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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 1.1981
Seite: 18
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-01/0020
Die Beigaben (Abb. 12a-c) waren zu beiden Seiten der Toten im Bereich ihrer Schulterpartien
deponiert: ein Tongefäß im Süden, zwei Silexartefakte im Norden. Der Boden
des Gefäßes sowie die Jaspisgeräte befanden sich in der untersten Bestattungszone, in
0,70 m Tiefe; darunter lagerten bis zum gewachsenen Boden nur noch 5-10 cm lehmige
Braunerde mit Kleingeröll vermischt.

Das Gefäß war äußerst mürbe, an der Außenfläche zum Teil etwas korrodiert. Durch
die Last der Steinabdeckung muß es in eine kleine Mulde des Untergrundes hinein gedrückt
worden sein. Sein becherartiger Charakter ließ sich jedoch bei der Freilegung erkennen
. Es konnte nur in Teilen geborgen werden.

VII.

Da die Art der Bestattung unter einem Steinhügel kein kulturspezifisches und zeitliches
Merkmal ist, hängt die Einordnung der Doppelbestattung weitgehend von einer sicheren
Interpretation der Beigaben ab.

Bei den der Form nach atypischen Silexartefakten (Abb. 12a,b) handelt es sich 1.): um
einen klingenartigen, partiell zart retuschierten Abschlag (L. = 4,5 cm; Br. = 3 cm); und
2.): um eine Spitze aus einem geringfügig partiell retuschierten Rindenabschlag (L. = 3,5
cm; Basisbr. = 2 cm). Daß die Geräte sekundär - über die Hügelaufschüttung - in die
Grabgrube geraten sein sollten, ist nach ihrer besonderen Lage unwahrscheinlich. Neo-
lithische Siedelungsmaterialien sind aus dieser Zone auch nicht bekannt. Weiter nördlich
, auf der Höhe 441,8 m NN, wurden neolithische Objekte (Silexabschläge, Dicken-
bännli-Spitzen, 1 Steinbeil) im Gebiet einer spätbronzezeitlichen Siedelung oberflächlich
aufgelesen38'. Auch auf dem Hünerberg sind Oberflächenfunde neolithischen Charakters
vorhanden.

Die neolithische Einstufung des Grabes kann durch die beiden Jaspis-Geräte als gesichert
gelten. Ähnliche Beigaben kommen in bestimmten Gräbern aus der Ubergangszeit
des 3. zum 2. Jts. v. Chr. vor39'. Das handgearbeitete, unverzierte, becherartige Beigabegefäß
war nur in begrenztem Umfang zu restaurieren. Seine wesentlichsten Maße - und
damit seine Formelemente - lassen sich jedoch genau bestimmen (Abb. 12c: H. = ca.
14-16 cm, Mündungsdurchmesser. = ca. 10-12 cm, Höhe der Hals- und Randpartie zusammen
ca. 4 cm). Im oberen Drittel ist es geschweift; Schulter, Hals und Rand gehen
ohne Absatz ineinander über (größte Halseinziehung ca. 8 cm); die Hals-Randzone ist
trichterförmig ausladend geformt; der Rand läuft verjüngt aus; die Randlippe ist gerade
abgestrichen; sein mäßig gewölbter Bauchteil (Durchmesser ca. 9-10 cm) sitzt auf einem
- im Ubergang - gerundeten Standboden (von ca. 5-8 cm Dm). Es ist wichtig, daß das
Gefäß keinen abgesetzten Standfuß hatte. Der außen bräunliche Gefäßton (mit Uberfang
), innen dunkler Ton, ist intensiv mit Granitgrus gemagert, der für prähistorische
Gefäße als Zusatz typisch ist. Das relativ dünnwandige Gefäß wurde wahrscheinlich
schwach reduzierend gebrannt. Seine Oberfläche ist etwas uneben. Primär war der Becher
vielleicht lederartig geglättet.

Die Frage, welcher historisch-kulturellen Phase des jüngeren Neolithikums die Doppelbestattung
- unter Berücksichtigung des Bechers - angeschlossen werden kann, ist
nicht ganz leicht zu beantworten. Aufgrund der Gefäßform ist nur das Spät- bzw. Endneolithikum
(vielleicht noch die früheste Bronzezeit40)) in Erwägung zu ziehen. Eine
weitere, engere Festlegung auf eine bestimmte »Kultur«, auf eine während der angesprochenen
Zeit am Ober- und Hochrhein ansässige Bevölkerungsgruppe, kann vorerst
nicht mehr als eine Arbeitshypothese sein, die durch Untersuchungen zu verifizieren ist.

Mit einem kurzen, historischen Uberblick über den Ablauf der Besiedelung im Raum
der »Regio« und angrenzenden Gebieten soll zugleich die Erörterung der zeitlichen Stellung
des Doppelgrabes und seiner wahrscheinlichen kulturellen Beziehung verbunden
werden.

IS


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