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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 1.1981
Seite: 106
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-01/0108
V. Einzelstücke in Auswahl

a) Der Altar

Im westlichen Vorhof fanden sich während der Ausgrabung Inschriftenbruchstük-
ke42), von denen drei, zusammen mit anderen Bruchstücken, zu einem Weihestein zusammengefügt
wurden (Abb. 16). Er wurde der Diana des Schwarzwaldes (mons abno-
ba) gewidmet. Das Fehlen eines Stifters oder der Angabe einer Begründung für das Aufstellen
des Altares wurde nie bemängelt431. Daß der Altar, wie ihn Abbildung 16 zeigt,
archäologisch falsch zusammengesetzt ist, hatte Mylius erkannt44 . Neue Impulse für die
Bearbeitung des Steines ergaben sich durch einen glücklichen Zufall. Ein aufmerksamer
Maurer fand bei Bauarbeiten Leistenziegel und andere Dinge. Bald stellte sich heraus,
daß dies die römischen Funde waren, die als Bestandteil des früheren Badenweiler Heimatmuseums
längst durch Kriegswirren verschollen geglaubt waren4". Die Inschriftenbruchstücke
in dem Fundkomplex ließen sich sogleich identifizieren46'. Aber mehr
noch: Sie ließen sich auch archäologisch zusammenfügen"7]. Und nachdem erst einmal
die Breite der Inschrift ermittelt war, lag der Verdacht nahe, daß die Bruchstücke zum
Diana-Altar gehören, und zwar in den fälschlich auf die Rückseite gekehrten Ausbruch.
Alle Steine sind materialgleich481. Auch die Maße stimmen überein. Somit konnte im
Sommer 1980 eine vorläufige Restaurierung des Altars vorgenommen werden unter Einfügung
der wieder aufgefundenen Bruchstücke49'.

Die Ergebnisse sind vielversprechend (Abb. 17)! Die erste neugewonnene Zeile nennt
uns nämlich den Stifter, einen gewissen M S- ENNIVS. Dieser Ennius ist die erste historisch
faßbare Persönlichkeit von Badenweiler. Woher er kommt, muß noch erforscht
werden. Die mittlere Zeile, die nach dem Leerraum für drei Buchstaben auf ...OSE endet30
', ist noch nicht entziffert. Dafür gibt die unterste Zeile den Grund für die Aufstellung
des Altares an. Sie liest : E[X] [V]ÖT03l). Unser Ennius hatte also einen Kontrakt32'
mit der angerufenen Gottheit geschlossen, der in Badenweiler nur beinhaltet haben
kann, daß, wenn die Göttin ihn kuriere, er ihr einen Altar weihen wolle. Die Göttin hatte
offenbar Erfolg... - Die Schrägansicht (Abb. 18) entbirgt weitere wichtige Momente.
Die kleinteihgen Zerstörungen finden sich hauptsächlich im Inschriftenbereich. Es entsteht
der Eindruck, daß in nachrömischer Zeit eine solche »heidnische« Weihung getilgt
werden sollte.

Auch die Fundlage der Bruchstücke gibt zu denken, denn am selben Ort, im westlichen
Vorhof, fand sich auch das Bruchstück eines Altarkorpus mit der Gelöbnisformel:
[V] (OTVM) • S (OLVIT) • L (AETVS) • M (ERITO)531. Dieses Bruchstück ließ sich mühelos
mit einer Basis verbinden54', deren Zusammengehörigkeit mit einem zweiten
Bruchstück eben dieses Sockels331 früher auch nicht gesehen wurde. Diese drei Stücke ergeben
also den unteren Teil eines weiteren Altares. Es erhebt sich damit die Frage, ob
nicht die Vorhöfe im Osten und Westen dazu dienten, Votivgaben für Heilerfolge o. ä.
aufzunehmen! Diese Deutung erklärt auch befriedigend die Größe dieser Vorhöfe. - Die
Fülle der weiteren Fragestellungen wie der der Verbreitung der Abnoba-Verehrung (bis
nach Stuttgart hinüber), der zu ergänzenden Figur usw. zu erörtern, ist hier nicht der
Raum. Statt dessen möchte ich von einem ganz besonderen Fund berichten.

b) Gemme mit Amor (Privatbesitz)

Wir wissen nicht, wer einst der Besitzer des außerordentlich qualitätvoll geschnittenen
Ringsteines war, der hier auf einer Farbtafel wiedergegeben ist56'. Der Lagenachat
mißt in der Höhe der hellblauen Fläche lediglich elf Millimeter. Dennoch sind Einzelheiten
wie die räumliche Tiefenstaffelung des Oberkörpers, das männliche Genital oder die
Finger der linken Hand in der Vergrößerung ausgezeichnet zu erkennen. Nicht einmal
das Auge des Vogels wurde trotz aller Kleinheit vergessen!

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