der Spott im Halse stecken geblieben sein.
Mittlerweile ist es selbst in ganz Frankreich bekannt und geschätzt. Weinkern,
1429 in Wien, ist entweder UN für den Liebhaber oder BN für den Verkäufer
von getrockneten Weintrauben und Rosinen. Ein in vielen Varianten vorkommender
Name ist Wert wein, Wirtwein, Wortwein, Würtwein 1490 ff. in FR,
Hei, Je. Die Hauptbedeutung dürfte Würzwein sein, denn um den Wein trinkbar
zu machen, hat man früher allerhand Rezepte auf diesem Gebiet erfunden, von
denen die kostbarsten und erlesensten freilich nur zu den höchsten Feiertagen,
etwa an Weihnachten, gebraucht wurden. In Basel war es der Hypokrates, den
man heute, anders als früher, auch kaufen kann. Schließlich gab es als Übernamen
auch noch den Weinmueht, der 1582 in Marburg vorkommt, und den Zahlwein
1590 in Wittenberg.

Mit -win, -wein gebildete Namen anderer Herkunft.

Zahlreiche mit -win und -wein gebildete FN haben mit unserem Wein-Thema
gar nichts zu tun, weil es sich um Zusammensetzungen mit dem altdeutschen
Männer-Vornamen -win handelt, wie wir ihn heute in Erwin, Edwin, Alwin,
Balduin usw. noch kennen. Freilich gibt es auch zahlreiche Zweifelsfälle, weshalb
man gerade diese Namensgruppe nicht außer acht lassen darf. Der Eberwein
meint wohl einen Freund der Jagd. Erowein, ein ganz alter, ursprünglicher Vorname
, der schon 1276 in Pfullendorf genannt ist, bedeutet Freund des Frohsinns,
den Gösswin gibt es in vielen ähnlich lautenden Formen wie Gesswein, Giesswein,
Geiswein usw. Holwein ist dasselbe wie Holbein und bezeichnet Leute mit
O-Beinen, Leutwein ist eine andere Form von Liutwin, bei Nortwin (1425 in
Konstanz) sollte man an Ortwin denken. Ein häufiger VN war Richwin, den die
Auggemer Chronik für das 15. Jh. nennt. Zu dieser Namengruppe gehört auch
der Wiber, der von Wigbert abzuleiten ist. Einen Hans Wiber gab es 1406 in
Brombach, schon 1366 kam er in Bamlach und Kandern vor, 1424 finden wir die
Verkleinerungsform, den Burkhart Wiberlin in Basel. Einen Melchior Weinhart
gab es 1536 in Todtnau. Weinreich meint eigentlich den VN Winrieb. Dieser FN
könnte allerdings durchaus auch einmal einen großen Weinbauern bezeichnen.
In solchen Fällen von Doppeldeutigkeit ist man auf sehr frühe Belege angewiesen
, die im Zusammenhang mit einem Text oder bestimmten Umständen eine
Entscheidung möglich oder wahrscheinlich machen.

Die Reb-Namen

Gerade in unserem Gebiet, wo die Rebe schon vorgeschichtlich bekannt und
genutzt war, allerdings wohl noch als Wildrebe, verdienen die mit diesem Wort
gebildeten Namen besondere Aufmerksamkeit. Hier am Oberrhein dürfte das
ganze Wortfeld um die Rebe, das mit der Bearbeitung und Bewirtschaftung der
Rebe entstanden ist, weit älter als das Wortfeld um das dem Latein entlehnte
„Wein" sein S1). Das heißt natürlich nicht, daß die mit -Rebe gebildeten Namen
auch älter als die mit -Wein gebildeten wären. Die Bildung von FN aus Bei-,
Über- oder Berufsnamen ist, wie eingangs dargelegt, viel jünger.

Sehr alt ist hier der BN Rebmann, 1246 für unsere Märkte belegt, 1497 und
später auch in Hei, E, Tü an den Universitäten. Ampelander ist eine Übersetzung
davon als Humanistenname in BS. Reber und Rebner kommt in der 1. Hälfte
des 14. Jh. in Auggen vor, 1367 auch in FR, 1404 und danach in Hei, E, Je.
Die Namenformen Reeb und Rebe werden 1561 und später in Je und Wit

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