Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 1.1981
Seite: 74
(PDF, 31 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-01/0076
Urnenfelder zeit (etwa 1200-750 v. Chr.)

Diese Epoche erhielt ihren Namen nach der neuen Bestattungssitte, denn die Toten
wurden jetzt nicht mehr wie bisher begraben, sondern auf einem Scheiterhaufen verbrannt
und ihre Reste dann in Urnen beigesetzt. Oft sind diesen Urnen, die man gruppenweise
in Flachgräbern bestattete, Geschirrsätze, Bronzeschmuck, oder Waffen beigegeben
worden. Bei diesen Funden fällt auf, daß ihr Formenreichtum nun viel ausgeprägter
ist als früher.

Diese neue Grabsitte wurde durch einen Wandel in den Jenseitsvorstellungen ausgelöst
. In Osteuropa fanden nämlich damals große Völkerbewegungen statt, die dann auch
in weiten Teilen Mittel- und Südeuropas gesellschaftliche Neuordnungen verursachten
und einen geistigen Wandel herbeiführten.20'

Die große Produktivität in der Metallverarbeitung ließ nun ein organisiertes Handwerk
entstehen, das den Handel sehr belebte und eine große Blüte in der bäuerlichen
Kultur Süddeutschlands auslöste. Dadurch entstanden dann gegen Ende der Urnenfel-
derzeit auch beträchtliche Differenzierungen im sozialen Gefüge. Mit dem Anwachsen
der Bevölkerung wurden die Räume jetzt auch dichter besiedelt und bisher unbewohnte
Gebiete erschlossen."1'

Die zweite Hälfte dieses Zeitabschnitts scheint aber auch eine sehr unruhige und kriegerische
gewesen zu sein, denn am Oberrhein fanden sich zahlreiche Hortfunde von Metallgeräten
und Waffen, die wohl von Händlern versteckt worden sind. Die Bauern errichteten
ihre Siedlungen jetzt auch wieder - wie am Ende der Jungsteinzeit - an Seen, in
Mooren oder auf Anhöhen. Eine solche Urnenfeldersiedlung ist auf dem Isteiner Klotz
festgestellt worden, und ihr Wall ist heute noch gut sichtbar.22'

Auch auf dem Grenzacher Hornfelsen befand sich eine Höhensiedlung, die durch eine
Steinmauer geschützt war. Diese Mauer wurde 1947 entdeckt, als das Landesamt für
Vor- und Frühgeschichte, Freiburg, in Zusammenarbeit mit dem Institut für Ur- und
Frühgeschichte der Schweiz in Basel eine erste Untersuchung des dortigen rund 65 m
langen und etwa 4 m hohen mittelalterlichen Walles vornahm. 11949 führte das Landesamt
dann eine zweite Grabungsaktion durch, wobei ein Schnitt durch den Hauptwall
und den davorliegenden Graben gelegt wurde.24'

Im Jahre 1956 faßte W. Kimmig in einem ausführlichen Bericht die Grabungsergebnisse
zusammen, woraus hier die wichtigsten Fakten mitgeteilt werden.23!

Die Steinmauer war etwa zwei Meter breit und wurde von beiden Seiten durch eine
Aufschüttung gehalten. (Abb. 11, Rekonstruktionszeichnung I, und Abb. 12). Der obere
Teil der noch etwa 1,20 m hohen Holz-Steinmauer fehlt fast vollständig, so daß die ursprüngliche
Höhe nicht mehr festgestellt werden konnte. Unklar bleibt auch, ob dieser
Platz dauernd besiedelt war oder ob es sich nur um einen vorübergehend benutzten Zufluchtsort
gehandelt hat.

Der Ort für die Grenzacher Höhensiedlung auf dem Hornfelsen war außerordentlich
günstig gewählt, denn diese Anlage riegelte die Südwestspitze des Dinkelbergs ab und
ermöglichte außerdem die Kontrolle der wichtigen Hochrheinstraße, die ja hier bei Basel
die oberrheinische Tiefebene erreichte. Sicher hat die festgestellte Mauer noch ein bedeutend
größeres Areal des Dinkelbergausläufers geschützt, denn der hornartige Bergvorsprung
ist ja in den letzten Jahrhunderten durch die Anlegung der Steinbrüche beträchtlich
verkleinert worden. Am Fuße der Mauer wurden Scherben gefunden, durch die man
die Anlage in die Hallstattzeit (rund 750-450 v. Chr.) datierte. Neuere Untersuchungen
des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg, Außenstelle Freiburg, machen es nun
sehr wahrscheinlich, daß diese Höhensiedlung auf dem Grenzacher Horn schon in der
Urnenfelderzeit entstanden ist und dann in der Hallstattzeit weiterbenutzt wurde. Diese
Ergebnisse sind noch nicht veröffentlicht, sondern wurden mir dankenswerterweise
mündlich mitgeteilt. Auf Grund der Forschungen der Freiburger Archäologen habe ich
diese Anlage nun unter die »Urnenfelderzeit« eingeordnet.

_4


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-01/0076