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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 1.1981
Seite: 93
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-01/0095
bung der Ausgrabung in Badenweiler, die wir heute als ersten wissenschaftlichen Grabungsbericht
in unserem Lande überhaupt bezeichnen dürfen9 . W aren auch für ihn Fragen
verschiedener Bauzustande noch kaum von Bedeutung, so wies er doch auf die annähernde
Svmmetne des Gebäudes hin1"1, die auch dem zeitgenössischen Kupferstich
Gmehns als künstlerisch gestaltendes Prinzip zugrunde liegt (Abb. 4). Vorsichtig deutete
Edelsheim die Möglichkeit der Geschlechtertrennung an. In der Folgezeit wird dieser
Gedanke begeistert weitergesponnen, denn es bestand ja kein Zweifel darüber, daß die
östliche Hälfte des Bades mit den kleineren Außenräumen den Frauen zuzuweisen sei,
die westliche dagegen den Männern"'!

Wie bereits bei Hirt12 zeigt sich auch bei dem Tübinger Forscher H. Leibnitz1, der
Wunsch, den Befund der Ruine in Einklang zu bringen mit der Beschreibung eines römischen
Bades des antiken Architekten Vitruvius14. Die Lösung dieses Problems ist umso
schwieriger, als Vitruv einen ganz anderen Typus römischer Badeanlagen behandelt (vgl.
oben Anm. 4). Leibnitz erkennt bereits einzelne Umbauten wie z. B. bei den Einzelbädern
in den Längswänden der äußeren Wasserbecken1' . Auch geht er mit mancherlei falschen
Behauptungen ins Gericht, etwa der von der »Marmorierung« der Becken16'.

Die eigentlichen und entscheidenden Fragen zur Baugeschichte ergaben sich aber erst
reichlich 100 Jahre nach der Freilegung der Ruine im Zuge einzelner Untersuchungen
durch Oberbaurat Kircher. Er war aufmerksam den verschiedenen Mauerfugen nachgegangen
, besonders der Trennfuge, die, in westöstlicher Richtung verlaufend und die beiden
Rundräume südlich berührend, den Hauptbau im Süden vom nördlichen Teil trennt.
Daraus schloß man, daß der nördliche Teil des Gebäudes erst später angefügt sei1 '. Zwei
Jahre nach der Veröffentlichung dieses Gedankens wurde eben diese Baufuge gegenteilig
gedeutet, nämlich als Bewegungsfuge zwischen ungleich belasteten Bauteilen18 . Mit anderen
Worten: Nord- und Südteil des Gebäudes wurden vom Kern her als gleichzeitig
angesehen.

Diese Interpretation machte sich auch H. Myhus zu eigen19 . Seine detailreiche Bestandsaufnahme
muß zwar nach heutigen Begriffen als zu schematisch angesehen werden
, da seine Zeichnungen der Bef unde zumeist ergänzt sind. Auch werden wir uns mit
der Wahrscheinlichkeit seiner Rekonstruktionen sehr kritisch auseinandersetzen müssen
(s. u.). Dennoch bleibt diesem Forscherdas Verdienst, erstmalig überhaupt entscheidende
Fragestellungen zur wissenschaftlichen Durchdringung der verwickelten Archäologie
des Baus aufgeworf en zu haben. Daraus zieht noch heute jeder Bearbeiter der Thermenruine
Nutzen.

Mylius ging also von der Hypothese aus, daß der südliche Hauptbau mit dem nördlichen
Vorbau zugleich errichtet worden sei. Den ursprünglichen Baukörper rekonstruierte
er so, wie ihn hier Abbildung 5 wiedergibt. Danach befand sich im Süden je ein
Wasserbecken (Piscina) nächst der Mittelmauer, flankiert von einem Mehrzweckraum
(Eingangshalle, Aufenthalts- und Auskleideraum). Die jetzt noch sichtbaren Einzelbäder
an der südlichen Schmalseite der Piscinen wiederholten sich nach Mvlius spiegelbildlich
im Norden, allerdings mit der Ausnahme, daß hier das mittlere der drei Bäder nicht
hätte ausgerundet sein dürfen, da es sonst die Bewegungsfuge unterbrochen und den inneren
Saal des Nordvorbaus, die sog. Basilica thermarum2"', gestört hätte. Mylius sah
den Nordvorbau völlig getrennt vom Hauptbau. Er deutete den inneren Teil (Lo bis Lw
nach Abb. 7) als Wandelhalle21 , verbunden mit einer Möglichkeit zur Trinkkur. Als
Trinkräume sah er Hohlräume, die sich - auch heute noch sichtbar - unter den mittleren
Einzelbädern an der nördlichen Schmalseite der Piscinen befinden22 . Abbildung 6 zeigt
einen von Mvlius rekonstruierten Querschnitt durch das Gebäude. Der Trinkraum wurde
zur besseren Kennzeichnung schraffiert. - Etwas tiefer als die Basilika, der nach Norden
abfallenden Geländesituation angepaßt, lag nach Mvlius die Eingangshalle, ausgeführt
als Pfeilerhalle, als Porticus.

Mylius konstatierte sechs wesentliche Umbauphasen des Gebäudes. Sie hier alle aufzuführen
, sei dem Leser erspart. Ein wichtiger Bauzustand muß jedoch genannt werden.

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