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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 1.1981
Seite: 12
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-01/0014
IV.

Aus den vorgelegten Untersuchungsbefunden kann nicht geschlossen werden, daß alle
Steinhügelgräber der Hochrheinzone als alemannische Bestattungen der Merowinger-
zeit zu gelten haben. Ein weiterer kurzer Uberblick über Ergebnisse von Untersuchungen
verschiedener Steinhügelgräber-Nekropolen und von Einzelhügeln in anderen Gebieten
wird zeigen, daß mit prähistorischen Bestattungen zu rechnen ist.

Anläßlich der Abtragung von zwei Steinhügeln auf einem Acker am Rande des »Großholzes
«, Gmkg. Mauchen, Krs. Waldshut, mit seinem großen schon beschriebenen
Friedhof, fand ein Bauer mittelbronzezeitliche Beigabeninventare22' (ein Bronzeschwert
und 2 Gewandnadeln). In Harthausen, Krs. Sigmaringen23', wurden ebenfalls flache
»hochbronzezeitliche« Steinhügelgräber (des 15. J. v. Chr.) ausgegraben. Die großen
Steinhügel mit Mehrfachbestattungen hatten eine unregelmäßige Form (»eine im Umriß
ungleichmäßige Schüttung aus zusammengelesenen Kalksteinbrocken«). Daneben
»fand sich ferner eine ganze Zahl kleiner, rundlicher, nahezu flacher Steinanhäufungen,
die im Waldboden kaum hervortraten« und »die sich in lockerer Form um die drei großen
Hügel verteilten«. In einer dieser Stellen von etwa 4 m Dm fanden sich im Zentrum
Reste eines Skeletts, auf dem nicht eingetieften, ursprünglichen Boden gelegen, vielleicht
in einem (vergangenen) Holzsarg. »Beigaben fehlten, von wenigen Streuscherben abgesehen
«. Es sind auch »leere« Gräber bekannt, wie z. B. in einem Steinhügelgrab mit
Mehrfachbestattungen von Tiengen, Krs. Waldshut, aus der gleichen Zeitperiode; d. h.
der Bestattete hatte keine Beigaben, sein Skelett war vergangen. Ähnliche bronzezeitliche
Hügel wurden bei Weiningen, Kt. Zürich, untersucht2 ': »Alle Hügel waren nicht
höher als 25 cm und mehr oder minder dicht mit Kalksteinen überschüttet«. Sehr interessant
war der Aufbau eines Steinhügelgrabes der mittleren bis späten Bronzezeit in Rie-
hen-Britzingerwald, Kt. Baselstadt, (etwad. 15.-14. Jh. v. Chr.) mit zwei Bestattungen:
einem primären Körpergrab in einer südnord-orientierten Grabkammer und einem später
angebauten Brandgrab in einer kleinen Steinkammer2". Erste Sondierungen nahm
man auch in den Steinhügeln auf dem »Maienbühl« b. Riehen, Kt. Baselstadt, vor26'. Der
untersuchte Hügel enthielt keine Bestattung; Reste von gesetzten Steinplatten lassen
vielleicht die Deutung auf ein zerstörtes Steinkammergrab zu.

Hügelgräber mit zentraler Steinpackung und darüber liegendem, mehr oder minder
dichten Steinmantel - sowie abschließenden Erdmantel - (Brandgräber) sind aus Schöfflisdorf
/Egg, Kt. Zürich bekannt27'. Sie sind im Aufbau mit den besprochenen bronzezeitlichen
Hügelgräbern nicht völlig identisch. Es handelt sich um Bestattungen einer
endneohthischen, schnurkeramischen Bevölkerungsgruppe des frühen 2. Jahrtausends
v. Chr.

Ein einzelner, wahrscheinlich endneolithischer Grabhügel, mit einer umfangreichen
Steinpackung, wurde 1912 auf der Dickenbännh-Anhöhe b. Trimbach/Olten, Kt. Solo-
thurn28' untersucht. Seine kulturelle Zugehörigkeit war aufgrund der indifferenten Bestattungsbeigaben
bisher schwer bestimmbar. Interessant sind die gleichzeitig aufgefundenen
Spuren eines neolithischen Wohnplatzes mit zahlreichen Silexartefakten - darunter
sogenannte »Dickenbännli-Spitzen«, vermutlich Bohrern zur Erzeugung von Kalksteinperlen
(n. H. Schlichtherle) - und geringer, schwer bestimmbarer Keramik. Charakteristische
Ansiedelungen dieser Art kommen in der westlichen Hochrheinzone und
im Elasaß29' vor. Möglicherweise ist der kleine, neolithische Siedlungskomplex auf dem
Homburger Wald an diese Gruppe anzuschließen. Die Träger dieser »Kulturgruppe« -
vielleicht neolithisierte, ehemals jägerische Stämme - sind nicht bekannt. Vor allem fehlen
die Bestattungen.

Die Sitte, Steinhügelgräber anzulegen, ist - wie die kurze Betrachtung zeigen konnte -
im Hinblick auf die Gesamtverbreitung der Hügel, auf ihre spezielle Bauart, auf ihre kulturelle
Zugehörigkeit und Zeitstellung, eine sehr komplexe Erscheinung. Besonders die
Bauart hängt sicher nicht nur mit der leichten Beschaffenheit von Baumaterial zusam-

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