Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 1.1981
Seite: 10
(PDF, 31 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-01/0012
III.

Jahrzehntelang hielt man die Hügel für Steinlesehaufen (Abb. 5) die im Mittelalter und
der Neuzeit zum Entsteinen von Hochäckern und Viehweiden angelegt sein sollten.
Wahrscheinlich geht diese Ansicht auf eine Bemerkung des Großherzoglichen Archivars
in Karlsruhe, Dr. E. Wagner17) zurück, der 1898 im Grenzgebiet zwischen Lörrach und
Brombach (wahrscheinlich auch an anderen Plätzen) Ausgrabungen von Steinhügeln
vorgenommen oder veranlaßt hat. Wie Wagner u. a. mitteilte, handelte es sich um »ca. 12
kleine Hügel (H. 0,80-1 m) in gleichen Zwischenräumen voneinander in Reihen geordnet
«. Nach seinem weiteren Bericht fehlte jeglicher Hinweis auf Bestattungen: »Es sind

.....nur Haufen zusammengelesener Steine«. Lesesteinhaufen sind in Waldrandgebieten

mit anschließenden Ackerfluren eine durchaus geläufige Erscheinung. Sie haben jedoch
fast immer eine sehr unregelmäßige Form; überwiegend sind es Steinwälle. Die damalige
Klassifizierung der Brombacher Hügel durch Wagner kann daher nicht recht überzeugen
. E. Wagner war zweifellos durch die besonders während seiner Amtszeit forcierten
Ausgrabungskampagnen in hallstattzeitlichen Grabhügeln mit oft überreichen Inventuren
negativ beeinflußt. Bestattungen - ohne körperliche Reste und Beigaben - überstiegen
wahrscheinlich seine Vorstellungskraft. Er fand daher keinen Grund, sich über das
Problem leerer Hügelgräber Gedanken zu machen.

F. Kuhn hat die Ansicht von E. Wagner nicht übernommen und intuitiv mit seiner
These von den »Alemannischen Nekropolen«1!>, die sämtliche vorhandene Steinhügel
umfaßt, den richtigen Weg eingeschlagen. Er stützte sich dabei auf Berichte über Ergebnisse
älterer Ausgrabungen von Steinhügeln, die ebenfalls E. Wagner vorgelegt hatte:
über die wahrscheinlich bereits karolingerzeitliche Bestattung in der Flur »Obmanns-
grab«19); dort »fand sich unter einem ovalen Hügel aus Steinen und Erde - H. 0,50,
L. 5-6 m, Br. 2-3 m - ein sorgfältig hergestelltes Plattengrab mit gut erhaltenem Skelett
ohne Beigaben«); und über die »Heidengräber« b. Wiechs2" ( »Im Waiddistrikt Heidengräber
befinden sich auf einer kreisförmigen Fläche mit starker Abdachung nach allen
Seiten mehrere kleine Hügel .... in einem derselben ein mit 12 cm dicken Sandsteinplatten
von S nach N gelegtes Grab mit Resten vom Skelett, farbigen Perlen von Ton und
Bernstein am Hals, zwei silbernen Ohrringen, Eisenschnalle und Eisenmesser, zwei langen
und auffallend spitzig zulaufenden Riemenzungen aus Bronze«). Die anderen - wie
aus dem Wortlaut zu entnehmen ist - zur gleichen Zeit untersuchten Hügel müssen leer
gewesen sein. Es ist anzunehmen, daß Bestattungen ohne Beigaben aufgedeckt worden
sind, deren Skelettte vergangen waren.

Neuere Untersuchungen in Illnau, Kt. Zürich2", könnten die These von F. Kuhn unterstützen
. R. Moossbrugger berichtet über eine kleine frühmittelalterliche (merowin-
gerzeitliche) Steinhügelgräber-Nekropole des 7./8. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung
mit 7 Steinhügeln in der typischen Lage: »auf einer markanten Anhöhe über einer Talenge
bei einer Straßengabelung«. Neben reich ausgestatteten Gräbern enthielt der relativ
große Hügel Nr. 6 (Dm 7m) nur eine Körperbestattung ohne Beigaben. Das Skelett hatte
sich erhalten. Der Bau der Gräber zeigte im allgemeinen keine Besonderheiten. Die Bestatteten
lagen in einer eingetieften Grabgrube - nach Moossbrugger möglicherweise
primär in einem Holzsarg, der inzwischen vergangen war-überdeckt mit einer zu einem
Hügel aufgeschütteten Geröllpackung, die Steine bis zu einem 1/2 Ztr. Gewicht aufwies.
Merowingerzeithche Bestattungen in Holzsärgen wurzeln wahrscheinlich im Bestattungsbrauchtum
des 7. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung. Eine relativ gut erhaltene
Holzkammer, die nicht als direktes Vorbild verstanden werden darf, wurde in einem
Grab (ohne Hügel) eines alemannischen Adeligen in Hüfingen bei Donaueschingen gefunden
(G. Fingerlin, Arch. Nachr. a. Bad. 17/1976). Die merowingerzeitlichen Bestattungen
in Hügelgräbern (zum Teil Nachbestattungen in prähistorischen Hügeln) gehen
jedoch auf ein neues, sich für kurze Zeit entfaltendes Totenbrauchtum zurück.

10


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-01/0012