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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 1.1981
Seite: 69
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-01/0071
Mittlere Steinzeit (Mesolithikum, etwa 8000-4000 v. Chr.)

Seit etwa 8000 v. Chr. begann eine langsame Erwärmung des Klimas, wodurch die eiszeitlichen
Gletscher abschmolzen und sich auf ihren heutigen Standort zurückzogen.
Dadurch änderte sich natürlich auch die Fauna und Flora grundlegend. Die eiszeitlichen
Tiere starben nun aus oder folgten dem zurückweichenden Eisrand, und an ihre Stelle
traten Tiere wie Bären, Hirsche, Rehe, Wildschweine, Rinder, Dachse, Biber, Füchse
und Wildkatzen. Erstmals erscheint jetzt auch der Hund als Haustier des Menschen.6)

Mit zunehmender Erwärmung breiteten sich nun Hasel, Eiche, Ulme und Linde aus,
die dann als Eichenmischwald den Lebensraum des Menschen beträchtlich einengten.
Um etwa 6000 v. Chr. war das Klima so warm, daß selbst im Gebiet des jetzigen
Schluchsees Linden wuchsen. Robert Lais hat festgestellt, daß damals die maximalen
Temperaturen dort etwa 2,6-3° C. höher lagen als heute, wodurch der Mensch der Mittleren
Steinzeit leicht in der Lage war, den auch noch viel lichteren Schwarzwald zu
durchstreifen.7'

Noch immer waren die Menschen aber Jäger, Fischer und Sammler von Wildfrüchten.
Ihre Siedlungs- und Raststätten liegen im Hochrheintal nun vor allem auf der Niederterrasse
, die der Rhein freigab, als er sich nach dem Abschmelzen der Gletscher tiefer in die
große Schotterfläche eingefressen hatte.

Bedeutende Rastplätze des mesolithischen Menschen fanden sich bei Buchbrunnen -
Sandäcker sowie im Flühwäldchen von Bad Säckingen, beim »Gasthaus Wehratal« in
Brennet und neben dem »Heidenstein« von Niederschwörstadt.8) Daneben wohnten die
Menschen auch auf Anhöhen, in kleinen Höhlen und unter überhängenden Felsen.

Die Geräteformen verändern sich jetzt ebenfalls, denn man stellt nun vor allem sehr
kleine Steingeräte her, die sogenannten Mikrolithen.

Im Frühjahr 1924 fanden Arbeiter in der Sandgrube Ludwig Herrmann im Gewann
»Hirschacker«, Gemarkung Wyhlen, eine 21,8 cm lange Harpune, die dann Ernst Hartmann
aus Grenzach übergeben wurde. (Abb. 4). Auf seine Veranlassung hin untersuchte
Dr. Sarasin in Basel das aus Hirschhorn gefertigte Stück und kam zu dem Ergebnis, daß
es sich um eine Fälschung handle.91 Trotz dieser Ansicht legte er sie aber anläßlich einer
Tagung der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft in Zermatt vor, doch in den
Tagungsberichten findet sich kein Hinweis auf diesen Fund. Hartmann übergab die
Harpune nun durch Vermittlung des damals in Tübingen studierenden Karl Schneider
aus Grenzach dem dortigen Urgeschichtlichen Forschungsinstitut, wo sie von Professor
Schmidt als mesolithischer Fund aus der Zeit um 8000 v. Chr. bezeichnet wurde. In einem
Brief an Ernst Hartmann vom 28. November 1924, worin er um Überlassung der
Harpune bat, schrieb Professor Schmidt folgendes: »Deshalb würde die Harpune, die
von einzigartiger Form und Erhaltung ist, gerade hier den weitesten Kreisen der Wissenschaft
zugänglich sein und so bekannt werden, wie es ein solcher Fund verdient«. Hartmann
schenkte nun die Harpune dem Tübinger Institut und ließ sich dafür eine Nachbildung
anfertigen.

Im Jahre 1927 wurde das Fundstück dann der Tagung der Deutschen Anthropologischen
Gesellschaft in Köln vorgelegt. Im gleichen Jahr ist die Harpune leider im Tübinger
Institut mit rotgefärbtem Spiritus abgewaschen worden, wodurch ihre Beschichtung
verlorenging. Später wurde sie der Forschungs- und Lehrgemeinschaft »Das Ahnenerbe
« in Berlin-Dahlem übergeben. Im Verlauf des Krieges kam die Harpune schließlich
nach Waischenfeld im Oberfränkischen und beim Herannahen der Amerikaner in die
Große Teufelshöhle bei Pottenstein (Ofr.). Dank der Umsicht des Kriegsgefangenen Richard
Erl und der Hamburger Flüchtlingsfrau Hertha Reimer gelangte sie dann nach
dem Krieg über Hamburg und München nach Freiburg. Später kam die Harpune in das
Urgeschichtliche Institut von Basel, wo sie von Elisabeth Schmid eingehend untersucht
wurde. Dabei stellte die Basler Archäologin fest, daß die Basis mit der seitlichen Kerbe
gut zu den mesolithischen Harpunen passen würde. Gegen eine solche Einordnung spra-

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