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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 1.1981
Seite: 143
(PDF, 31 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-01/0145
A. Schütte (Köln 1941). Das »Handbuch der Namen und Heiligen« von Otto Wimmer
(Innsbruck, Wien, München 1966) dagegen erwähnt die drei Eichseier Jungfrauen bzw.
deren Namen nicht. Nur St. Chnschona wird hier genannt.

Wenn ihr Kult auch nicht gesamtkirchlich geübt wird, ist er doch kirchenrechtlich anerkannt
als von regionaler Bedeutung. Aber St. Chrischona ist keineswegs Patronin des
nach ihr genannten Kirchleins gewesen. Es ist überhaupt kein sicheres Patrozinium
überliefert. Man hat nur — aufgrund von Flurbezeichnungen — vermutet, Kirchenpatron
könne der hl. Briccius, Nachfolger des hl. Martin als Bischof von Tours, gewesen
sein. Aufgrund der Grabungsergebnisse unter der Kirche, die vor allem Kinderbegräbnisse
in besonders großer Zahl nachgewiesen haben, ist diese Annahme verstärkt worden
, denn Briccius war besonders als Heiliger der Kinder verehrt. Gibt es nun vielleicht,
im Zusammenhang mit ihr, eine n ettere Dreizahl heiliger Jungfrauen rund um Basel?

Etwa wie manche meinen, St. Chrischona, St. Margaretha und Odilia? Sehen wir
nach, was uns die erwähnten Lexika zu dieser Frage zu sagen haben. Dazu müssen wir
vorweg die Patrozinien der beiden noch infrage kommenden Kirchen von Obertüllingen
und Binningen, eben des Margrethen-Kirchleins, kennen^'. Von Obertüllingen ist kein
Kirchenpatron, also weder Heiliger noch Heilige, denen die Kirche geweiht gewesen
wäre, nachweisbar oder überliefert. Das ist deshalb eigenartig, weil Beziehungen zum
Kloster St. Blasien bestanden haben dürften, man weiß aber nicht, welcher Art. Da gerade
Klosterurkunden und -Akten im allgemeinen gut überliefert sind — wenn auch viele
alte Bestände durch Brände und Krieg vernichtet worden sind, lassen oft jüngere Urkunden
auf frühere Verhältnisse Rückschlüsse zu — so muß man aus dem bisherigen Fehlen
jeder Art von Nachrichten4, schließen, daß die Kirche in Obertüllingen vor der Reformation
weder eine besondere kirchliche, noch eine wirtschaftliche Bedeutung — z. B. als
Wallfahrtsziel — gehabt hat.

Bleibt also noch die Frage nach dem Margarethen-Patrozinium" fürs Binninger
Kirchlein. Die römische Biblioteca Sanctorum nennt 20 Margarethen als Heilige und Selige
. Als erste ist »Margherita santa, martire di Antiochia di Pisida« genannt, für die auf
einen älteren Namen »Marina« verwiesen wird. Ihre Legende geht auf frühchristliche
Zeiten des Vorderen Orients zurück. Die übrigen hier folgenden 19 hhl. oder seligen
Margarethen sind etwa seit der Mitte des 13. Jh. geboren oder haben damals und noch
viel später gelebt, und zwar als historisch bestimmte Personen. Das »Lexikon der deutschen
Heiligen« ( Torsy) nennt 33 heilige und selige Margarethen, als erste ebenfalls die
Margaretha von Antiochien in Pisidien. Hier ist in unserem Zusammenhang interessant,
daß es für Tirol »die drei hhl. Madl« Margaretha, Katharina und Barbara nennt (als
Schützerinnen des Nähr-, Lehr- und Wehrstandes). Man kann die Aussagen aller bisher
erwähnten Heiligen-Lexika und -Bücher über die älteste hl. Margaretha wie folgt zusammenfassen
: Ihre Legende ist apokryph, d. h. historisch sehr unbestimmt, ihr Kult ist
über den venezianischen Machtbereich in die heutige römische Kirche gelangt. Erste
Translationen (Verbringung) von Reliquien der Margaretha sind für 908 und 1145 in das
Gebiet Venedigs erfolgt. Im Abendland bekannt geworden ist ihr Kult erst durch die
Kreuzzüge, und hier wurde sie eine der 14 Nothelfer.

Es ist eben diese Hl. Margaretha von Antiochia, deren Verehrung im Lauf des 12. Jh.
in unser Gebiet gelangt ist, die einzig als Patronin des Binninger Kirchleins in Frage
kommt. Ihr Patrozinium ist seit 1251 urkundlich als bestehend belegt. Da der älteste Kirchenbau
dort nach neueren Untersuchungen aber als karohngisch (8. Jh.) erwiesen ist, ist
wahrscheinlich, daß diesem Patrozinium ein älteres, aber unbekanntes vorausgegangen
ist. Es kann also nach all dem kein Zusammenhang mit der Chrischona-Legende bestehen6
.

Die Legende der hl. Odilia stammt aus dem 10. Jh., ist also etwas jünger als die der hl.
Ursula, zu der die der Chrischona und der Kunigundis, Mechtundis Wibrandis gehören.
Sie dürfte zu einer historischen Persönlichkeit gehören, da sie und ihr Kloster in einer
Schenkungsurkunde von 783 genannt sind. Ein Vergleich der genannten Heihgen-Lite-

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