http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-01/0072
chen allerdings die Vielzahl und dichte Anordnung der Zacken sowie die äußerst flache
und geschweifte Form. Auch die naturwissenschaftliche Untersuchung mit Hilfe der
Analysenlampe ergab eine zu große Leuchtkraft für einen mesolithischen Fund, wobei
Frau Professor Schmid allerdings einräumte, daß der Grund für diese starke Leuchtintensität
auch im Stoff, mit dem die Harpune in Tübingen behandelt wurde, liegen könnte
. Für die Echtheit sprachen nach ihrer Ansicht vor allem die glaubhaften und gleichlautenden
Aussagen der Grenzacher Arbeiter über die Lage der Harpune in einer Schlammschicht
von etwa 1,40 m Tiefe.
In dem vor kurzem erschienenen Werk »Der Kreis Lörrach« hat Elisabeth Schmid in
ihrem Uberblick über die Ur- und Frühgeschichte die Harpune nun als außergewöhnlichen
Fund der Mittleren Steinzeit bezeichnet. (S. 44). In einem Gespräch betonte sie mir
gegenüber auch, daß Altersanalysen mit der Quarzlampe heute nicht mehr vorgenommen
würden und somit eigentlich nur noch die einzigartige und bisher nicht bekannte
Form Schwierigkeiten bereite.
Eine Harpune von außergewöhnlicher Form fanden aber auch Emil und Egon Gersbach
auf dem Gelände Buchbrunnen-Sandäcker bei Bad Säckingen. Don lag auf einem
frisch gefahrenen Acker eine 16,2 cm lange Harpune, bei der das Rückteil abgebrochen
war, so daß sie also ursprünglich ähnlich lang gewesen sein könnte wie die von Wvhlen.
Auch diese Harpune ist aus Hirschhorn gefertigt und in der Längsachse ebenfalls leicht
verbogen. In ihrer glatten und geraden Form weist sie aber nach Egon Gersbach keinerlei
Beziehung zu den bisher bekannten Azilien-Harpunen auf.10)
Da die Mittlere Steinzeit bis jetzt die noch am wenigsten bekannte urgeschichtliche
Epoche unseres Raumes ist,11! muß wohl eine bisher einzigartige Form nicht unbedingt
gegen die Echtheit sprechen, wie ja die Harpune von Bad Säckingen beweist.
Jungsteinzeit (Neolithikum, etwa 4000-1800 v. Chr.)
Die Jüngere Steinzeit brachte eine ganz entscheidende Änderung der Wirtschaftsform
, nämlich den Ubergang des Menschen vom Jäger- und Sammlerdasein zum Ackerbau
und zur Viehzucht. Dies geschah unter dem Einfluß der Bauern- und Hirtenvölker,
die aus dem Vorderen Orient und Südosteuropa im Verlaufe des 4. Jahrtausends bei uns
einwanderten. Diese pflanzten nun Gerste, Hirse sowie mehrere Sorten von Weizen und
hielten Haustiere, bei denen allerdings noch das Pferd fehlte. In der Herstellung der
Werkzeuge vollzog sich ebenfalls ein großer Fortschritt, denn die Neolithiker verstanden
nun auch, Steine zu schleifen, während diese vorher nur behauen wurden. Jetzt werden
die Steine gesägt, geschliffen, poliert und auch durchbohrt, so daß sie mit Holz- oder
Geweihschäften versehen werden konnten.12 Mit solchen Steinbeilen waren die Menschen
dann in der Lage, die zum Häuserbau benötigten Bäume zu fällen und neue Siedlungsplätze
anzulegen. Dafür mußte man auch immer mehr Wälder roden, weil sich im
Verlauf der Jungsteinzeit das Landschaftsbild durch das feuchter werdende Klima änderte
und sich nun die einzelnen Waldgruppen zu einem einheitlichen Urwald zusammenschlössen
. In der Rheinebene, wo der Eichenmischwald vorherrschte, ließen sich
die Siedler auf den sandbedeckten Schotterterrassen nieder, wie z. B. am Buchbrunnen-
Sandäcker bei Bad Säckingen.13'
Eine richtige Dorfsiedlung entstand damals auf dem etwa 100 m hohen Hagschutz bei
Niedereggenen, und bei Kleinkems beweist das 1939 an der Kachelfluh entdeckte Jaspisbergwerk
, daß man nun systematisch den Feuerstein (Silex) suchte, um den durch den
Ackerbau gesteigerten Gerätebedarf zu decken.I4)
Eine weitere bedeutsame Entwicklung stellt die Erfindung der Töpferei dar, und Funde
in Schweizer Seen zeigen auch, daß der Mensch der Jungsteinzeit schon zu spinnen
und zu weben verstand.
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