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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 1.1981
Seite: 84
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-01/0086
hafens St. Johann eine Handelsniederlassung lokalisiert werden konnte. Diese 1911 entdeckte
Siedlung am Rhein war ein wichtiger Umschlagplatz, wie die gefundenen Reste
von Amphoren und zahlreichen Handelsobjekten zeigen. Dort stellte man von diesem
Stamm bisher 240 Vorratskeller und Abfallgruben fest, die sich über eine Fläche von
11-12 ha verteilen.471 Nach Ludwig Berger ist diese Siedlung zu Beginn des 1. vorchristlichen
Jahrhunderts angelegt worden4*

Die 1971 begonnenen Ausgrabungen auf dem Basler Münsterhügel haben auch zur
Entdeckung eines keltischen Oppidums geführt. Diese wahrscheinlich zwischen 60 und
50 v. Chr. erbaute stadtähnliche Anlage erstreckte sich über große Teile des Münsterhügels
, nämlich etwa von der bei der Rittergasse Nr. 5 festgestellten keltischen Holz-Stein-
Mauer (murus gallicus) bis zum Weißen Haus. (Rheinsprung 18 / Martinsgasse 5)49'

In die frühe La-Tene-Zeit gehören auf unserer Gemarkung die zwei Armbänder aus
Bronze, welche ein Zollbeamter während des ersten Weltkrieges beim spätrömischen
Brückenkopf von Wvhlen gefunden hat. (Abb. 20) Zusammen mit diesen Ringen sind
unter der Fundamentplatte des größten noch erhaltenen Turmes auch Skelettreste entdeckt
worden, die derselben Zeit angehören.' Aus diesen Funden schloß Laur-Belart
auf eine kontinuierliche Besetzung dieses Flußübergangs von der La-Tene-Zeit bis ins
Mittelalter.51'

Die keltische Viereckschanze auf dem Rührberg.

In die späte La-Tene-Zeit, also in das 2. und 1. Jahrhundert v. Chr., gehört die 1963
von Fr. Kuhn entdeckte Viereckschanze auf dem Rührberg.32 Diese trapezförmige Anlage
mißt in ihren Längsseiten 104 und 87 m, in den Breitseiten 58 und 62 m. Vor dem
etwa 1 m hohen und 3 m breiten Wall liegt ein flacher Graben, aus dem man das Erdmaterial
für die Aufschüttung genommen hat."1 (Abb. 21)

Diese mehr oder weniger viereckigen oder trapezförmigen Anlagen kommen in
Deutschland vor allem im Gebiet östlich des Schwarzwaldes, des Mains und des nördlichen
Alpenrandes vor. Darüber hinaus sind sie aber auch in der Nordschweiz sowie in
Frankreich und England verbreitet. Früher deutete man diese Erdwerke als römische
Militärlager oder umwallte keltische Gutshöfe, ja sogar als einfache Viehpferche. Erst
seit der gründlichen Untersuchung der südbaverischen Viereckschanze von Holzhausen
a. d. Isar (Landkreis Wolfratshausen) durch K. Schwarz im Jahre 1957 weiß man, daß es
sich hierbei um keltische Heiligtümer handelt.""

Diese Schanzen zeichnen sich alle durch ein einheitliches Bauschema aus. Vor dem
Erdwerk liegt ein umlaufender Graben, der an der Stelle des einzigen, der Sonne zugekehrten
Tores durch eine Brücke überquert werden mußte. In der Torlücke stand ein
hölzernes Torhaus, und die Wälle waren reine Erdwerke, die manchmal an der Innenseite
senkrechte hölzerne Abschrankungen aufwiesen. Auf diesen Erdwällen saß wahrscheinlich
das Volk und betrachtete von hier aus, was sich im abgeschlossenen Innenraum
ereignete. In einer Ecke dieses Raumes befand sich ein kleines Holzhaus mit gedecktem
Umgang, aus dem sich später der gallo-romanische Vierecktempel entwickelt
hat. Wahrscheinlich kleideten sich in diesem Haus die Priester um, und vielleicht bewahrten
sie hier auch ihre Kultgeräte auf. (Abb. 22)

In dem Heiligtum von Holzhausen, aber auch in anderen süddeutschen und westeuropäischen
Schanzen, entdeckte man in den Boden gegrabene kreisrunde Schächte, die offenbar
Mittelpunkt der Opferungen waren. Die drei Schächte von Holzhausen erreichten
Tiefen von 6,5 m, 18m und 35,5 m, wobei der größte einen Durchmesser von 3,6 m
aufwies. In der Verfüllmasse dieser Schächte fanden sich in bestimmten Abständen stark
eiweißhaltige Substrate, die nach Untersuchung durch Münchner Kriminalisten nur von
Blut und organischen Substanzen herrühren konnten. Diese Substrate sind folglich als
Rückstände von Opferungen zu deuten, und die dazwischenliegenden Brandschichten
müssen durch die teilweise Verbrennung von Opfergaben entstanden sein. Auf der Sohle

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