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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 1.1981
Seite: 129
(PDF, 31 MB)
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lungsgutes vollauf genügt. Den feuerpolizeilichen Anordnungen wurde nicht durch den
Einsatz von Beton und Gips, sondern durch ein Rauchverbot und durch den diskreten
Einbau von Brandmeldern Rechnung getragen.

Das neben den Wettsteinhäusern gelegene »Fischerhuus«, einst Sitz eines Großbauern
, wurde zum Lehrlingsheim und konnte damit seiner ehemaligen Wohnfunktion erhalten
bleiben. Bei andern Restaurierungen waren die künftige Zweckbestimmung nicht
derart offensichtlich. Als Gegenbeispiel zu den Wettsteinhäusern sei das Elbs-Birrsche
Landhaus an der Rössligasse, ebenfalls ein ehemaliger Basler Landsitz, erwähnt. Seine
Verwendung als Musikschule machte eine vollständige Auskernung, den Einbau von Betondecken
, schallhemmenden Türen und Fenstern und einer modernen Beleuchtung erforderlich
. Auch wenn das Resultat optisch - und akustisch - zu befriedigen vermag, das
Ergebnis wurde in diesem Fall mit einem enorm hohen Aufwand erreicht, die eingegangenen
Kompromisse sind nicht zu übersehen!

Der Riehener Dorfkern macht deshalb noch einen einigermaßen intakten Eindruck,
weil eine beträchtliche Zahl nichtbäuerlicher Anwesen das Bild des alten Riehen prägen.
Indessen warten auch in Riehen die letzten noch vorhandenen bäuerlichen Anwesen darauf
, eine neue, ihrer ehemaligen Funktion angemessene Zweckbestimmung zugewiesen
zu erhalten.

5. Handwerkliche Traditionen sind am Aussterben

Das Baugewerbe bildet - trotz der rapiden Fortschritte vergangener Jahrzehnte - eine
eigenartige Symbiose zwischen archaischer Handwerkstradition und moderner Technologie
. Der Verfasser dieser Zeilen hatte als Architekt Gelegenheit, in den vergangenen
zehn Jahren zahlreiche unter Denkmalschutz stehende Bauten in und um Riehen zu restaurieren
. Er hat dabei die Erkenntnis gewonnen, daß die Restauration historischer
Bausubstanz nur dann zu befriedigenden Ergebnissen führt, wenn die bauliche Erneuerung
eines Hauses mit den traditionellen Materialien und Arbeitstechniken aus der Entstehungszeit
des Objektes durchgeführt wird. Die Zahl der Handwerker, die diese Techniken
beherrschen, ist jedoch im Schwinden begriffen, in einzelnen Handwerksgattungen
ist das Wissen um diese Techniken ganz verloren gegangen. Hier muß mit viel Geduld
und im Gespräch mit den ausführenden Fachleuten das Verständnis für die spezifischen
Ansprüche des Objektes geweckt werden. Ist dies einmal gelungen, so wächst
auch die Freude des Ausführenden an seiner im eigentlichen Sinne schöpferischen Arbeit
. Als positive Erfahrungen aus meiner Tätigkeit darf ich das Ein- und Mitgehen der
traditionellen Handwerker, wie Maurer, Zimmerleute, Dachdecker, Steinmetze,
Schreiner, Maler und Schlosser, bei der Lösung von Restaurationsaufgaben erwähnen.
Zu oft steht die Restaurationstätigkeit in unseren historischen Stadt- und Dorfkernen im
Spannungsfeld zwischen den elitären Ansprüchen einer rein wissenschaftlich orientierten
Denkmalpflege und dem allerorts anzutreffenden wohlmeinenden Pfuschertum.
Aus dieser Sackgasse vermag nur der in den traditionellen Arbeitstechniken geschulte,
instinktsichere Handwerker herauszuführen.

6. Die Finanzen

Auch bei einem Verzicht auf Spitzenkomfort und vor allem mit einem Verzicht auf
maximal mögliche Nutzungen ist die Renovation historischer Bausubstanz für den privaten
Liegenschaftseigentümer in den seltensten Fällen ein Geschäft. Im Kanton Basel-
Stadt hat die aus der Krisenzeit der Dreissiger Jahre stammende Institution des Arbeitsrappens
im doppelten Sinne eine segensreiche Wirkung entfaltet, nämlich

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