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Abb. 12: Wie Abb. 11 (Detail)
IV. Erste Ergebnisse
Der Abdruck eines Streifens Wandputz, keine Handspanne lang, brachte das von Mv-
lius erstellte System einzelner Bauperioden ins Wanken<4. Er befindet sich an der Westseite
des Durchgangs von Lw zu Bw (Abb. 14). Das Foto zeigt unter den beiden Buntsandsteinen
die Stirnfläche eines Auffütterungsbetons, der zur Hebung des Fußbodens
eingegossen wurde. Bei näherem Hinsehen (Abb. 15) erkennt man, daß die Auffütterungsmasse
gegen eine bereits bestehende Ausrundung, die ihrerseits verputzt war, gesetzt
wurde. Die Anhebung des Bodens erfolgte also später als das Auftragen eines Verputzes
in der ausgerundeten Nische. Nach Mylius35 müßten aber drei Bauvorgänge zusammenfallen
: Ausrundung der Mittelnischen an der Nordseite der Säle B (vgl. Abb. 5;
7), Verputz und Fußbodenhebung. Alles dies weist er seiner Periode IV zu (vgl. oben
Kap. II). Der Befund läßt das aber nicht zu! Da nun im Myliusschen Rekonstruktionsversuch
der Bauphasen alle Einzelheiten unmittelbar miteinander verwoben sind, bringt
diese eine Änderung im Gefüge das gesamte System zu Fall.
Die Unwahrscheinlichkeit der Rekonstruktionsvorschläge von Mylius hätte freilich
schon lange erkannt werden können anhand seiner eigenen Planzeichnungen,h . Ein
Querschnitt (oben Abb. 6) führt durch den Raum Bw und - nach links anschließend -
den Nordvorbau mit der sog. Basilika und der tiefer liegenden Porticus. Rechts von der
Basilika befindet sich - niveaumäßig tiefer - ein Hohlraum (schraffiert in Abb. 6), von
dem nach links, also in nördlicher Richtung, ein Abwasserkanal abzweigt. Diesen Hohlraum
deutete Mylius als Trinkraum, den inneren Nordtrakt damit als »Trink- und Wandelhalle
zugleich«-7'. Es fragt sich: Wie hätte man diesen Hohlraum überhaupt betreten
können? Nach der Rekonstruktionszeichnung gibt es keinerlei Zugang38 . Die zweite
wichtige Frage: Wohin entwässert der Kanal* Nach der Zeichnung unterspült er den Boden
des nördlichen Raumtraktes! Eine solche Vorstellung ist aber für römische Bauten so
abwegig, daß wir sie fallen lassen müssen. Die Existenz des Kanals, dessen keilsteinüber-
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