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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 1.1981
Seite: 65
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-01/0067
Archäologische Denkmäler und Funde auf der Gemarkung

Grenzach-Wyhlen

von Erhard Richter

Es gibt sicher wenige Gemeinden, die auf nicht einmal 1800 ha Gemarkungsfläche eine
solch große Zahl von bedeutenden ur- und frühgeschichtlichen Denkmälern und Funden
aufweisen wie Grenzach-Wvhlen. Diese reichen von der Altsteinzeit bis zur aleman-

J

nischen Besiedlung unseres Gebietes, und ihre Häufigkeit erklärt sich natürlich aus der
Lage der Gemarkung im Hochrheintal, das ja schon früh eine viel begangene Völkerstraße
war, welche die Siedlungsräume im Westen und Osten miteinander verband. Außerdem
lag dieses Gebiet um Basel in der Nähe der wichtigen Verkehrswege durch die »Burgundische
Pforte« und die elsässische Rheinebene. Zur Römerzeit befand sich dieser
Rheintalabschnitt dann im unmittelbaren Vorfeld von Augusta Raurica, so daß schon
früh römische Kolonisten an den warmen Südhängen des Dinkelberges siedelten.

Eine erste Darstellung der bis dahin bekannten archäologischen Zeugnisse gab Ernst
Wagner in seinem 1908 erschienenen Werk »Fundstätten und Funde aus vorgeschichtlicher
, römischer und alamannisch-fränkischer Zeit im Großherzogtum Baden«. In der
Folgezeit wurden dann immer wieder wichtige Funde aus den bis 1975 selbständigen Gemeinden
Grenzach und Wyhlen gemeldet. Dabei haben sich bei der Erforschung der beiden
Gemarkungen besonders der Grenzacher Chemiker Dr. Fritz Moog und der spätere
Oberschulrat Friedrich Kuhn verdient gemacht. In den dreißiger und vierziger Jahren
fanden dann auch wichtige Ausgrabungen unter Leitung des Basler Professors Dr. Laur-
Belart statt, so daß sich hier die grenzüberschreitende archäologische Bodenforschung
sehr schön ausgewirkt hat. An der Deutung und Auswertung der Funde war natürlich
das Landesamt für Vor- und Frühgeschichte in Freiburg stets maßgebend beteiligt, und
auch das jetzige Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Außenstelle Freiburg, Abteilung
Bodenpflege, interessiert sich sehr für diesen Hochrheinabschnitt, wie z. B. die im
Herbst 1980 hier durchgeführte Jahrestagung gezeigt hat.

Im folgenden möchte ich nun die wichtigsten archäologischen Denkmäler und Funde
der Gemarkung Grenzach-Wyhlen chronologisch darstellen, wobei ich mich vor allem
auf die Fundmeldungen in den von 1925-1967 erschienenen Badischen Fundberichten
stütze. Daneben werde ich natürlich auch eigene Forschungsergebnisse mitverwenden
und all dies in den großen historischen Zusammenhang zu stellen versuchen. Ich hoffe,
daß dadurch ein möglichst anschauliches Bild von der Siedlungsgeschichte dieses Rheintalabschnitts
und wohl auch darüber hinaus entstehen möge.

Altsteinzeit (Paläolithikum, bis etwa 8000 v. Chr.)

Im Sommer 1936 gelang es Fritz Moog, im Kalksteinbruch der Solvay werke von
Wyhlen einen Knochenfund zu bergen, der mit Sicherheit auf den Eiszeitmenschen hinweist
." Dabei handelt es sich um einen Haufen zusammenliegender Knochen, die von
Pferd, Urstier und Mammut herrühren. Einige davon weisen deutliche Spuren menschlicher
Bearbeitung auf, nämlich Kritzer, Kerben, Rillen oder seichte Mulden und Ausschabungen
. Besonders auffällig war hierbei ein Schrägkreuz auf der linken Backenhälfte
eines Pferdeunterkiefers und die kurzen, parallelen Striche auf dem kleinen Bruchstück
eines Mammutzahnes. (Abb.l u. 2). Moog vermutete, daß es sich dabei um Merkzeichen
, Zählmarken oder Eigentumszeichen handelt, die vom Eiszeitmenschen mit dem
ebenfalls gefundenen stichelartigen Feuerstein angebracht worden sind. In der Fundstelle
sah er zu Recht den Rastplatz einer eiszeitlichen Horde, die hier ihre Jagdbeute verzehrt
hat.

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