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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 1.1981
Seite: 128
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-01/0130
Es gibt eine schweizerische Großbank, die glaubt stolz darauf sein zu müssen, funk-
tionsentleerte Bauernanwesen zu erwerben und in eine »ländliche« Bankfiliale umzufunktionieren
. Solches ist neben anderem im vielgepriesenen Beispiel Muttenz zu besichtigen
, wo keine der auch dort zwangsläufig vollzogenen Funktionsänderung ehemaliger
Bauernanwesen zu überzeugen vermag. Dabei wäre gerade das ehemalige Bauernhaus
dazu prädestiniert, den Verfechtern alternativer Wohn- und Lebensformen Raum
zu einer naturnahen Entfaltung zu bieten. »Aussteiger«, denen es behebt, unserer Industriegesellschaft
den Rücken zu kehren, die die Idee des einfachen Lebens und der Selbstversorgung
auf ihre Fahnen geschrieben haben, würden im traditionellen Bauernhaus
mit entsprechendem Umschwung das angemessene Betätigungsfeld finden. Es wäre dies
eine Betätigung und eine Lebensform (Großfamilien), die der ehemaligen Funktion eines
Bauernhauses am nächsten käme.

3. Moderner Komfort bekommt alten Bauten nicht gut

Es gilt als feststehende Tatsache, daß die Instandstellung verlotterter Altbauten eine
kostenintensive Angelegenheit ist, ein Spaß, den sich nur Begüterte oder die öffentliche
Hand leisten können. Diese Behauptung hat dann ihre Berechtigung, wenn mit allen
Mitteln versucht wird, Gebäuden vergangener Jahrhunderte den Wohnkomfort unserer
Tage aufzupfropfen. Heute verfügen wir über technische Hilfsmittel, die uns erlauben,
altes Gemäuer zu entfeuchten und zu verfestigen, Dachstöcke und Balkenanlagen gegen
Wärmeverlust hinreichend zu isolieren, Holzwerk gegen Schädlingsbefall zu schützen
etc. Schwieriger gestalten sich Sanierungen im Hinblick auf die Schallisolation. Die
Kleinfamilie verlangt kleinere Wohnungen. Oft weitläufige Bauten müssen daher in kleinere
Einheiten unterteilt und diese gegeneinander abgeschirmt werden. Hier geht es
meist nur mit massivem Einsatz von Beton, eine vorausgehende totale Auskernung ist
meist Bedingung, was vom ehemaligen Bau bleibt, ist meist nur noch die Hülle. Leitungsschlitze
in altem Bruchsteinmauerwerk kosten Unsummen von Geld und zerstören
das in ungestörtem Zustand Jahrhunderte überdauernde, labile Mauergefüge, Isolierglasscheiben
vertragen sich schlecht mit feingliedrigen Fenstersprossierungen. Die Verwendung
von alten Biberschwanz-Nasenziegeln ist eingenthch nur zu verantworten,
wenn die Dachuntersicht jederzeit zugänglich ist, und das Herumtragen von fingerdik-
ken Haustürschlüsseln ist nicht jedermanns Sache. Wer an die Erneuerung eines historischen
Gebäudes herantritt, sollte deshalb auch ja sagen zu den - gemessen am heutigen
Komfortanspruch - mannigfachen Unzulänglichkeiten eines mit den baulichen Möglichkeiten
vergangener Jahrhunderte erstellten Hauses.

4. Die Erhaltung historischer Bausubstanz am Beispiel Riehen

Riehen unterscheidet sich von seinen dörflichen Nachbargemeinden durch das Vorhandensein
zahlreicher ehemaliger Basler Landsitze, die sich seit dem 17. Jahrhundert
neben die überlieferten Bauernhäuser geschoben haben. Diese meist auf Repräsentation
ausgerichteten Bauten lassen sich ohne einen Stab von Dienstboten kaum mehr bewohnen
. Dafür sind sie aber geeignet, für öffentliche Zwecke dienstbar gemacht zu werden.
Als Beispiel sei das alte Wettsteinhaus aufgeführt. Bei der Renovation dieser Gebäudegruppe
konnte deshalb ein Höchstmaß an historischer Bausubstanz erhalten werden,
weil keine Forderungen nach erhöhtem Wohnkomfort gestellt und zu erfüllen waren.
Bei einem Museum wird in Kauf genommen, daß das Begehen der vorhandenen Holzböden
durch die Besucher im ganzen Haus hörbar ist, daß die Fensterflächen meist weniger
als 10% der Bodenfläche betragen, daß die lichte Stockwerkhöhe oft nur 2,2 m mißt und
daß eine winterliche Raumtemperatur von 15° C nicht zuletzt im Interesse des Ausstel-

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