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berger - oder der Pfvner-Kultur - die längere Zeit zivilisatorisch hervorgetreten sind,
ließe sich unter diesem kulturdynamischen Aspekt besser verständlich machen. Auch die
sogenannte »Neohthisierung« von ehemals mesolithisch-jägerischen Stämmen - wie z.
B. der Dickenbännli-Gruppe - gehört ebenfalls in die Kategorie dieser kulturellen Prozesse
. Soweit keramisches Inventar vorhanden ist, läßt es sich schwer analysieren. Man
sollte die siedelungsgeschichtliche Relevanz dieser Gruppen nicht übersehen.
Wenn es in manchen Publikationen ohne weitere Erläuterung heißt: die Pfyner-Kul-
tur »verliere sich nach der Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr. «6 , oder die Schnurkeramik
folge auf Michelsberg (»Sicher ist nur, daß in Südwestdeutschland die Zäsur zwischen
Michelsberg und Schnurkeramik die einschneidenste in der gesamten spätneohthischen
Entwicklung darstellt64"), dann haben sich nach diesen Darstellungen Bevölkerungsgruppen
als historische Existenzen endgültig - und spurlos - aufgelöst. Es soll nicht bestritten
werden, daß es Fälle von Abwanderungen oder gänzlicher Vernichtung gegeben
haben wird. Eine Regel kann man daraus nicht ableiten. Die evolutive Koexistenz (kulturelle
Anpassung) ist möglicherweise ein stärkerer Faktor als die urgeschichthche Forschung
bisher erkennen konnte.
Mit diesen Ausführungen ist deutlich geworden, daß die noch am Anfang stehende
Erforschung der Steinhügel-Nekropolen interessante, aber zugleich auch schwierige
kulturhistorische Fragen aufgeworfen hat, die noch nicht endgültig zu beantworten
sind. Die Lösung des ethnischen und zeithchen Problems der Doppelbestattung hängt
wahrscheinlich eng mit dem bisher schwer erkennbaren Verbleib spät-endneohthischer,
bodenständiger Regionalgruppen zusammen6". E. Sangmeister hat an anderer Stelle
über den angesprochenen, urgeschichtlichen Problemkreis ähnliches gesagt: »wir wissen
nicht, welche Gründe für den Wechsel im Kulturbild ausschlaggebend waren. Die andersartige
Kultur erhält von uns einen neuen Namen, der andere Menschen meinen
kann. Aber es ist - angesichts der sich nur wenig veränderten Wirtschaftssituation - genausogut
denkbar, daß Umordnung im Gesellschaftssystem (mit oder ohne äußeren Anstoß
) zu Änderungen in der geistigen und materiellen Kultur führen, und zwar bei völliger
Kontinuität der Bevölkerung. Dabei konnten sich Teilgebiete konservativer verhalten
als andere und ein Bild großer Vielfalt entstehen lassen«66'.
Ergänzende Legende zur Karte Abb. 23
GRÄBER
• westliche Kollektivgräber
Grabhöhlen, hygogees, allees couver-
tes, sepultures en fosse, dolmens, Totenhütten
, Steinkisten, megalithische
und nichtmegalithische Galeriegräber
mit Ergänzungen nach Gersbach
1967; Bailloud 1964; Schnckel 1966;
Fischer 1968 a
S Steinhügelnekropolen an Hoch- und
Oberrhein
SIEDLUNGEN
S Saöne-Jura-Gruppe nach Thevenot
1973
A Auvernierkultur mit Ergänzung nach
Strahm 1969; Liste 4 a
H Horgener Kultur mit Ergänzung nach
Itten 1970; P. Schröter 1971; Liste 1
G Goldberg III mit Ergänzung nach
Maier 1964 a; Liste 2
Ch Chamer Gruppe mit trgänzungen
nach Maier 1964 a; Pleslovä-Stikovi
1969; 1971; Ehrich/Pleslovä 1968;
Liste 3
R Rivnäc mit Ergänzungen nach
Ehrich Pleslovä 1968
J Jevisovice B nach Driehaus/Pleslovä
1961; Pleslovä 1966
W Wartberg-Gruppe mit Ergänzungen
nach Gensen 1964; Krüger/Schrickel
1964; Liste 5
V Vlaardingen-Kultur nach van Regte-
ren Altena et al. 1966; Glasbergen et
al. 1967; Louwe Kooi)mans 1973
i Gruppe Ilvesheim nach H. Menke
1968; Sangmeister/Gerhardt 1965;
Liste 7
H Spät-Havelte nach Bakker/van der
Waals 1973 (auch Grabfunde)
SM SOM-Siedlungen mit Ergänzungen
nach Bailloud 1964
D Dünensiedlungen am Niederrhein
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