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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 1.1981
Seite: 109
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Abb. 18: Schrägansicht des Altares

Der vertieft geschnittene Stein, der vielleicht als Siegelring diente und von dessen
bronzener Originalfassung noch erzählt wird, stellt einen nach links gerichteten, beflügelten
jungen Mann dar. Seine rechte Hand stützt sich auf einen Stab, die linke hält eine
Schale' '. Sein einziges Kleidungstück, ein Mäntelchen, hängt in lockeren Falten vom
rechten Oberarm herab. Die Knotenfrisur, aufgegliedert in einzelne Locken, wird über
der Stirn von einem Band gehalten. Der Unterleib kehrt sich gegenüber dem Oberkörper
in die Frontalität. Das linke Standbein und das rechte, übergeschlagene Spielbein variieren
ein Standmotiv klassisch-griechischer Plastik des 5. Jh. v. Chr., den Kontrapost. Bis
in die Hüften ist trotz aller Kleinheit das Motiv durchgebildet! - Der durch den Uberschlag
der Beine entstehende Freiraum wurde vom Steinschneider sehr geschickt vom
Vogel ausgefüllt, wohl eher einem Kranich als einer Gans'8'. Kompositorisch bildet der
Vogel das Gegengewicht zu dem Flügel des Mannes.

Die inhaltliche Deutung fällt auf den ersten Blick nicht schwer. Die Darstellung nackter
, geflügelter junger Männer meint in der griechisch-römischen Antike fast immer Eros
oder (lateinisch) Amor. Amor als Sohn der Venus, Amor der Liebesgott; der Vogel paßt
dazu. Die tiefere Beziehung, die mit diesem Vorwurf gemeint ist, erkannte erstmals der
geniale Archäologe A. Furtwängler Anfang dieses Jahrhunderts anhand eines ähnlichen
Steines in Berlin" . Er sah einen Zusammenhang zu einer Arbeit des griechischen Bildhauers
Skopas6", der im 4. Jh. v. Chr. lebte. Es ist überliefert, daß Skopas für das Heiligtum
in Samothrake eine Gruppe mit Aphrodite / Venus, dem Lichtgott Phaeton und
dem Gott des Verlangens, der Sehnsucht, nämlich Pothos, schuf61 . - Die tatsächliche
Darstellung der Gemme ist also nur vorgeschoben; die eigentlichen Bezüge liegen tiefer.
Der Rückgriff auf bedeutende Werke Griechenlands ist zweifach gegeben, sowohl lko-
nographisch als auch ikonologisch, obwohl die Gemme als solche sicher römisch ist.

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