http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-01/0057
Für das Feuersetzen wurde ein etwa 1 m hoher Holzstoss errichtet. Er war nach 2 1/2
Stunden nahezu niedergebrannt. Eine Hälfte der Fläche wurde mit zwei Eimern Wasser
gelöscht. Ein Teil des Wassers verdampfte unter Zischen und die Wand ließ einen dumpfen
Knall ertönen. Die Steine, mit denen der Holzstoß eingefaßt war, zerrissen und rundeten
sich unter Bildung von weissem Kalkbrei, dem gelöschten Kalk.
Die derart vorbereitete Wand wurde an zwei Stellen mit dem in der Hand geführten
Rheingeröll als Schlegel abgebaut: an der nur erhitzten und an der auch gelöschten Fläche
. Die Gewichts- und Korngrößen-Analysen aller Versuche ergaben folgende Tabelle:
Tätigkeit
Dauer in
Minuten
Menge des
abgeklopften
Materials in
Anteil der verschiedenen
Trümmergrößen in mm und %
g
< 2 mm
2-10 mm
> 10 mm
1. rasches, kräftiges Klopfen
auf frischem Fels
15 Min.
675 g
50,5 %
35%
14,5 %
2.a Feuersetzen und Klopfen
10 Min.
9 080 g
7%
15%
78%
2.b gleiche Stelle nochmals
10 Min.
1 253 g
26,5 %
47,5 %
26%
3.a Feuersetzen, Löschen
und Klopfen
10 Min.
18 887 g
6%
18%
76%
3.b gleiche Stelle nochmals
10 Min.
3 255 g
12,5 %
28,5 %
59%
Daraus ergibt sich:
1. Einfaches Klopfen auf den gesunden Fels fördert vor allem kleinstückiges Material.
2. Durch Feuersetzen kann weit über lOmal so viel und weitgehend grobstückiges Material
abgebaut werden. Bei längerem Klopfen verringert sich der Effekt stark und erzeugt
meist kleinstückiges Material.
3. Löschen erhöht die Arbeitseinwirkung um das Doppelte, wobei die Stückung etwa
gleich bleibt. Auch hier verringert sich der Arbeitserfolg in den zweiten 10 Minuten
sehr, wenn auch weniger als unter 2. Auch enthält das Material noch einen großen
Anteil grober Stücke.
Das Experiment zeigt, daß die Sprengkraft des Feuers auch im Kalk außerordentlich
stark ist und sie noch zusätzlich durch Löschen erhöht wird. Jedoch reicht sie nur bis in
eine begrenzte Tiefe in den Felsen hinein. Sind die zertrümmerten Brocken abgeschlagen
, läßt der Arbeitserfolg rasch nach.
In unserem jungsteinzeitlichen Abbau fällt auf, daß an den steilen, abgearbeiteten
Felswänden oft große Flecken auftreten, deren in Rot und Grau wechselnde Farbe in der
Mitte kräftig ist, an den Rändern jedoch allmählich in das unveränderte Weißgelb des
Kalkes ausläuft. IC — 15 cm oberhalb und unterhalb der Jaspishorizonte hört die Verfärbung
auf. Alle Beobachtungen nehmen wahr, daß nirgends im unmittelbaren Bereich
des abzubauenden Minerals mit Feuer gearbeitet worden ist. Die Zerreißkraft der Hitzeeinwirkung
im Fels wurde ausschließlich auf das taube Zwischenmittel beschränkt. Der
Grund hierfür liegt in den für den jungsteinzeitlichen Menschen wichtigen Eigenschaften
des Jaspisses wie aller Feuersteinarten:
55
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-01/0057