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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 3/4.1980
Seite: 369
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-03-04/0165
Dr. E. Richter), eine kompetente Zusammenfassung der einstmals für diese Region so
wichtigen Erwerbsquelle.

Den überwiegenden Teil des Buches macht jedoch die Geologie, die Klimaforschung,
die Botanik und die Zoologie aus, und leider wird hier das Buch mit wenigen Ausnahmen
für den Laien schwer lesbar. Die auf einer Diplomarbeit basierende Abhandlung
von Armin Rieser führt in die Geologie dieser Landschaft ein, während Hans von Rudioff
das Klima, vor allem das Kleinklima dieses mit dem Isteiner Klotz vergleichbaren Raumes
unter die Lupe nimmt. Er bedauert zu Recht, daß für Grenzach-Wyhlen keine exakten
Klimawerte vorliegen und zieht deshalb die Ergebnisse der umliegenden Stationen zu
Rate. Interessant sind vor allem die alarmierenden Veränderungen, die mit der Industrialisierung
zusammenhängen. Auch Volkmar Wirth macht in seinem Beitrag über die
Flechten vor allem darauf aufmerksam, wie an dieser scheinbar so unbedeutenden Pflanzengruppe
die Immissionsbelastung abzulesen ist. Daß hier die Flechten in lufthygienischer
Hinsicht urbane Bedingungen signalisieren, dürfte wohl nur wenigen bekannt sein.

Ausführlich führt Georg Philippi in die Welt der Moose ein, ein Beitrag, der nur
für den Fachmann lesbar sein dürfte. Bedauerlich für den Naturfreund, daß nicht wenigstens
die wichtigsten der 159 Arten mit deutschem Namen vorgestellt werden! Dasselbe
gilt für den Beitrag über die Mollusken von Günter Schmid, die umfangreichste Arbeit
mit 130 Seiten. Mit Wolf gang Schiller kommt ein junger Wyhlener Forscher zu Wort.
Schon als Schüler gelangte er durch die Entdeckung einer bisher noch unbeschriebenen
Käferart, des Haploglossa fulvohirta, zu Berühmtheit. Schade, daß kein Foto dieser
auf der Welt einzigartigen Käferart beigefügt werden konnte. Wer sich für die lateinischen
Namen der 1407 in Grenzach-Wyhlen nachgewiesenen Käferarten interessiert, findet
sie bei Wolfgang Schiller. Mit seinem Beitrag über die Gliedertiere möchte Günter Schmid
vor allem darauf aufmerksam machen, daß es dringend notwendig wäre, weitere Bereiche
der Gemarkung von Grenzach-Wyhlen unter Naturschutz zu stellen. Auch Gerhard Fuchs,
Leiter der Bezirksstelle für Naturschutz, fordert, das schutzwürdige Gebiet unbedingt zu
erweitern und hofft, daß dieser Band den Anstoß für eine Neubegrenzung des Naturschutzgebietes
geben wird. Sein Artikel über die Entwicklung und Bedeutung dieses
Schutzgebietes dokumentiert, welchen Beitrag die Waldwirtschaft zur Erhaltung dieses
Ökosystems leisten kann. Als Schluß dieser Besprechung sollen die Einleitungssätze zu
Günter Schmids letztem Beitrag dienen, die sehr treffend den Buchswald charakterisieren.

Es ist eine erholsame Landschaft, doch können die steilen Felshänge des Grenzacher
Horns — Gott sei's gedankt — nicht vom Auto aus erlebt werden. Man muß hinaufsteigen
zum Hornfelsen, muß auf schmalen Pfaden das Gebiet durchwandern, muß dieses
Meer von Buchs durchschwimmen. Man muß den heißen Atem des Hornfelsenwindes,
den kühlen Hauch des Ruschbachs gespürt haben, muß voller Staunen vom „Hörnli"
auf all das Menschenwerk im Tal geblickt, dem leisen Murmeln des „Dengeligeist" gelauscht
und stille Einkehr in der „Himmelspforte" gehalten haben — dann spürt man
etwas von der beglückenden Kraft, die diesem immergrünen Paradies, dem Buchswald
am Grenzacher Horn, innewohnt.

Und man versteht, daß solch eine Landschaft geschützt werden muß vor dem Menschen
für den Menschen. Helmut Bauckner

Bernd Thum, Aufbruch und Verweigerung — Literatur und Geschichte am Oberrhein
im hohen Mittelalter. Waldkirch: Waldkircher Verlagsgesellschaft 1980. XX + 519 S.,
mit zeitgenössischen Abbildungen und Kartenskizzen. Paperback.

Brunhart von Auggen muß man zwar entbehren, doch das Ober- und Hochalemannischc
wurde im hier vorgelegten Band vielfach mitberücksichtigt. Das ist auch und nicht nur
eine mittelalterliche Literaturgesdiichtc unseres Raumes, das ist darüber hinaus eine
Kultur- und Geistesgeschichte größerer topographischer Zusammenhänge mit Schwerpunkt
12. und beginnendes 13. Jahrhundert. Ausgiebig und mit neuen Perspektiven
werden darin auch sozial-religiöse Strömungen und Bewegungen angegangen, so vor
allem die Frauenklöster und „Minne als Gesellschaftskunst". Welch bestimmender Faktor
gerade unsere Oberrheingegend in jener Zeit gewesen, wird in Thums Ausführungen
immer wieder augenscheinlich. Dem „Aufbruch von Mensch und Gesellschaft" findet
sich als Abklang, Abgesang die „Verweigerung", d. s. u. a. die „schwachen Machthaber '
des Imperiums im 13. Jahrhundert gegenübergestellt. Der Band gibt viele neue Perspektiven
, er ist streng wissenschaftlich gehalten, aber doch gut faßlich geschrieben.
Mehrfache Register erleichtern das Nachschlagen. Die herstellerische Qualität ist vorzüglidi

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