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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 1.1981
Seite: 111
(PDF, 31 MB)
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VI. Ausblick

Bis jetzt sind bei weitem noch nicht alle Problembereiche oder gar Fragestellungen,
die römische Thermenruine von Badenweiler betreffend, angeschnitten worden; sie
würden ein ganzes Buch füllen. Der Leser möge mir aber gestatten, abschließend auf
einige wichtige Arbeitsbereiche hinzuweisen.

Innerhalb der Ruine gilt es, die Fragen zur Baugeschichte völlig neu zu stellen und
nach den geeigneten Methoden ihrer Bearbeitung zu suchen. Damit wirft sich auch die
Frage nach der Interpretation des Bestandes von neuem auf-füglich also auch die Frage
nach den Anfängen des Badewesens in Badenweiler überhaupt.

Das Leben am Ort zur Zeit der Benützung der Therme muß rege gewesen sein. Archäologisch
sind bisher jedoch kaum irgendwelche Spuren faßbar, die auf Behausungen
für badende Gäste schließen lassen könnten. Hinweise ergaben sich 1977 durch die Entdeckung
zweier Mauerzüge im Kurpark östlich der Ruine und durch den im November
1980 geglückten Nachweis eines Straßenkörpers im Baustellenbereich des Parkhotels
an der Luisenstraße64 . Uber gewerbliche Betnebe wie die »Geschirrfabrik« nördlich der
Ruine63 oder gar eine private Ziegelei, die ihre Ware mit Stempeln versah66', sind wir
besser unterrichtet. Die topografiscbe Forschung, die hier zu leisten ist, muß aber über
den engen Rahmen des Ortes hinaus so wichtige Neuentdeckungen wie die einer römischen
Ansiedlung, vielleicht eines Gutshofes, in Müllheim unter der Kirche St. Mar-
tin67), mit einbeziehen und gleichzeitig versuchen, den Bogen weiterzuspannen zu den
rechtsrheinischen Hauptstraßen68).

Fragen zur Bedeutung einzelner Industriezweige im römischen Badenweiler erheben
sich auch in ganz anderem Zusammenhang. Die wiederentdeckten Funde691 enthalten
auch zwei Mühlsteine aus verkieseltem Buntsandstein701, einem besonders hartem Material
, das nur ein wenig südlich von Badenweiler zwischen Sehringen und Schloß Bürgeln
ansteht, dann aber bis über Basel hinaus nicht mehr vorkommt. Es ist denkbar, daß ein
doch so seltenes Vorkommen dieses günstigen Gesteins zu einer lokalen Mühlsteinproduktion
anregte. Doch bedarf diese Hypothese einer sorgfältigen Uberprüfung. - Auch
die übrigen Funde Badenweilers bedürfen einer Neuaufnahme zur Uberprüfung ihrer
wissenschaftlichen Aussagekraft, der Ermittlung ihres Verbleibs und zum Erstellen eines
Katalogs. Welch einschneidende Veränderungen sich dabei ergeben können, zeigt
das Beispiel einer angeblich römischen Brunnenschale71 die vermutlich als romanisches
Taufbecken wird bestimmt werden müssen.

Vordringlich aber vor allen diesen Bereichen steht derzeit die Aufgabe, die Thermenruine
zu schützen und wohlüberlegt zu konservieren, um dieses Monument, dessen Einzigartigkeit
schon während der Ausgrabung vor nahezu 200 Jahren erkannt und seitdem
immer wieder hervorgehoben wurde, der Nachwelt zur Freude, zum Studium und zum
Begreifen unserer eigenen Vergangenheit zu erhalten.

Verkürzt zitierte Literatur

Pfretzscbner E. Pfretzschner, Die Grundrilsentwicklung der römischen Thermen (Diss. Erlangen
1908)

Krencker D. Krencker-E. Krüger-H. Lehmann-H. Wachtier, Die Trierer Kaiserthermen
(Trierer Grabungen und Forschungen, Bd. 1,1, 1929)

Mylius H. Mvlius, Die römischen Heilthermen von Badenweiler (Römisch-germanische

Forschungen, Bd. 12, 1936)

Heinz W. Heinz, Römische Bäder in Baden-Württemberg. Typologische Untersuchungen
(Diss. Tübingen 1979)

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