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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 1.1981
Seite: 120
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-01/0122
In der Töpferei von Bad Krozingen konnte die Tongewinnung nicht nachgewiesen
werden, da im Handwerkerbereich keine Entnahmestellen lagen. Der an der Straße stehende
Brunnen, dessen Schacht von 6,5 m Tiefe das antike Grundwasserniveau anzeigt,
wird zumindest teilweise die Töpferei mit Wasser versorgt haben. Dazu gehörte wohl
auch ein unmittelbar am südlichen Rand der Siedlung vorbeiführender Bach. Der nahe
Schwarzwald bot genügend Brennmaterial für die Öfen.

Der tonhaltige Lehm aus den sicher in der Nähe liegenden Entnahmestellen war mit
Unreinheiten durchsetzt und mußte geschlämmt werden. Dazu schlug man getrocknete
Tonbrocken klein, weichte sie in einer Grube mit Wasser ein und verrührte sie zu einer
Schlämme. Nach einiger Zeit hatten sich Steine und schwere Partikel am Grubenboden
abgesetzt, leichte Verunreinigungen schwammen an der Oberfläche und konnten abgeschöpft
werden. Nur die trübe Brühe mit den feinen Tonteilchen war von Nutzen. Man
konnte sie in eine zweite, tiefer gelegene Grube ablassen und den Vorgang mehrmals
wiederholen, wenn ein besonders feiner Ton für dünnwandige Gefäße benötigt wurde.
Für gröbere Gefäße mit stärkerer Wandung reichte schon einmaliges Schlämmen. Der
Tonschlamm blieb so lange stehen, bis der größte Teil des Wassers verdunstet war und
die trockene Masse rissig wurde. Der anschließend in Blöcken gestochene reine Ton
mußte einige Zeit feucht gelagert werden, denn erst durch das Altern kam der wichtige
Fäulnisprozeß in Gang, das Bleichen, das ihn weich und geschmeidig machte. Zur Faulung
konnte man ihn zu Ballen in Stoffe einschlagen und in holzverschalten Gruben
feucht unter geringer Luftzufuhr lagern. Fördern konnte man diesen Faulungsprozeß,
indem man tierische und pflanzliche Stoffe (Humine) in die Einsumpfungen hineingab.

Der Nachweis solcher Beimengungen ließ sich bei einigen Schachtgruben in Bad Krozingen
erbringen, denn an den Wandungen und in den Füllschichten fanden sich immer
wieder gelbgrüne Einfärbungen, die auf Rückstände der oben genannten Stoffe hinweisen
. Nach dem Faulungsprozeß mußte der Ton noch gestampft und geknetet werden, bis
er keine Luftblasen mehr enthielt.

Der Werkplatz

Das Geschirr von Bad Krozingen ist mit der Töpferscheibe hergestellt worden. Dazu
nahm der Töpfer die für das jeweilige Gefäß erforderliche Tonmenge, brachte sie auf die
Scheibe, zentrierte den Tonklumpen auf die Scheibenmitte und zog das Gefäß zwischen
den Händen hoch. Bei einfachen Gefäßformen war dies der einzige Arbeitsgang. Bei
zahlreichen Gefäßen mußten einzelne Teile, wie der kompliziert geformte Fuß, Hals und
Henkel, getrennt und nach einer kurzen Trockenzeit mit etwas Tonschlamm angefügt
werden. In lederhart getrocknetem Zustand kam das Gefäß dann nochmals auf die Scheibe
und wurde abgedreht. Diese Arbeiten erforderten einen besonderen überdachten
Platz, denn das geformte Geschirr mußte vor dem Brand luftgetrocknet und die gebrannten
Gefäße gelagert werden, bis sie ihre Abnehmer fanden.

Unmittelbar nördlich zweier Töpferöfen (E und F) lag das Teilstück einer Pflasterung,
die an ihrer südlichen Seite mit einem 0,50 m breiten Wandgräbchen abschloß. Zwischen
den Gerollen lag gebrannter Lehm, wobei einzelne dieser Brocken Rutenabdrücke eines
Wandverstriches erkennen ließen. Zwischen Leistenziegeln, Nägeln und Scherben stand
ein einzelnes Tongefäß mit Leichenbrand, ein römisches Brandgrab. Am Rand der Pflasterung
, im Wandgräbchen, fanden sich keilförmig zugeschlagene Kalksteine, die vermutlich
zur Fixierung eines Schwellbalkens dienten und so den Unterbau einer Wand
andeuten. Zwei römische Gruben lagen unter dieser Fundamentierung und zeigen eine
ältere Phase der Siedlung an. Das Fundament weist auf einen in einfacher Holzbauweise
erstellten Fachwerkbau oder Schuppen hin, in dem der Töpfer vermutlich seinen Arbeits
- und Wohnplatz hatte.

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