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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 1.1981
Seite: 78
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-01/0080
Die Hallstattzeit scheint auch eine Epoche wachsenden Wohlstands gewesen zu sein,
in der sich die schon in der Urnenfelderzeit begonnene Gliederung der Bevölkerung in
arm und reich noch verstärkte. Es treten nun fürstliche Geschlechter auf, die über die
Handwerker, Bauern und Krieger herrschen. Diese Fürsten wohnten in befestigten Höhensiedlungen
, von denen die Heuneburg bei Riedlingen an der Donau die bekannteste
ist. Solche Fürstensitze befanden sich aber auch in unserer Gegend, wie etwa die Höhensiedlungen
von Breisach, Ihringen und Schlatt zeigen.2 }

Die Fürsten wurden nun in großen Grabhügeln beigesetzt, die mit reichen Beigaben
ausgestattet sind. Diese Totengaben beweisen, daß es in der Hallstattzeit rege Kontakte
zu den Kulturen des Mittelmeerraumes gegeben hat, denn oft handelt es sich dabei um
Importware aus dem Süden. Zu den bekanntesten Grabhügeln gehören der Magdalenen-
berg bei Villingen (Durchmesser 104 m, ehemalige Höhe 10-12 m), der Hohenmichele
bei Heiligkreuztal, Kr. Biberach, (Durchmesser 75 m, Höhe 14 m)3C) und das 1880 entdeckte
Fürstengrab bei Kappel a. Rhein, nordwestlich von Ettenheim. 1976 wurde etwa
500 m westlich davon ein weiterer Grabfund aus der Hallstattzeit geborgen. Das in einem
Hügel von etwa 36 m Durchmesser entdeckte Grab enthielt so reiche Beigaben, daß
es ebenfalls den Fürstengräbern zugerechnet werden kann/" Im Jahre 1978 hat dann die
Auffindung des großartigen Grabfundes von Hochdorf, Kr. Ludwigsburg, erneut gezeigt
, daß die Hallstattzeit sicher die faszinierendste aller vorgeschichtlichen Kulturen
unseres Landes darstellt.

Dieser Kulturkreis erstreckte sich von Italien bis an den Main und von den Ostalpen
bis nach Frankreich. Wolfgang Kimmig nimmt an, daß in Süddeutschland sowie in dem
angrenzenden östlichen und südlichen Raum, also in Ostfrankreich und der Nordschweiz
, die Kelten die Träger dieser Hallstattkultur waren. ' Emil Vogt33' und Eduard
Neuffer34' vertreten ebenfalls diese Auffassung, so daß man wohl nicht erst mit der La-
Tene-Zeit von einer keltischen Besiedlung unseres Gebietes sprechen kann.

Neben den großen Fürstengräbern gab es in der Hallstattzeit auch Bestattungen in
kleineren Hügeln, wie z. B. diejenigen am Katzenberg bei Wintersweiler und die sogenannten
»Hünengräber« auf dem Grenzacher Oberberg zeigen. Die letzteren wurden im
November 1903 und April 1904 unter Leitung von Präparator Eckert ausgegraben."3'
Dabei unterschied sich einer der acht Grabhügel von den übrigen, denn neben einem
Steinbeil enthielt er ein unbearbeitetes Silexstück und grobe Scherben. Margarete Gallay
wies ihn deshalb der Schnurkeramik- oder Streitaxtkultur (etwa 2300-1600 v. Chr.)
zu \ doch Wolfgang Kimmig ließ ihn bei seiner Bestandsaufnahme der schnurkeramischen
Funde als zu unsicher beiseite.3' Auch W. Pape führt Grenzach auf seiner Karte
über die Verbreitung der Schnurkeramik in Baden-Württemberg nicht auf. ' Die Freiburger
Archäologen des Landesdenkmalamtes sind heute nach einer genauen Untersuchung
der Scherben überzeugt, daß diese schon in die Zeit der Bandkeramik zu datieren
sind, also in den Beginn des 5. Jahrtausends v. Chr. Da sich die Scherben nicht unmittelbar
im Grab befanden, sondern im aufgeschütteten Hügel, nehmen sie sogar an, daß diese
aus einer dort gelegenen bandkeramischen Siedlung stammen.39)

Die Grabbeigaben gehören dagegen mit Sicherheit dem hallstättischen Kulturkreis an,
der sich )a durch eine reich ornamentierte Keramik auszeichnet. Dies ist auch ein Charakteristikum
der Grenzacher Funde, denn die geometrischen Verzierungselemente auf
den Tonurnen und sonstigen Tongefäßen sind sehr mannigfaltig und schön angeordnet.
(Abb. 15)

Daneben befanden sich in den Grabhügeln auch noch Reste anderer Beigaben, nämlich
das verzierte Stück eines Bronzebeckens (d), zwei braune Armringe aus Lignit (g),
zwei kleine weiße Feuersteinlamellen (f), das Schneidestück eines grünlichen Steinbeils
(p), und ein geschlagenes Stück Feuerstein (q) (vgl. hierzu die Buchstabenkennzeichnung
auf Abb. 15).

Auffallend ist bei den Grenzacher Grabhügeln das vollständige Fehlen von Waffen. In
Hallstatt waren aber auch 74% aller Gräber ohne kriegerische Beigaben, woraus man


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