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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 1.1981
Seite: 87
(PDF, 31 MB)
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dieser Schächte entdeckte man auch noch Reste von senkrecht stehenden Holzpfählen.
Starke Brandspuren auf den Schachtsohlen lassen außerdem darauf schließen, daß hier
unten sogar Feuer brannten, was wegen der mangelnden Luftzufuhr sicher nicht leicht
zu bewerkstelligen war.

Wie sind nun alle diese Grabungsergebnisse zu deuten? Hier half der Forschung der
1891 in einem Moor bei Gundestrup (Dänemark) von einem Bauern ausgegrabene keltische
Bronzekessel entscheidend weiter. (Abb. 23). Dieser 42 cm hohe, 69 cm breite und
fast 9 kg schwere rundbodige Kessel ist auf seinem Oberteil außen und innen kunstvoll
mit vergoldeten Silberplatten belegt, die einen reichen Skulpturenschmuck aufweisen.
Auf einer Innenplatte befindet sich die Darstellung einer Opferszene, die für die Deutung
der Viereckschanzen von größter Bedeutung ist. Wolfgang Kimmig interpretiert
diese Szene wie folgt:551 (Abb. 24)

Eine überlebensgroße Gestalt, ein Gott oder Druide, stülpt einen Menschen kopfüber
in ein kesselartiges Gebilde. Gleichzeitig zieht von links eine Prozession heran, an deren
Spitze sechs Soldaten mit den charakteristischen keltischen Ovalschilden marschieren.
Diese tragen auf ihren Lanzen eine sorgf ältig umwickelte Stange. Kimmig sieht in dem
kesselartigen Gebilde nun den Opferschacht und in der Stange den Kultpfahl, der in den
Schacht eingesetzt wurde. Danach folgte das feierliche Brandopfer, bei dem der Pfahl
vermutlich in Flammen aufging. Wenn der Rauch dann himmelwärts stieg, schloß man
daraus auf göttliche Gnade und nahm die Opferung eines Menschen vor. Diesem Unglücklichen
schnitt der Priester die Kehle durch und ließ das Blut in den Schacht laufen,
der dann anschließend wieder zugefüllt wurde.

Von Caesar wissen wir, daß die Kelten für diese Opferungen zumeist Verbrecher bestimmten
, doch wenn davon keine vorhanden waren, mußten auch Unschuldige dieses
Schicksal erleiden.

Als die Römer nach der Unterwerfung Galliens diese keltischen Menschenopfer kennenlernten
, waren sie darüber entsetzt, und Cicero hat sie sogar im römischen Senat angeprangert
. Die Kaiser Tiberius und Claudius nahmen diese Opferungen dann zum Anlaß
, das Druidentum ganz allgemein zu verbieten. Als sichtbare Zeugen seiner einstigen
religiösen Macht sind aber die sogenannten Viereckschanzen bis in unsere Zeit erhalten
geblieben. Diese sind ausnahmslos in der späten La-Tene-Zeit entstanden, also im 2. und
1. Jahrhundert v. Chr.

Im Jahre 1972 entdeckte man auch oberhalb von Auggen beim Waldlehrpf ad eine solche
Anlage, die dann 1975 vom Landesdenkmalamt, Außenstelle Freiburg, untersucht
und vermessen wurde.561 Eine derartige Untersuchung wurde leider bei der Schanze auf
dem Rührberg immer noch nicht vorgenommen, obwohl sie relativ einfach durchzuführen
wäre. Eine weitere keltische Viereckschanze nimmt man seit 1974/75 auch bei der
La-Tene-Siedlung am Basler Rheinhafen St. Johann an. Ludwig Berger deutete damals
den dortigen Ringgraben, der eine Fläche von 85 auf 65 m umschließt, als »Einfassung
eines besonderen Bezirkes, der nach Form und Funktion mit den spätkeltischen Viereckschanzen
Süd- und Südwestdeutschlands zu vergleichen ist«.57'

Anmerkungen

1) Fritz Moog: Paläolithische Freilandstation im älteren Löß von Wyhlen (Amt Lörrach) (in: Badische
Fundberichte, 15. Jg., 1939, S. 36 ff. Mit einem Nachwort von G. Kraft, S. 52 ff.)

2) Fritz Moog und Georg Kraft: Ornamentale Zeichen aus der Rißeiszeit (in: Forschungen und
Fortschritte, 16. Jg., Nr. 15, 1940, S. 52 ff.)

3) Georg Kraft: Der Urmensch als Schöpfer. Die geistige Welt des Eiszeitmenschen, Berlin 1942,
S. 106

4) Otto Wittmann: Das Lößprofil von Wvhlen (Landkreis Lörrach) (in: Regio Basiliensis, Bd.
XVIII/1, 1977, S. 302ff., besonders S. 308 und 310)

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